Solidaritätsreise Honduras 2022
Unsere für 2020 geplante Solidaritätsreise nach Honduras muss wegen der Corona-Pandemie auf Anfang 2022 verschoben werden. Sie findet auf Einladung und in Kooperation mit der Organización Fraternal Negra Hondureña, OFRANEH, statt. OFRANEH tritt seit über 40 Jahren für kulturelle und Landrechte der indigenen Garífuna-Bevölkerung ein, deren traditionellen Territorien an der Nordküste von Honduras liegen. Die Garífuna sind Nachfahren afrikanischer Versklavter und Arawak-Indigener, die Ende des 18. Jahrhunderts von der Karibikinsel St. Vincent an die zentralamerikanische Küste deportiert wurden. Sprache, Tänze und Musik der Garífuna wurden im Jahr 2001 von der UNESCO in die Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen. In Honduras werden die Landrechte der Garífuna jedoch durch korrupte staatliche Behörden und externe wirtschaftliche Interessen bedroht. Tourismusprojekte, der Anbau von Ölpalmen, Viehwirtschaft, Wasserkraft- und andere Energieprojekte werden illegal durchgesetzt. Zudem sind Drogenkartelle in der Region aktiv. Für sie stellt die honduranische Küste einen wichtigen Handelsweg dar.
OFRANEH organisiert und verteidigt die Gemeinden gegen diese Interessen. Radiostationen in verschiedenen Garífuna-Gemeinden leisten dabei wichtige Informationsarbeit. Weitere Schwerpunkte der Arbeit von OFRANEH sind die Auseinandersetzung mit Genderfragen sowie mit der Klimakrise, von der die Menschen an der honduranischen Küste besonders betroffen sind.
Vallecito – die Zukunftshoffnung der Garífuna
Die Gemeinde Vallecito, weit weg von jeder größeren Ansiedlung und etwa zwei Stunden Fußmarsch von der honduranischen Karibikküste entfernt gelegen, gilt als Herzstück des friedlichen Widerstandes der Garífuna in Honduras. Bis 2012 noch von Großgrundbesitzer*innen und Drogenbaronen besetzt, die dort eine geheime Landepiste für Kleinflugzeuge unterhielten, ist die etwa 1.000 Hektar große Gemeinde heute wieder in Händen der Garífuna. Vallecito gehörte ihren Vorfahren und es wird nun zur Hoffnung für ein Überleben zukünftiger Generationen. Umzingelt von Ölpalmenplantagen und immer wieder belästigt von nicht eben wohlmeinenden Nachbar*innen bauen die ersten sechzig Einwohner*innen dort ein neues Gemeinwesen auf. Es gibt einen Kindergarten und eine Grundschule. Aus vielen Garífuna-Dörfern an der Küste wurden resistente, alte Sorten von Kokospalmen für eine Baumschule herbeigeschafft. Frauen pflanzen Yucca für das traditionelle Casabe-Brot. Unabhängige Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln ist das Ziel. Eine einfache Halle aus Holzstämmen und Palmblättern bietet ein Dach für traditionelle Zeremonien und basisdemokratische Versammlungen. Ein Gemeinderadio soll entstehen, die konkreten Planungen für eine Garífuna-Universität haben begonnen. 2020 will OFRANEH auch mit der Produktion von Kokosöl für den lokalen Markt beginnen.
Für all dies braucht Vallecito Sicherheit und mehr Einwohner*innen. Kein einfaches Unterfangen im Narcostaat Honduras, in Zeiten von Landraub durch Großprojekte und Sonderentwicklungszonen, der Kriminalisierung von Aktivist*innen und straffreien Morden an denen, die weiter für ihre Territorien streiten. OFRANEH ruft deshalb landesweit und international zur Verteidigung von Vallecito auf - friedlich, gewaltfrei und beständig.
Wir wollen internationale Präsenz zeigen, von OFRANEHs Erfahrungen lernen, Wissen austauschen und über Vallecito und die Kämpfe der Garífuna berichten. Dazu dient unsere Solidaritätsreise 2020.
