Auch im Jahr 2023 war Kolumbien mit einer komplexen Menschenrechtssituation konfrontiert, insbesondere für ethnische Gemeinschaften in ländlichen Gebieten. Der Amtsantritt von Präsident Gustavo Petro weckte Hoffnungen auf deutliche Veränderungen für die am meisten gefährdeten Bevölkerungsgruppen des Landes. Im vergangenen Jahr gab es jedoch politische und soziale Herausforderungen, die den Weg des Wandels erschwerten. Die Regierungsinstitutionen sahen sich mit dem Erbe früherer Verwaltungen oder mit einigen der derzeitigen regionalen und lokalen Machthaber*innen konfrontiert. Zudem gab es Kritik an der Regierung, beispielsweise für exzessive Ausgaben oder für die Vergabe von Aufträgen an enge Freunde der Präsidentenfamilie. Das Land hat aber trotzdem wichtige Fortschritte gemacht.
21. Dezember 2023 Kolumbien: Basisorganisationen in den Territorien wollen endlich Frieden
Dokumentation der Online-Veranstaltung vom 21. Dezember 2023 mit Mitgliedern von indigenen, afrokolumbianischen und bäuerlichen Gemeinschaften in Kolumbien sowie mit Organisationen der Zivilgesellschaft und der kolumbianischen Diaspora in Europa
In den indigenen, afrokolumbianischen und bäuerlichen Gemeinden und Gebieten Kolumbiens geht die Gewalt trotz des Friedensabkommens aus dem Jahr 2016 mit der damals größten Guerilla-Gruppe, den FARC, weiter. Trotz der Unterstützung der neuen progressiven Regierung sind die Gemeinden weiterhin Drohungen und Verletzungen ihrer Grundrechte ausgesetzt.
Das Jahr 2022 in Kolumbien war zweigeteilt: die Zeit vor und die Zeit nach den Präsidentschaftswahlen. Seit August 2022 hat Kolumbien die erste progressive Regierung und die erste afro-kolumbianische Vizepräsidentin in der Geschichte des Landes. Vor den Wahlen berichteten die Nachrichten täglich von Massakern, gewaltsamem Verschwindenlassen und Vertreibungen, über Ermordungen und Drohungen gegen Führungspersönlichkeiten besonders in ländlichen Gebieten. Seit den Wahlen ist eine angespannte Ruhe eingetreten. Die Opposition, angeführt von der extremen Rechten, tut ihr Bestes, um die von der neuen Regierung geplanten Änderungen zu diskreditieren.
Bei dieser Gelegenheit berichteten wir allgemein über die Arbeit der kolumbianischen Wahrheitskommission auch im Ausland. Wir sprachen auch über die Bedeutung von Kunst und Kultur für die Erinnerungs-, der Versöhnungs- und der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit. Welches sind die wichtigsten Schlussfolgerungen aus der Sicht unserer Gäste? Und welche Empfehlungen und Forderungen bleiben für die kolumbianische Diaspora und die deutsche Zivilgesellschaft? Lies weiter und finde es heraus ;-)
16. Mai 2022, Geschichte aus El Amazonas und El Chocó
Bei einem Spaziergang durch die Münchner Innerstadt sprachen wir über das Leben und die ökologischen, ethnischen und menschenrechtlichen Herausforderungen in zwei indigenen Gemeinden in Kolumbien. Mit Killa Becerra aus dem Amazonasgebiet und Gabriel Marrugo aus dem Regenwald Chocó diskutierten wir auch über Ideen und Projekte, die hier und dort entwickelt werden sollten, um ihre Gebiete, die letzten Regenwälder Lateinamerikas, zu erhalten. Was haben uns Gabriel und Killa über ihre Gemeinden erzählt? Lies weiter und finde es heraus ;-)
"Wenn ein Volk mitten in einer Pandemie auf die Straße geht, um zu protestieren, dann deshalb, weil die Regierung gefährlicher ist als das Virus" war der Slogan bei den landesweiten Protesten 2021 in Kolumbien. Es war ein bewegtes Jahr, mit einer neuen und offensichtlichen Konflikt- und Gewalteskalation. Aus diesem Grund wurde die Stimme der Bevölkerung laut und es kam zu Massenprotesten. Der folgende Bericht stellt einige der wichtigsten Ereignisse im Land vor. Der Bericht konzentriert sich auf die Hauptprobleme, die die Friedenskonsolidierung im Land behindern und dadurch mit unseren Aktivitäten in Verbindung stehen.
