Mord an Facundo Cabral erschüttert Lateinamerika
Trauer und Beileidsnachrichten aus allen Ländern. Menchú: Er wurde wegen seiner Ideale ermordet
Von Malte Daniljuk
Guatemala-Stadt. Am gestrigen Samstag wurde der argentinische Liedermacher
Facundo Cabral in Guatemala Stadt ermordet. Nach Angaben der örtlichen
Polizei geriet sein Wagen auf dem Weg zum Flughafen in einen Hinterhalt, bei
dem er aus drei Fahrzeugen beschossen wurde. Gemeinsam mit Cabral befand
sich der nicaraguanische Konzertveranstalter Henry Fariña in dem von Kugeln
durchsiebten Auto. Präsident Álvaro Colom vermutete in einer ersten
Stellungnahme, das Attentat habe Fariña gegolten. Der Unternehmer wurde bei
dem Angriff schwer verletzt. Colom verhängte drei Tage Staatstrauer und
kündigte eine rückhaltlose Untersuchung der Gewalttat an.
Facundo Cabral, der als politischer Sänger in den siebziger Jahren weltweit
zu Berühmtheit gelangt war, hatte zuvor zwei Konzerte in Guatemala-Stadt und
in Quetzaltenango gegeben. Von den Liedern des heute 74-jährigen
Argentiniers wurde insbesondere die Ballade No soy de aquí, ni soy de allá
zum Welthit und in unzählige Sprachen übersetzt. Cabral hatte bereits seit
dem fünfziger Jahren Gitarre gespielt und gesungen, nachdem er seine
Kindheit in äußerster Armut verbracht hatte. Erst im Gefängnis lernte er
durch den Kontakt zu einem jesuitischen Priester lesen und schreiben. Er
brach ein Jahr vor seiner geplanten Entlassung aus und lebte auf
Wanderschaft.
Zwar gehörte Cabral, der sich selber als Anarchist bezeichnete, nie einer
bestimmten politischen Gruppe an, aber durch seine poetischen und
sozialkritischen Songs trug er maßgeblich zur Politisierung der
lateinamerikanischen Alltagskultur bei. Als im Jahr 1976 das Militär in
Argentinien putschte ging er ins Exil nach Mexiko und bereiste von dort aus
159 Länder zu Konzerten vor zehntausenden Menschen. Erst nach dem Ende der
Diktatur kehrte er 1984 in seine Heimat zurück.
Künstler und Politiker aus ganz Lateinamerika zeigten sich tief betroffen
von der Nachricht der Ermordung Cabrals. Die Trägerin des
Friedensnobelpreises, Rigoberta Menchú, erklärte, Cabral sei für seine
Ideale ermordet worden. Der Präsident Venezuelas, Hugo Chávez twitterte:
Wir weinen mit Argentinien", und der ecuadorianische Präsident Rafael Correa
schrieb, dieses Verbrechen werde dafür sorgen, dass Cabral als Sänger der
Armen und Kritiker der Diktaturen in Lateinamerika unsterblich sein wird.
amerika21.de – 10. Juli 2011