Wochenendseminar der El-Salvador-Solidarität
Haus der Jugend, Deutschherrnufer 12, 60594 Frankfurt, Tel. 069/6100 1599
„Ninguna vida es ilegal – Kein Mensch ist illegal“
*(Para información en español, por favor escribir a kolumbien@oeku-buero.de)
** Infos zur Rundreise, Terminen und andere Referentinnen: hier klicken
Dieses Jahr referieren Angela Sanbrano (Los Angeles) und Luis López (El Salvador) zum Thema Migration:
Welche Auswirkungen hat die Politik der Trump-Administration nachdem bereits Obama die Deportationszahlen in Rekordhöhen trieb?
Wie funktionieren Sanctuary Cities, die Migrant*innen ohne Papiere Schutz gegen die föderale Abschiebungsbehörde „Immigration and Customs Enforcement“ (ICE) bieten?
Welche Folgen haben die verschärften Grenzregime und die Politik des Transitlandes Mexiko für die Migrant*innen?
Mit welchen Schwierigkeiten sind ihre Familienangehörigen konfroniert und wie ergeht es Deportierten und Rückkehrer*Innen?
Welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten gibt es zwischen den Kontinenten und wie können wir Solidarität und Widerstand vernetzen?
Angela Sanbrano wurde in Ciudad Juárez (Mexiko) geboren und wuchs im benachbarten El Paso (Texas) auf. Sie studierte Jura und Psychologie und war Direktorin des US-amerikanischen El-Salvador-Solidaritätskomitees CISPES und des Central American Resource Center CARECEN in Los Angeles. Dort ist sie bis heute om mehreren migrantischen Netzwerken aktiv. 2006 initiierte sie den „immigrant rights march“, der über eine Million Menschen auf die Straßen von Los Angeles brachte.
Luis Alberto López Martínez ist Gründungs- und Leitungsmitglied des „Komitees der Familienangehörigen von verstorbenen und verschwundenen Migrant*innen aus El Salvador“ (COFAMIDE) und nahm seit 2009 an mehreren Karawanen der Mütter und Angehörigen von Verschwundenen durch Mexiko teil.
Wann: 10. bis 12. November 2017
Uhrzeit: Der Seminar beginnt um 18:00Uhr
Veranstaltungsort: Haus der Jugend, Deutschherrnufer 12, 60594 Frankfurt, Tel. 069/6100 1599
Program:
Freitag, 10. November
Anreise und Anmeldung bis 18.00 Uhr
18.00 Uhr Abendessen
19.30 Uhr Begrüßung und Vorstellungsrunde
20.00 Uhr (Reise-)Berichte und Inputs der Gäste zur aktuellen Lage in El Salvador mit anschließender Diskussion
Samstag, 11. November
8.00 Uhr Frühstück
9.00 Uhr Vorträge und Diskussion
- Angela Sanbrano: Migration aus Zentralamerika in die USA; Selbstorganisation und Widerstand
- Luis Alberto López M.: Die Suche nach verschwundenen Familienangehörigen und die Situation der Zurückgebliebenen
12.30 Uhr Mittagessen
14.30 Uhr Arbeitsgruppen: Die Kämpfe für die Rechte von Migrant*innen und Familienangehörigen
- Handlungsoptionen in den USA, in El Salvador und für die internationale Solidarität
- Was muss sich ändern, damit die Suche nach Verschwundenen (mehr) Erfolg hat?
17.00 Uhr Diskussion: Wie weiter mit dem Bundestreffen?
18.30 Uhr Abendessen
Sonntag, 12. November
8.00 Uhr Frühstück
9.00 Uhr
* Aktionsvorschläge aus den AGs, Diskussion und Erarbeiten gemeinsamer Aktivitäten
* Infobörse
* Seminarkritik
13.00 Uhr Mittagessen + Abreise
Tagungsgebühr (inkl. Vollpension):
65,- Euro (ermäßigt 45 Euro)
bei Unterbringung in Doppelzimmern: 85,- Euro
Die Anmeldung wird verbindlich mit der Überweisung des Teilnehmer*innenbeitrags auf das Konto des Ökumenischen Büros für Frieden und Gerechtigkeit
IBAN: DE65 7015 0000 0056 1762 58,
BIC: SSKMDEMM,
Kennwort: El Salvador Seminar 10.-12. Nov.
Anmeldung zum Seminar bis spätestens 30. Oktober 2017 an Karin van Bracht
Es gibt nur wennige Plätze frei - Melde Dich bald an!
E-Mail: karinvanbracht@web.de
Veranstalter*innen:
Infostelle El Salvador, Frankfurt a. M.; INKOTA-netzwerk, Berlin; Kaffee-Kampagne El Salvador; Ökumenisches Büro für Frieden und Gerechtigkeit, München; und Zentralamerika-Sekretariat, Zürich
Gefördert durch Engagement global mit finanzieller Unterstützung des
den Katholischen Fonds sowie aus Mitteln des Kirchlichen Entwicklungsdienstes durch Brot für die Welt/Evangelischer Entwicklungsdienst.
