Newsletter Januar 2022
Liebe Unterstützer*innen, Freund*innen und Interessierte,
die Ereignisse in Honduras schicken uns dieser Tage auf eine emotionale Achterbahn. Nach zwölf Jahren repressiver Post-Putsch-Regimes gibt es endlich die Chance auf eine demokratische Erneuerung des von einer Kollusion zwischen Staat, Unternehmen und organisiertem Verbrechen zerrütteten, militarisierten und extrem verarmten Landes. Doch da funken ausgerechnet Abgeordnete der neuen Regierungspartei Libre dazwischen und etablieren gemeinsam mit ihren Kolleg*innen der abgewählten traditionellen Rechts-Parteien ein Schattenparlament. Präsidentin Xiomara Castro tritt dennoch mit großer landesweiter und internationaler Unterstützung in einer bewegenden Zeremonie ihr Amt an. Sie bietet dem Anführer der Abtrünnigen ein Ministeramt an, will die Spaltung der Regierungspartei kitten. Doch der antwortet nicht und die Nationale Partei reicht Verfassungsklage gegen die Wahl des von Castro und ihrem Regierungsbündnis unterstützten Parlamentspräsidenten ein. Wir hoffen, dass aus dem honduranischen Aufbruch keine Tragödie wird und berichten regelmäßig auf unserer Website. Schaut/schauen Sie immer mal wieder rein!
Unsere neue Publikation versammelt Beiträge von Expert*innen und Aktivist*innen aus Lateinamerika und Deutschland zu diesen Themen:
- In El Salvador gilt das Recht auf Wasser – aber für wen?
- Libertäre Dystopien gegen das Leben (ZEDES/Honduras)
- El Salvador: Licht und Schatten rund um den Bitcoin
- Brasilien und der gesellschaftliche Disput um Agrargifte
- Die Verteidigung der Bergfeuchtgebiete in Chiapas/Mexiko
- Internationale Solidarität und planetarische Kämpfe
Zusätzlich findet ihr/ finden Sie den Vortrag der salvadorianischen Ökonomin Julia Evelyn Martínez zum Thema Bitcoin jetzt auch als Video (auf Spanisch) auf unserem Youtube-Kanal
Kolumbien Dossier: Deutsche Unternehmen und der Hidroituango-Staudamm
Die Flutkatastrophe am Hidroituango-Staudamm 2018 hat Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden an Kolumbiens größter Baustelle international in den Fokus gerückt. Dabei sind Straftaten im Zusammenhang mit dem Großprojekt bereits seit Jahren öffentlich bekannt und umfassend dokumentiert. Betroffene und Menschenrechtsverteidiger*innen, die Widerstand gegen das Projekt leisten und sich für ihre Rechte einsetzen, werden bedroht und ermordet. Deutsche Unternehmen hielt das nicht davon ab, Hidroituango mit Krediten, Rückversicherungen, Elektronik und Hydraulik zu versorgen. Wir haben uns an die Produktion einer Informationsbroschüre über diesen Fall beteiligt. Download über den Link im Titel.
Nicaragua: Movimiento Comunal Nicaragüense (MCN) kritisiert Preissteigerungen
Für 2021 meldet das nicaraguanische Finanzministerium ein bedeutendes Export- und Wirtschaftswachstum zwischen 9 und 9,5 Prozent. Fraglich ist, inwiefern sich dieser eigentlich positive Trend für die Bevölkerung bemerkbar macht, denn gleichzeitig steigt die Inflation auf 7,21 Prozent. Unsere Partnerorganisation, das Movimiento Comunal Nicargüense kritisiert diese Entwicklung und macht in einer Pressemeldung „große Händler, Zwischenhändler und Monopolunternehmen“ verantwortlich, die „ohne jegliche Rechtfertigung die Preise erhöhen“. Gleichzeitig fordert das MCN die Regierung auf, aktiver die Preise und Qualität von Waren des täglichen Bedarfs zu kontrollieren und regulieren. Hier die Pressemeldung des MCN auf Deutsch
Film „Expulsados – Vertrieben“ (43 Min., Spanisch mit dt. UT)
jetzt auf unserem Youtube-Kanal
Dort, wo in Honduras private, extraterritoriale Sonderentwicklungszonen (ZEDEs) geplant und gebaut werden, fürchten die Menschen Vertreibung. Der Filmemacher Dassaev Aguilar hat die Orte besucht, an denen die ZEDE Próspera und die ZEDE Morazán entstehen. Er hat deren Betreiber interviewt, mit Einwohner*innen der betroffenen Gemeinden gesprochen und die Protestbewegung gegen die ZEDE porträtiert.
Dazu neu in unserer Textsammlung zum Thema totalkapitalistische Privatstädte:
Kann die neue honduranische Regierung die ZEDE wirklich stoppen?
Diskussion mit Dassaev Aguilar und den Jurist*innnen Andrea Nuila und Joaquín Mejía
Ideologien und Netzwerke der Privatstadt-Lobby
Vortrag des Soziologen Andreas Kemper
Besondere Empfehlung:
Ökologische und soziale Auswirkungen des Drogenanbaus – Gespräch mit einem Aktivisten aus Kolumbien
2021 begleiteten wir einen indigenen Aktivisten aus Kolumbien im Rahmen eines Schutzprogramms in Deutschland. Er wird nun bei einer Abendveranstaltung der Grünen Landtagsfraktion in Thüringen über die enormen Probleme sprechen, die der Anbau von Pflanzen, aus denen illegalisierte Drogen gewonnen werden, für die indigenen Gemeinschaften mit sich bringt und mit Veranstalter*innen und Publikum über nationale und internationale Lösungsansätze diskutieren. Moderation: Alejandro Pacheco Zapata (Kolumbien-Referent, Ökubüro)
Mehr Infos und Zoom-Link auf unserer Website über den Link im Titel.
Spendenaufruf:
Honduras: Haus der Menschenrechtsaktivistin Hedme Castro niedergebrannt
Hedme Castro, Direktorin der Menschenrechtsorganisation ACI PARTICIPA in Honduras, war von März bis September 2021 im Rahmen des Schutzprogramms ESI (Elisabeth-Selbert-Initiative) für verfolgte Menschenrechtsverteidiger*innen Gast des Nürnberger Menschenrechtszentrums (NMRZ). Wie das NMRZ mehrfach berichtete, gingen die Drohungen und Angriffe gegen Hedme nach ihrer Rückkehr nach Honduras weiter. Anfang November 2021 wurde ihr Haus niedergebrannt, und im Dezember drängte ein Unbekannter das Fahrzeug ihrer Tochter von der Straße ab. Das Ökubüro ist regelmäßig in Kontakt mit Hedme, die uns auch in München besucht hatte und die wir zu Aktivitäten der Rostocker Gruppe unseres Netzwerkes HondurasDelegation begleiteten. Wir bitten um Spenden auf das Konto des NMRZ, damit Hedme und ihre Tochter bald wieder in ihrem Haus wohnen können.
Spenden unter: https://www.menschenrechte.org/de/2022/01/19/nach-der-zerstoerung-von-hedme-castros-haus-erste-spenden-helfen-beim-wiederaufbau/