Die Flutkatastrophe am Hidroituango-Staudamm im Frühjahr 2018 hat Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden an Kolumbiens größter Baustelle international in den Fokus gerückt. Dabei sind Straftaten im Zusammenhang mit dem Großprojekt bereits seit Jahren öffentlich bekannt und umfassend dokumentiert. Betroffene und Menschenrechtsverteidiger*innen, die Widerstand gegen das Projekt leisten und sich für ihre Rechte einsetzen, werden bedroht und ermordet. Deutsche Unternehmen hielt das nicht davon ab, Hidroituango mit Krediten, Rückversicherungen, Elektronik und Hydraulik zu versorgen.
Illegaler Anbau in indigenen Gemeinden – Der Fall Inga in Aponte (Nariño)
„Das Friedensabkommen wird in keiner Weise eingehalten. Im Gegenteil, die Gewalt nimmt zu, ebenso die Menschenrechtsverletzungen, Großunternehmen plündern zunehmend und mit wachsendem Einfluss in unseren Gebieten. Wir indigene Gemeinden sind die, die am stärksten unter den Folgen leiden. Wir werden weiterhin massakriert“, so Leandro Janamejoy.
Trotz Fortschritten bei der Arbeit der eigens für den Friedensprozess eingerichteten Übergangsjustiz, stiegen die Gewalt und die Menschenrechtsverletzungen in Kolumbien weiter. Das Land erlebte eine erneute Eskalation der Konflikte, wie sie zuletzt in den 80er und 90er Jahren zu beobachten gewesen war. Der Mangel an politischem Willen der Regierung, Korruption und der Krieg um Ressourcen ließen nicht zu, dass der Frieden seinen Raum fand. Die Natur und die Umwelt wurden ebenfalls stark belastet. Zusätzlich erschwerte die Pandemie die Lage erheblich und machte die Ungleichheiten im Land noch sichtbarer.
07. Dezember 2020: Bürgerschaftliches Engagement über Grenzen hinaus
Dialog aus der Perspektiven der kolumbianischen aktiven Migranten zu ihrem bürgerschaftlichen Engagements und zu den Möglichkeiten der Partizipation in Deutschland. Ein Dialog aus den Auswirkungen der Entwicklungsmodellen auf die Migration.
Im Westen Kolumbiens, nah an der Grenze mit Panamá, fegte am 29. November ein schrecklicher Brand über einen großen Teil der Gemeinde Riosucio hinweg. 72 Familien haben ihr Zuhause und all ihr Hab und Gut verloren. Mehr als 350 Menschen sind betroffen, zwei von ihnen starben in den Flammen.
Rohstoffausbeutung und Konflikt in Kolumbien nach dem Friedensabkommen von 2016
Erfahrungen und Perspektiven aus verschiedenen Regionen (Virtuele) Rundreise Kolumbien erlebt eine neue Eskalation des bewaffneten Konflikts. Trotz mehrerer Friedensabkommen mit paramilitärischen und Guerilla-Gruppen bleiben die Motive des Krieges bestehen. Eine (virtuelle) Reise durch verschiedene Regionen in Kolumbien mit den Kernfragen: Wie ist die Lage in der Region? Welche Veränderungen haben sich nach den Friedensabkommen vollzogen? Wie hat die Ausbeutung von Rohstoffen, die illegale Monokulturen oder die Agrarindustrie die Suche nach Frieden und Nicht-Wiederholung behindert?
Für eine DIVERSE Wahrheit – aus Kolumbien und aus dem Exil
MÜNCHEN (10.8.2020 oeku-buero). In einer bewegenden Online-Konferenz der kolumbianischen Wahrheitskommission, die vom Ökubüro und mehreren anderen Organisationen unterstützt wurde, erinnerten LGBTIQ*-Aktivist*innen am 18.07.2020 an die Mitglieder der Community, die unter den Augen einer gleichgültigen oder feindlichen Gesellschaft ermordet oder verschwundengelassen wurden und weiterhin werden. Sie berichteten von ihren Erfahrungen in Kolumbien, aber auch von den Verletzungen elementarer Rechte auf der Suche nach Zuflucht in Europa, forderten Reparationsprozesse und Garantien für eine Nicht-Wiederholung der Verbrechen gegen die Community.