Wir suchen Menschen, die
- Interesse an einer Zusammenarbeit mit Menschen in Honduras haben, die an Verbesserungen ihrer Situation und der Veränderung von politischen und sozialen Rahmenbedingungen arbeiten;
- Lust haben, sich gemeinsam mit einer Gruppe vorzubereiten, die Reise zu organisieren und dabei viel zu diskutieren;
- sich Zeit nehmen, um sich an drei Wochenenden über die politische Situation in Honduras, Geschichte, Kultur und Kämpfe der Garífuna sowie über Sicherheitsaspekte zu informieren, in ein Schwerpunktthema einzuarbeiten und die
- mit den vor Ort gewonnenen Erfahrungen weiterarbeiten wollen, z.B. durch Veranstaltungen, Medien-, Informations- und Öffentlichkeitsarbeit.
Wichtig für die Teilnahme sind
- Flexibilität, soziale und interkulturelle Kompetenz, Teamfähigkeit
- ein gewisses - bereits in der Praxis erprobtes - Maß an Stressresistenz in angespannten, schwierigen Situationen
- gute bis sehr gute Spanischkenntnisse
- die Bereitschaft und Fähigkeit, für einen Aufenthalten in einer abgeschiedenen, ländlichen und heißen Gegend ohne Strom, fließendes Wasser etc. die gewohnte Komfortzone zu verlassen.
Wir freuen uns über Teilnehmende, die außerdem
- Erfahrung mit Video, Social Media, Öffentlichkeitsarbeit, Journalismus
oder Menschenrechtsarbeit/Begleitung von bedrohten Menschenrechtsverteidiger*innen mitbringen oder aber - Interesse und vielleicht sogar Vorkenntnisse zum Thema Kokos (Baumschule, Ölgewinnung, Weiterverarbeitung von Kokosprodukten, z.B. zu biologischen Waschmitteln, artesanía) haben
- Lust haben, gemeinsam mit OFRANEH und den Bewohner*innen von Vallecito Workshops zu veranstalten
Logistisches
Die Gesamtdauer der Reise beträgt incl. An- und Abreise vier Wochen. Sie wird voraussichtlich Anfang 2021 stattfinden. Den Zeitraum teilen wir nach Absprache mit OFRANEH mit, sobald das wegen der derzeitigen Corona-Pandemie möglich ist. Die genauen Reisedaten werden von den Teilnehmenden in gemeinsamer Absprache festgelegt.
Zur Reise gehören drei Vorbereitungs- und ein Nachbereitungsseminar. Eine unverbindliche Teilnahme am ersten Seminar ist möglich. Auch am Thema Interessierte, die vielleicht nicht selbst reisen, aber unterstützen wollen, sind willkommen. Nach dem ersten Seminar findet sich die Reisegruppe verbindlich zusammen und plant gemeinsam weiter.
Bei Interesse meldet euch gerne hier:
Ökumenisches Büro für Frieden und Gerechtigkeit e.V.
Andrea Lammers (Honduras-Referentin)
Tel. 089 – 4485945
elsal@oeku-buero.de
Das Ökubüro organisiert seit den 1980er Jahren Brigaden nach Nicaragua und El Salvador und ist Gründungsmitglied des Zusammenschlusses HondurasDelegation. Die HondurasDelegation ist ein 2010 gegründetes Solidaritäts-Netzwerk aus Gruppen und Einzelpersonen in Deutschland und Österreich. Wir haben bisher fünf Delegationsreisen nach Honduras durchgeführt; außerdem organisieren wir Rundreisen von honduranischen Menschenrechtsaktivist*innen in Deutschland und Europa, begleiten honduranische Aktivist*innen, organisieren Veranstaltungen, Eilaktionen sowie öffentliche Protestaktionen zu Honduras und veröffentlichen regelmäßig in Printmedien, Radios und Online: https://hondurasdelegation.blogspot.com/