Entscheidet sich Costa Rica gegen Genmais?
Freitag, den 01. März 2013 (San José, 01. März 2013, voces nuestras 7 poonal)
von Nathalia Rojas
Umweltgruppen in Costa Rica rufen dazu auf, die Aussaat von Genmais zu verhindern. Der Saatgutmulti Monsanto hatte Ende Januar die Genehmigung von der Kommission für Biosicherheit erhalten, im Kanton Abangares, in der Provinz Guanacaste, auf zwei Hektar Fläche Genmais zu pflanzen.
Kommission missachtet lokale Entscheidungen
Die Region Abangares hatte sich bereits 2008 für gentechnikfrei erklärt. Bürgermeister Gerardo Cascante sieht in der Genehmigung durch die Biosicherheitskommission daher eine Respektlosigkeit gegenüber dem Selbstbestimmungsrecht seiner Gemeinde.
Die Kommission übergehe mit ihrer Entscheidung die Gemeinde Abangares: „Wir werden nicht zulassen, dass auf dem Grund unserer Gemeinde Gen-Mais oder irgend eine andere gentechnisch veränderte Sorte gepflanzt wird. Wir haben eine einstweilige Verfügung gegen das Vorhaben erwirkt, weil es die Autonomie der Gemeinde verletzt – als Teil unseres Kampfes zum Schutz der traditionellen Samen in unserer Region.“
Kontaminierung einheimischer Sorten befürchtet
Der Vertreter von Ökologen und Umweltgruppen in der Kommission, Fabian Pacheco, hält diese Art von gentechnisch verändertem Saatgut für sehr gefährlich, weil er lokale Maissorten verunreinigen kann. Wie überall in Zentralamerika ist der Mais auch in Costa Rica eine essentielle Kulturpflanze.
Guanacaste sei eine der Regionen mit der größten Vielfalt an Maissorten im Land. Diese heimischen Sorten würden der Gefahr ausgesetzt, kontaminiert zu werden. Genmais bedrohe somit die Rechte der einheimischen Bauern und Bäuerinnen, ihre eigenen Maissamen zu verwenden.
Verfassungsbeschwerde gegen Monsanto-Genehmigung
Mittlerweile haben sich fast 50 Gemeinden und Landkreise als gentechnikfreie Regionen deklariert. In der ersten Februarwoche nahmen die Proteste gegen Monsanto Gestalt an: In San José gab es mehrere Demonstrationen und ein Treffen der gentechnik-freien Kreise und Gemeinden. Die Hoffnung des Anti-Gentechnik-Bündnisses ist es, dass sich in den nächsten Wochen auch die übrigen Kreise des Landes der Initiative anschließen, womit sich de facto das ganze costa-ricanische Territorium gen-frei deklariert hätte.
Zudem hat das Bündnis Verfassungsbeschwerde gegen die Bewilligung des Monsanto-Antrags eingelegt. Solange das Beschwerdeverfahren läuft, liegen die Pläne von Monsanto in Costa Rica auf Eis. In Costa Rica gibt es zwar seit gut 20 Jahren Gentechnik, aber bislang nur auf begrenzten und überwachten Flächen und nur für Produktion und Export von Samen oder zu Forschungszwecken.
Monsanto verdrängt lokale Saatguthersteller
Proteste gegen Genmais /Voces nuestrasIm Gegensatz zu Costa Rica ist die Nahrungsmittelproduktion mittels Gentechnik in Mittelamerika inzwischen eine verbreitete Realität, zum Beispiel in Honduras, El Salvador und Mexiko. Allein in Mexiko ist der Anbau von transgenem Mais auf mehr als zwei Millionen Hektar freigegeben worden. In El Salvador hatte Monsanto 2008 den regionalen Saatguthersteller Cristiani Burkard übernommen.
Dadurch kontrolliert der größte Saatguthersteller der Welt derzeit 70 Prozent des Marktes in El Salvador. In nur vier Jahren hat Monsanto fast fünf lokale Saatgut-Unternehmen aus dem Markt gedrängt. Wie in Mexiko nimmt auch dort der Pestizideinsatz immer größere Ausmaße an, mit oft desaströsen Folgen für die Biodiversität, sowie das Grund- und Oberflächenwasser.
"Ein Thema der Verbraucher"
Die Protestbewegung in Costa Rica sieht in einer Genehmigung des Genmaises von Monsanto einen „Dammbruch“, dies gilt auch für Eduardo López, Mitglied der Umweltorganisationen Bloque Verde und Federación Ecologísta: „Wir wollen, dass viele Bäuerinnen und Bauern, Verbraucherinnen und Verbraucher, Gemeinden und die Politik erfahren, was die Gefahren der Gentechnik sind, was das für Pflanzen wie den Mais, für die Umwelt, die Gesundheit, die Ernährungssicherheit bedeutet. Das ist nicht nur ein Thema für Landwirte oder Umweltschützer, es ist vor allem auch ein Thema für Verbraucher.”