Wir haben einige Ausschnitte transkribiert und auf Deutsch übersetzt. Die Texte und der Link zu der Aufnahme der Konferenz finden sich hier.
Eine neue Eskalation des Konfliktes in Kolumbien – Zusammenfassung einer Onlinebegegnung
Liebe Kolumbien-Interessierten Unser Kolumbienreferent hat die Veranstaltung „Erinnerung, Widerstand und Engagement fürs Leben!“ sehr aktiv unterstützt. Sie fand am 18.06.2020 statt mit Clara María Ávila Peña, Paola Andrea Ararat Nazarit, Gabriel Marrugo Ávila und Jonas Rüger in Vertretung von Jhoe Nilson Sauca Gurrute, der leider aus Sicherheitsgründen in seiner Gemeinde verhindert war.
Hier finden sich das Protokoll der Veranstaltung und die Folien der Referent*innen auf Spanisch.
Enorme Widersprüche kennzeichneten die gesellschaftliche Dynamik Kolumbiens 2019. Einerseits verzeichnete das Land das größteWirtschaftswachstum in der ganzen Region, andererseits waren viele Bürger*innen unzufrieden mit Maßnahmen der Regierung, die sie als ungerecht anprangerten. Außerdem gab es große Rückschritte in Bezug auf Frieden und Konfliktlösung. Im Laufe des Jahres eskalierten Konflikte mit neuen Akteur*innen, vergangen geglaubte Staatsverbrechen kehrten wieder. Die Regierung erlebte eine Welle der Ablehnung, die Popularitätswerte von Präsident Duque sanken erheblich.
Wir haben uns 2018 sehr bemüht, unsere Arbeit zu Kolumbien zu stärken - und haben es geschafft! Ab Januar 2019 verfügt das Ökumenische Büro über eine Kolumbienstelle. Damit können wir uns intensiver mit einem Land beschäftigen, das immer noch von einem internen Konflikt geprägt ist: illegale bewaffnete Gruppen gewannen an Macht, soziale und politische Aktivist*innen wurden weiterhin ermordet und Rohstoff- und Energie- Unternehmen verursachten Umweltkatastrophen. Darüber hinaus gab es im Jahr 2018 Präsidentschafts- und Kongresswahlen und Kolumbien ist erneut der weltweit führende Kokainproduzent.
Historischer Fortschritt - große Herausforderungen bleiben
Durch die Friedensvereinbarung sank die Gewalt im Land drastisch. Die Umsetzung des Abkommens stellt Kolumbien jedoch vor große Herausforderungen und stößt auch auf Widerstand. Neo-paramilitärische und kriminelle, in Drogengeschäfte und illegalen Bergbau verstrickte Gruppen bestehen weiter. Verhandlungen mit der ELN-Guerilla gestalten sich schwierig.
Die Landfrage und das Friedensabkommen mit der FARC-Guerilla
Chancen und Herausforderungen Konflikte um Landbesitz standen im Zentrum des bewaffneten Konflikts in Kolumbien. Ländliche Regionen sind der Hauptaustragungsort des Konflikts und zentral für die Umsetzung des Friedensabkommens.
Deutschland importierte 2016 19,4% seines Steinkohle-Bedarfs aus Kolumbien. Neben Russland, den USA und Australien ist Kolumbien eines der wichtigsten Lieferländer. Doch in Kolumbien ist der Kohlebergbau eine Bedrohung für Mensch und Umwelt: Flüsse trocknen aus, Menschen erkranken durch Kohlestaub, Gemeinden werden zwangsumgesiedelt.
Das Jahr 2017 wurde sowohl von der Umsetzung der Friedensverträge zwischen der kolumbianischen Regierung und den Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia (FARC, Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens) geprägt als auch vom Beginn des Wahlkampfes um die Präsidentschaft und um den Senat. All dies führte zu einer Spaltung des kolumbianischen Volkes und brachte gesellschaftliche Auswirkungen mit sich, die vor allem für die gefährdetsten Personengruppen negative Folgen haben.