Ayotzinapa: ein Jahr Straflosigkeit, ein Jahr Widerstand

26.09.15

Demo

Auftakt: 12.30 Uhr Geschwister-Scholl Platz, München
Abschluss: Wittelsbacherplatz
Veranstaltet von Pacta Servanda e. V. und #yosoy132Múnich.

Kundgebung gegen das Vergessen
Anläßlich der Mexikanischen Feier des Mexikanisch-Deutschen Kreises in Bayern
Ab 18:00 Uhr
Gegenüber Waldheim 1, 81377 München
Veranstalter Öku-Büro München
27.09.15 
19:00 Einewelthaus Schwanthalerstr. 80 
R111-112

Filmvorf ührung "Ayotzinapa: Chronik eines Staatsverbrechens"
Mex 2015, 101 Min. (OMU)

Danach
Vorstellung des Berichtes der Interdisziplinären unabhängigen Expertengruppe der Interamerikanischen Menschenrechtskommision (GIEI)
Veranstalter Öku- Büro München

 

Ein Verbrechen, das nie hätte begangen werden können...

Täter, die nicht lange straflos hätten bleiben sollen...

wenn man in einen Rechtsstaat leben würde.


Was soll man von einem Staat halten, der selbst das schwerste Verbrechen seiner jungen Geschichte begeht? Denn in Ayotzinapa war der Staat der Täter! Das Massaker von Iguala ereignete sich in der Nacht vom 26. auf den 27. September 2014 in Iguala im Bundesstaat Guerrero. Ein am 6. September 2015 veröffentlichter Bericht der GIEI (interdisziplinäre, unabhängige Expertengruppe) dokumentiert die Angriffe durch Polizei und weitere Uniformierte inkl. Militärangehörige auf unbewaffnete Studenten und weitere Zivilpersonen in Iguala. 43 Studenten der Lehramtsschule Isidro Burgos von Ayotzinapa wurden nachweislich durch Polizeieinheiten festgenommen und Opfer gewaltsamen Verschwindenlassens. Sechs Personen wurden illegal hingerichtet. Mehr als 40 Personen wurden in jener Nacht – zum Teil schwer – verletzt. Die Expertengruppe weist nach, dass die Ermittlungen der mexikanischen Regierung zu dem gewaltsamen Verschwindenlassen von 43 Lehramtsstudenten aus Ayotzinapa unzureichend waren, Beweise manipuliert und bewusst falsche Untersuchungsergebnisse veröffentlicht wurden. Der gesamte Sicherheitsapparat (lokale Polizei, Landes- und Bundespolizei sowie das Militär) waren in Echtzeit über die ersten Angriffe, den Beschuss und die Festnahme unbewaffneter Studenten sowie weiterer Zivilisten in Iguala informiert. Neben der lokalen Polizei waren weitere Uniformierte an den Übergriffen beteiligt. Ermittelnde Behörden und die Generalbundesanwaltschaft (PGR – Procuraduría General de la República) haben ihre Beweisaufnahme unter Missachtung grundlegender Standards durchgeführt. Das Militär ist trotz Präsenz vor Ort nicht bereit, Dokumente offenzulegen oder Zeugenbefragungen durchführen zu lassen. Die GIEI durfte weder Interviews mit Mitgliedern des Bataillons 27 führen, noch die Kaserne besichtigen. Die von der PGR vertretene These, die Studenten seien Mitgliedern der organisierten Kriminalität übergeben und auf der Müllhalde von Cocula verbrannt worden, sind nicht haltbar. Die Studenten der Hochschule von Ayotzinapa, insbesondere jene, die die Verbrechen in Iguala direkt als Betroffene miterlebten, sind traumatisiert und haben erhebliche Schwierigkeiten, sich auf ihr Studium zu konzentrieren. Erschwerend kommt hinzu, dass sie wiederholt Opfer von Verbrechen werden, beispielsweise durch Drohanrufe. Angehörige der festgenommen und verschwundenen Studenten haben körperliche und psychische Erkrankungen. Die meist prekäre wirtschaftliche Situation der betroffenen Familien hat sich deutlich verschlechtert, sowohl durch erhöhte Ausgaben für die Suche, als auch durch Einkommensverluste. Auch die Familien der verletzten Studenten sind direkt betroffen. Kosten für die Versorgung der Verletzten wurden nur teilweise durch staatliche Behörden aufgebracht. Der Filmemacher Xavier Robles hat zusammen mit einer Gruppe von weiteren 15 Filmemacher_innen ehrenamtlich den Film „Ayotzinapa: Chronik eines Staatsverbrechens“ realisiert. Im Film kommen u.a. Überlebende und Angehörige der Verschwundenen zu Wort. Sie erzählen, wie der mexikanische Staat durch seinen Sicherheitsapparat ein Verbrechen begangen hat und wie er durch sein Justizsystem versucht, eine Strafe für dieses Verbrechen zu unterbinden.  Die international renommierten Mitglieder der GIEI haben sechs Monate lang die bisherigen Ermittlungen zu den Verbrechen, die Suche nach den Verschwundenen und die Betreuung der betroffenen Familienangehörigen ausgewertet. Die Arbeit der GIEI war eine Forderung der Eltern und durch eine Vereinbarung zwischen der Interamerikanischen Menschenrechtskommission und der mexikanischen Regierung möglich geworden. Nach der Filmvorführung wird der Bericht der internationalen Expertengruppe vorgestellt.

 

Zurück zur Eventübersicht