Newsletter August 2024
Liebe Unterstützer*innen, Freund*innen und Interessierte,
wir laden Euch herzlich ein zu verschiedenen Events und inspirierenden Kunstaktionen anlässlich des Internationalen Tages für die Opfer gewaltsamen Verschwindenlassens am 30. August und zu einer Reihe von Veranstaltungen mit zwei Aktivistinnen aus El Salvador. Sie berichten uns im September und Oktober vom zivilgesellschaftlichen Widerstand gegen Diktatur und Ausnahmezustand. Zur Lektüre empfehlen wir euch heute die Nachrufe auf den Altmeister des partizipativen kommunitären Wandbildes, Checo Valdez, dem das Ökubüro so unglaublich viel zu verdanken hat. Für die Vielleser*innen unter euch gibt es zudem einen Hinweis auf eine tolle Graphic Novel von Kolleginnen des Kollektivs CADEHO und einen Artikel-Link zur weltweiten Bedeutung familiärer Geldsendungen, den so genannten „remesas“.
Schöne Grüße vom
Ökubüro-Team
VERANSTALTUNGEN
Kollektive Aktion gegen das Vergessen: Wo sind sie?
Internationaler Tag der Opfer des gewaltsamen Verschwindenlassens
Wo? Königsplatz, 80333 München
Von 17:00 Uhr bis 20:30
Internationaler Tag der Opfer des gewaltsamen Verschwindenlassens
Programm
17:00 Uhr: Installation und Begrüßung
Ab 17:00 Uhr: Ausstellungen und Action Painting
Offene Malaktion ¡Trazos contra el Olvido! Unter der Leitung des kolumbianischen Künstlers Jorge Hidalgo.
"Wo sind sie?” Wanderausstellung zum Verschwindenlassen in Mexiko. Von: Amnesty International (CASA) & Partner aus Südmexiko
„Silhouetten der Hoffnung": Ausstellung der Ergebnisse der Workshops zum Thema Menschenrechte und Verschwindenlassen, die in München und Münster stattgefunden haben.
19:30 - 20:00 Musik gegen das Vergessen (Solo Akustik)
Mit Encantada (Argentinien) @encantada.musik
Mehr Infos und Details auf unserer Website.
Bis wir sie finden!
Freitag, 30. August, 18:30 – 22:00 Uhr, Galerie Neurotitan, Rosenthaler Straße 39, 10178 Berlin
Hinter jedem auf dem Wandbild im Hof der Rosenthaler Straße 39 abgebildeten Gesicht und jedem Namen steckt eine Geschichte. Zum Internationalen Tag der Opfer von Verschwindenlassen 2024 veröffentlicht die Koalition gegen Verschwindenlassen als digitales Gegenstück zum Wandbild Kurztexte zu den einzelnen Personen. Diese stellen die individuellen Geschichten der Personen und die Umstände ihres Verschwindens sowie die Kämpfe ihrer Angehörigen für Wahrheit und Gerechtigkeit in den Mittelpunkt.
Im Anschluss an die Eröffnung der Veranstaltun vor dem Wandbild erinnern Jheysson Salas (Mitglied des Colectivo Sociojurídico Orlando Fals Borda) und Helena Urán Bidegain (Lateinamerikaforscherin, Beraterin des kolumbianischen Staates im Rahmen der Übergangsjustiz, Autorin des Buches „Mi Vida y el Palacio“) an die gewaltsam Verschwundenen im Rahmen des bewaffneten Konflikts in Kolumbien.
Zahlreiche Kollektive und besonders mutige Frauen, bekannt als Buscadoras, suchen auch in Kolumbien seit Jahren unermüdlich nach ihren verschwundenen Angehörigen. Diese Suchenden sind Kämpfer*innen für Wahrheit und Gerechtigkeit. Ihr Engagement hat bedeutende Fortschritte im Kampf gegen das Verschwindenlassen erzielt. Ihre Geschichten sind ein Zeugnis von Stärke und Widerstandsfähigkeit.
