Ehemalige Flüchtlinge und Binnenvertriebene des Bürgerkrieges in El Salvador engagieren sich gegen das Vergessen
Bellvue de Monaco, Müllerstr. 2, München
Öffentliche Veranstaltung mit Lesungen und Musik am Freitag, den 19. Mai 2017 19:00 im Bellvue de Monaco, Müllerstr. 2, München - Eintritt kostenlos, Spenden zugunsten des Projektes „Fe y Esperanza“ erwünscht
Vor 25 Jahren ging der lange und blutige Bürgerkrieg in El Salvador zu Ende. El Salvador war damals das Land mit dem prozentual höchsten Anteil an Flüchtlingen und Binnenvertriebenen weltweit.
Das Land und die internationale Öffentlichkeit gingen nach den Friedensverträgen zur Tagesordnung über. Sowohl die Schicksale der Flüchtlinge und Vertriebenen, als auch die Erinnerung an und das Bewusstsein für die institutionelle staatliche Gewalt gegen große Teile der Bevölkerung gerieten in Vergessenheit. Das Trauma besteht dennoch fort und die Kultur der Gewalt ist ungebrochen. Diese Zusammenhänge sind in der Traumaforschung aufgrund der Erfahrungen mit Überlebenden der NS – Verfolgung bekannt, und es wird immer deutlicher, dass sich nicht behandelte Traumatisierungen auf die folgenden Generationen übertragen.
Mit sehr begrenzten Mitteln haben die ehemaligen BewohnerInnen des Flüchtlingslagers „Fe y Esperanza“, damit begonnen, Zeitzeugenberichte zu sammeln und zu veröffentlichen, Ehemaligentreffen zu organisieren und psychotherapeutische Betreuung anzubieten. Durch die Erinnerungsarbeit erfahren viele Kinder und Enkelkinder der ehemaligen Binnenvertriebenen erstmals von der Geschichte ihrer Familie und damit auch ihres Landes.
Dabei kommt den ehemaligen Flüchtlingen zugute, dass in dem Flüchtlingslager, das damals von der Lutherischen Kirche El Salvadors betreut wurde, von Anfang an Selbstorganisation ermöglicht wurde. Die Bewohner waren nicht nur Objekt der Entscheidungen anderer, sondern konnten weitgehend sowohl den Alltag als auch die Verwaltungs- und Entscheidungsstrukturen in Eigenregie organisieren.
Von Anfang an war die Präsenz internationaler BeobachterInnen Teil des Konzeptes. Die Solidarität hat den Menschen damals Kraft gegeben. Die Erfahrungen der BeobachterInnen, die „Fe y Esperanza“ während des Bürgerkriegs in den 1980ger Jahren kennengelernt haben, prägen sogar Flüchtlingsprojekte, die aktuell in Deutschland von Haupt- und Ehrenamtlichen getragen werden.
Die Veranstaltung wird die Arbeit der Gruppe der ehemaligen Flüchtlinge vorstellen und ausgewählte Zeitzeugenberichte präsentieren, begleitet von der Musik der Gruppe Tohil aus El Salvador, die im Mai eine Konzertreise nach Deutschland absolviert.
Die Gruppe Tohil besteht aus vier Personen, die in El Salvador miteinander Musik machen und in Ihren Texten gesellschaftspolitische Themen aufgreifen. Sie arbeiten dafür, für die Herausforderungen der mittelamerikanischen Länder Bewusstsein zu schaffen. Die Menschenrechte sowie christliche Werte stehen im Mittelpunkt ihrer Botschaft. So ist z.B. das Lied “Stimmen der Liebe und des Lebens” den sechs 1989 erschossenen Jesuitenpatern der Zentralamerikanischen Universität in San Salvador gewidmet, deren Mörder bis heute nicht vor Gericht gestellt wurden. Gleichzeitig gehören aber auch Klassiker wie “Guantanamera” zum Programm. Mitsingen und Tanzen sind also erwünscht, je nachdem welche Ausrichtung eine Veranstaltung hat.
Der Name der Gruppe soll die Wurzeln und Identität ihres Volkes widerspiegeln. “Tohil” ist die Feuer-Gottheit des Volkes der Maya Quiché.
Ihre Instrumente sind verschiedener Herkunft. So kommen die Trommeln aus Argentinien, die Panflöte sowie die Mandoline aus Bolivien und die Flöten und Rasseln aus Zentralamerika. Einige Flöten, Pfeifen und Trommeln stammen aus vorkolumbianischer Zeit.
Nach der ersten CD “Voces de amor y vida”, die 2001 dank der finanziellen Unterstützung des Lutherischen Weltbundes produziert wurde, folgten weitere zwei CD´s.
Organisiert von der Gruppe: Memoria Histórica Fé Y Esperanza