Hintergrundinformationen:
*(Zum Thema Verschwindenlassen siehe http://gewaltsames-verschwindenlassen.de/basisinformationen)
Die Geschichte El Salvadors ist eine Geschichte der Migration. Als Folge einer relativ dichten Bevölkerung und einer extrem ungleichen Landverteilung entwickelte sich schon im 19. Jahrhundert Landflucht und bald darauf der Druck vor allem in das benachbarte Honduras zu emigrieren. Der kurze Krieg 1969 mit dem Nachbarland beendete die Migration nach Honduras und führte zur massenhaften Vertreibung salvadorianischer Siedler*innen. Dadurch verschärfte sich die gesellschaftliche und politische Polarisierung in El Salvador weiter, die schließlich 1980 zu einem offenen Krieg führte, der zwölf Jahre dauerte. Mehr und mehr Menschen machten sich auf den Weg nach Norden in die Vereinigten Staaten von Nordamerika. Wirtschaftliche Not und Perspektivlosigkeit ließen die Migration auch nach dem Friedensschluss 1992 andauern. Als weiterer Grund El Salvador zu verlassen ist in den letzten Jahren die wachsende Bandengewalt dazugekommen.
Bis heute machen sich täglich um die 500 Menschen auf den Weg nach Norden. Etwa sechs Millionen Menschen leben heute in El Salvador selbst und circa drei Millionen im Ausland, überwiegend in den USA – sehr viele von ihnen ohne Papiere und weitestgehend ohne Schutz. Die Überweisungen der in den USA lebenden Salvadorianer* innen an ihre Familien in der alten Heimat sind ein erheblicher Wirtschaftsfaktor. 2016 haben sie mit fast 4,6 Milliarden US-Dollar einen neuen Rekord erreicht, der circa 17 Prozent des Bruttoinlandsprodukts El Salvadors ausmacht. Die Grenzen werden undurchlässiger, insbesondere jene zu den USA, die Gefahren auf dem Weg mehren sich, die Preise der Schlepper steigen. Vor allem bei der Durchquerung Mexikos werden immer mehr Migrant*innen überfallen, verletzt und ermordet, sie verdursten in der Wüste von Arizona oder verschwinden spurlos. Zurück gebliebene Familienangehörige von Migrant*innen, die unterwegs umgekommen oder verschwunden sind, haben 2006 in El Salvador COFAMIDE gegründet, das „Komitee der Familienangehörigen von verstorbenen und verschwundenen Migrant*innen aus El Salvador“.
Der Sekretär für die Suche von COFAMIDE, Luis Alberto López Martínez, wird einer der Gäste des diesjährigen El-Salvador-Koordinationstreffens sein.
Ähnlich lang und kompliziert wie die Geschichte der Auswanderung aus El Salvador ist jene der Einwanderung in die USA. Seit Generationen haben in den Minen von New Mexico und Arizona mexikanische Bergarbeiter gearbeitet, und der Obst- und Gemüsebau in Kalifornien ist ohne mexikanische Landarbeiter*innen nicht denkbar. Ihre Kämpfe um bessere Löhne und Arbeitsbedingungensowie um Organisationsfreiheit sind Teil der Geschichte der Klassenkämpfe und der Arbeiter*innenbewegung in den USA. Geschätzte elf Millionen Arbeiter*innen halten die US-Wirtschaft als „undocumented“ in Gang. Sie haben keine ausreichenden Papiere, um frei von Angst vor Abschiebung zu leben und volle Sozialleistungen zu bekommen. Im US-Kongress wird seit vielen Legislaturperioden über eine umfassende Einwanderungsreform debattiert. Der letzte demokratische Präsident, Barack Obama, hat es zuletzt mit einem Regierungserlass versucht, der bis heute nicht umgesetzt worden ist, während er bei den Abschiebungen neue Rekorde aufgestellt hat. Sein republikanischer Nachfolger, Donald Trump, tönt von einer Mauer an der Grenze zu Mexiko, die bereits über weite Strecken extrem gesichert ist, verstärkt die Border Control und lässt die föderale Abschiebungsbehörde „Immigration and Customs Enforcement“ (ICE) wüten. Einhalt gebieten ihr lokale Polizeibehörden in den Sanctuary Cities, in denen in der Tradition des „sanctuary movement“, mit dem im 19. Jahrhundert aus dem Süden fliehende Sklaven geschützt wurden, Menschen ohne Papiere vor dem ICE-Zugriff bewahrt werden. Zugleich organisieren sich die Migrant*innen aus Lateinamerika seit Generationen selbst, um sich zu helfen und zu schützen. Die größte dieser Organisationen ist CARECEN (Central American Resource Center), das auch bei der Gründung von COFAMIDE Pate gestanden ist.
Unser zweiter Gast, Angela Sanbrano, ist in Ciudad Juárez im mexikanischen Bundesstaat Chihuahua geboren und im benachbarten El Paso im US-Bundesstaat Texas aufgewachsen. Sie hat Jura und Psychologie studiert, war Direktorin des US-amerikanischen El-Salvador-Komitees CISPES, von 1996 bis 2007 Direktorin von CARECEN-Los Angeles und ist bis heute im Vorstand von CARECEN aktiv. 2006 initiierte sie den „immigrant rights march“, der über eine Million Menschen auf die Straßen von Los Angeles brachte. Ihr wichtigstes Anliegen ist bis heute die Selbstorganisation und der Kampf gegen die Kriminalisierung von Migrant*innen.