kolonisiert - koffeiniert - assoziiert:
Eine Kampagne gegen das Assoziierungsabkommen der Europäischen Union mit Zentralamerika
Aktuelle Informationen zum Verhandlungsverlauf
Zusammen mit dem globalisierungskritischen Netzwerk Red Sinti Techan aus El Salvador hat das Ökumenische Büro Anfang 2008 eine Kampagne gegen das Assoziierungsabkommen EU-Zentralamerika initiiert. Das Ziel war, das Assoziierungsabkommen, die dahinterstehenden Interessen von Seiten der EU sowie seine Risiken präsenter in der öffentlichen Diskussion zu machen. Zahlreiche zentralamerikanische und bundesdeutsche Gruppen haben sich seitdem in einer breit angelegten Kampagne zusammengefunden.
Die Arbeitsgruppe zum Assoziierungsabkommen im Ökumenischen Büro entwarf eine Postkarten-und Plakataktion, auf der mit vier verschiedenen Motiven das Assoziierungsabkommen, die dahinter stehenden Interessen sowie der Widerstand dagegen thematisiert werden. Diese Materialien wurden bundesweit verteilt und ausgelegt/ausgehängt.
Unter dem Titel „EU neokolonial in Zentralamerika“ wurde zu einem Wochenendseminar vom 4. – 6. Juli in Grafrath bei München eingeladen, um die Wirtschaftspoltitk der Europäischen Union, insbesondere in Bezug auf Zentralamerika kritisch zu analysieren. Als Referenten waren dabei: Dr. Raúl Moreno, Wirtschaftswissenschaftler, Dozent an der Nationaluniversität El Salvadors, Mitglied der globalisierungskritischen Netzwerke Red Sinti Techan und Alianza Social Continental sowie Andreas Hetzer, Lecturer im Fach Politikwissenschaften an der Universität Siegen und Mitarbeiter bei der Informationsstelle Lateinamerika e.V. in Bonn. Im Mittelpunkt der Auseinandersetzungen stand das Assoziierungsabkommen, das die EU derzeit mit den Staaten Zentralamerikas verhandelt. Die TeilnehmerInnen des Seminars konnten sich mit dieser komplexen wirtschaftlichen Thematik vertraut machen und die Widerstands- und Aufklärungskampagne „kolonisiert – koffeiniert – assoziiert“ mitgestalten und vorantreiben. Die Moderation des Seminars wurde von der Arbeitsgruppe zum Assoziierungsabkommen des Ökumenischen Büros geführt, doch die TeilnehmerInnen brachten in alle Programmpunkte des Seminars eigene Beiträge und Ideen ein. So entstanden spannende, inhaltliche Diskussionen und konkrete Planungen für das Follow-up der Kampagne gegen das Assoziierungsabkommen. Als besondere Bereicherung wurde die Anwesenheit des salvadorianischen Ökonomen Raúl Moreno empfunden, der durch seine kompetenten und aufschlussreichen Analysen und durch seine engagierte, mitreißende Vortragsweise motivierende Anstöße für die Weiterführung der Kampagnenarbeit gab. Den Anspruch des Ökumenischen Büros, Solidaritätsarbeit zu leisten, wurde in diesem Seminar konkret gelebt und in die Praxis umgesetzt, dass der Norden und der Süden sich gegenseitig in ihrer politischen Arbeit unterstützen und voneinander lernen. Die Zusammenarbeit war eine Begegnung auf Augenhöhe, geprägt von Respekt und Anerkennung und die Verbindung der Kräfte im Einsatz für ein gemeinsames politisches Ziel.
Die TeilnehmerInnen des Seminars betonten bei der Auswertung, dass das Seminar trotz der relativ geringen Teilnahmezahlen außerordentlich fruchtbar und erkenntnisreich gewesen sei und sie zukünftig an der Kampagne mitarbeiten und diese ihre jeweiligen Kontexte einbringen wollen.
Im Anschluss an das Seminar hielt der salvadorianische Ökonom Dr. Raúl Moreno Vorträge zum Thema in München, Bonn, Kassel, Leipzig, Jena, Marburg und Berlin. Organisiert wurden diese Stationen von der ila - Informationsstelle Lateinamerika und dem Oscar-Romero Haus in Bonn, dem Uni-Kolleg Global Social Policies in Kassel, der Mittelamerika-Initiative Leipzig e.V., dem Eine-Welt-Haus e.V. und Attac in Jena, dem Weltladen Marburg sowie Atenco Resiste und Carea e.V. in Berlin. Während der Vorträge stellte eine Mitarbeiterin des Büros die Kampagne gegen das Assoziierungsabkommen vor und warb um Unterstützung. Die Kampagne stieß auf viel Interesse bei den TeilnehmerInnen, welche sich auch in die Mailingliste der Kampagne eintrugen. Während der Rundreise knüpften Raúl Moreno und die Mitarbeiterin des Büros gute Kontakte, um die Kampagne weiter auszubauen.
Ende August 2008 wurde die bundesweite Koordinierung mit anderen Solidaritätsgruppen intensiviert, um alle Aktivitäten gegen das Assoziierungsabkommen in einer groß angelegten Kampagne zusammenzuführen. Mittlerweile existiert eine gemeinsame Erklärung gegen das Assoziierungsabkommen und die gemeinsame Website stop-assoziierung.de. Durch Vortragstätigkeiten und Öffentlichkeitsarbeit wird das Thema bekannter gemacht. Im Mai 2009 luden wir den nicaraguanischen Aktivisten William Rodriguez für eine Vortragsrundreise ein. Im April 2010 protestierten wir gegen das Abkommen mit einer Theateraktion auf dem Münchner Marienplatz.
Im Mai 2010, unmittelbar vor der Verabschiedung des Abkommens beim EU-Lateinamerika-Gipfel in Madrid organisierten wir eine weitere, europaweite Rundreise mit Lorena Zelaya vom Bloque Popular Honduras und Carlos Aguilar vom lateinamerikanischen Netzwerk Grito de los Excuidos.
Ab 2011 beginnt die Ratifizierungsphase in den europäischen und zentralamerikanischen Parlamenten. Hierfür stehen weitere Aktivitäten an.
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Plakat- und Postkartenaktion kolonisiert - koffeiniert – assoziiert