Wasserkraftwerk am Fluss Mezapa: Friedliche Proteste erwirken vorläufigen Baustopp
Reisebericht aus Honduras – 2. Teil
Nach der Eskalation der vergangenen Tage, der Repression mit Tränengas gegen das Protestcamp und die Gemeinde in Pajuiles (Department Atlántida) und der ersten Verhandlung gegen kriminalisierte Gemeindemitglieder, kam es am 23. August zum Treffen zwischen den betroffenen Gemeinden, dem Wasserkraft-Unternehmen HIDROCEP und staatlichen Instanzen. Über 100 Bewohner*innen der Orte Los Planes und Pajuiles versammelten sich vor dem historischen Gebäude der Eisenbahngesellschaft in Tela, das noch aus den Zeiten der „Bananenrepublik" Honduras stammt, um ihren Protest gegen ein Wasserkraftwerk am Rio Mezapa kundzutun. Die Gemeinden haben eine lange Geschichte sozialer Kämpfe und gehören zu den wenigen, die dauerhaft von der Landreform des vergangenen Jahrhunderts nach dem Ende des US-Bananenimperiums profitieren konnten
Nun sollten sie einen Teilerfolg erringen – im Dialog mit Bürgermeisteramt, Vizeumweltminister, Vertretern des Unternehmens Hidrocep und den Gemeinden flussaufwärts. Vertreter der „Breiten Bewegung für Würde und Gerechtigkeit“ (MADJ) erreichten, dass sie zum Dialog zugelassen wurden. Vereinbart wurde schließlich ein vorläufiger Baustopp, die Revision der bisherigen Genehmigungsverfahren und die bitte an die Staatsanwaltschaft, die Anklagen gegen die kriminalisierten Gemeindemitglieder fallen zu lassen.
Martin Fernandez, Koordinator des MADJ, zeigte sich zufrieden, dass auch die Vertreter der Gemeinden flussaufwärts klar äußerten, dass sie vor Beginn der Bauarbeiten und des Konfliktes um das Kraftwerk keinerlei Streit mit ihren Nachbarn flussabwärts hatten und interessiert an einem friedlichen Zusammenleben sind. Die Protestcamps bleiben bestehen und die Einwohnerinnen von Pajuiles haben versichert, dass sie weiter organisiert und wachsam bleiben. Ob die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen die namentlich bekannten Aggressoren erheben wird, die am 4. August auf Oscar Martinez und Martin Fernandez einschlugen, ist allerdings noch unklar.
Am 28. August ist die Anhörung für weitere vier MADJ-Angehörige anberaumt. Im Zuge der polizeilichen Räumungsaktion hinsichtlich des Protestcamps am 15. August wurden die Gemeindemitglieder kriminalisiert und der „Teilnahme an nicht genehmigten Versammlungen und Schäden" beschuldigt.