18:30 Uhr: Begrüßung am Wandbild der Verschwundenen von der Koalition gegen Verschwindenlassen
19:00 Uhr: Thematischer Input mit Helena Urán Bidegain und Jheysson Salas
20:30 Uhr: Informeller Austausch bei kolumbianischen Arepas und Musik
Mehr Info: https://www.fdcl.org/event/bis-wir-sie-finden/
Ausnahmezustand ohne Ende? - Soziale Mobilisierung gegen Bergbau und Repression am Beispiel El Salvador
23.9. - 11.10.2024 Speakerstour mit Vidalina Morales (ADES) und Marisela Ramírez (Bloque de Resistencia y Rebeldía Popular) Kleve, Eschborn, Frankfurt, Wolfenbüttel, Hamburg, Hannover, Berlin, München, Aalen
Attacken auf Menschenrechte und demokratische Institutionen, Unterdrückung jeglicher Opposition und massive Repression gegen die Bevölkerung, all dies verpackt in Marketing-Kampagnen vom „coolsten Diktator der Welt“, der Sicherheit, Tourismus-Paradiese und Bitcoin-Wohlstand verspricht. Vidalina Morales, Umweltschützerin und Präsidentin der Gemeindeorganisation ADES, und Marisela Ramirez, Aktivistin und Sprecherin der größten zivilgesellschaftlichen Oppositionsbewegung des Landes, berichten auf ihrer Rundreise darüber, was das international durchaus erfolgreich propagierte „Modell Bukele“ für ihr kleines Land bedeutet. Und wir wollen mit den beiden diskutieren, wo Resilienz und Widerstand gegen den weltweit expandierenden Autoritarismus und das extraktivistische Wirtschaftsmodell ansetzen können.
JETZT ZUM SEMINAR ANMELDEN!
Die Rundreise macht auch Station beim Bundestreffen der El Salvador-Solidarität in Frankfurt/M. Anmeldeschluss für alle, die beim ganzen Seminar (27.-29.9.) dabei sein wollen, ist der 1.September 2024. Näheres zur Anmeldung hier: https://www.oeku-buero.de/details/seminar-ausnahmezustand-ohne-ende.html Bitte den roten Kasten beachten
TRAUER UM CHECO VALDEZ
„An Sturheit grenzender Optimismus“
Ein halbes Dutzend große kollektive Wandbilder durften wir in München angeleitet und herausgefordert von Sergio „Checo“ Valdez Rubalcava verwirklichen. Nun ist der Altmeister des Mural Comunitario Participativo (MCP) 84-jährig in Mexico verstorben. Checo war überzeugt, dass Kreativität in jedem steckt, der etwas verändern will, und dass Veränderung nur gemeinsan geht. Er hat sich in seinem langen Leben an zahllosen kollektiven Kämpfen beteiligt und auch selbst mit Knast und Repression bezahlt. Weltweit entstanden durch Checos Arbeit an der Methode des MCP hunderte Wandbilder von Kollektiven und sozialen Bewegungen. Ihre gemeinsame kreative Kraft erwuchs aus der Überzeugung, dass die ungerechten, ungleichen, rassistischen und klassistischen Gesellschaften, in denen wir immer noch leben, verändert werden müssen, so Josefa Sánchez in der mexikanischen Tageszeitung La Jornada.
Auf unserer Website findet ihr einen kurzen Nachruf auf Deutsch https://www.oeku-buero.de/mexiko/checo-valdez.html und Bilder von den Münchner Murales https://www.oeku-buero.de/wandbilder.html Allen, die Spanisch lesen, empfehlen wir auch Daniel Tapias La travesía alemana de Checo Valdez: https://www.jornada.com.mx/2024/08/11/opinion/012a2pol
LEKTÜRETIPPS
Graphic Novel: Luchadoras - Kämpferinnen
Paola Reyes (Bilder) und Steffi Wassermann (Text) porträtieren zwei starke Frauen: Melissa Martínez, Garífuna von der honduranischen Karibik-Insel Roatán und Lina Prieto aus der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá. So unterschiedlich ihre Realitäten sind, verbindet beide Frauen die Fähigkeit, sich aus gewalttätigen Kontexten zu befreien und daraus die Stärke zu ziehen, gegen die bestehenden Ungleichheiten und patriarchalen gesellschaftlichen Verhältnisse zu kämpfen. In beiden Geschichten steckt auch hier die Erfahrung, dass dies nur gemeinsam gelingen kann. Unbedingt sehens- und lesenswert!!!
Bestellen oder Herunterladen könnt ihr die Graphic Novel hier: https://www.fdcl.org/publication/2024-03-28-luchadoras-kaempferinnen/
Remesas, Remittances, Remissen, Rücküberweisungen - Eine Quelle der Hoffnung und Sicherheit?
Nach Angaben der Weltbank sind private Rücküberweisungen von Migrant*innen seit 2015 die größte Quelle externer Finanzströme in Länder mit niedrigen und mittleren Einkommen (LMICs). Remesas gelten als erheblicher Beitrag zur Ernährungssicherheit und wichtige Quelle für Resilienz in Zeiten steigender Preise und hoher Inflation. Als sozialer Schutzfaktor stabilisieren sie das herrschende System und federn Krisen ab. Jeder siebte Mensch weltweit ist als Sendende*r oder Empfangende*r Teil der remesa-Ökonomie.
Ein Beitrag für die Zeitschrift Hinterland des Bayerischen Flüchtingsrates: https://www.hinterland-magazin.de/artikel/remesas-remittances-remissen-rueckueberweisungen-eine-quelle-der-hoffnung-und-sicherheit/