Staatliche Einsatzkräfte in Kolumbien verüben erneut Massaker
Militär und Polizei töten neun Kleinbauern und verletzen 18 weitere schwer. Proteste sozialer Bewegungen in mehreren Städten für Sicherheit und Recht auf Leben
Von
Ani Dießelmannamerika21
Tumaco, Kolumbien. Ein Jahr nach der Zuerkennung des Friedensnobelpreises an den amtierenden Präsidenten Kolumbiens, Juan Manuel Santos, haben unter seinem Befehl stehende Militär- und Polizeieinheiten ein weiteres Massaker an der Zivilbevölkerung begangen.
Am vergangenen Donnerstag ermordeten staatliche Kräfte in der Pazifikregion nahe der Provinzhauptstadt Nariños, Tumaco, mindestens neun Bauern durch Schussverletzungen. Die Bilder der Toten verbreiteten sich in kürzester Zeit in den sozialen Netzwerken. Die lokale Bauernorganisation Asominuma informiert, dass weitere 18 Personen schwer verletzt sind, allerdings von Polizei und Militär daran gehindert werden, die Region zu verlassen um in Krankenhäusern angemessen behandelt zu werden.
Die Bauern hatten seit Tagen für eine Umsetzung der in den Friedensabkommen mit der Farc-Guerilla vereinbarten Alternativen für den illegalen Anbau von Koka protestiert, der weiterhin ihre einzige Einnahmemöglichkeit in der Region ist. Laut Beobachtern waren von den Bauern keine Aggressionen ausgegangen. Die staatlichen Kräfte hätten die Protestierenden mit einer mindestens 500 Mann starken Einsatztruppe umringt und wahllos geschossen. Zusätzlich sei auch aus Militärhubschraubern auf die Menschenmenge geschossen worden. Die meisten Toten und viele Verletzte wurden in den Kopf oder Rücken getroffen.
Das Militär bezichtigt die Bauern, explosives Material besessen zu haben und versucht so sein Vorgehen zu rechtfertigen. Zudem seien unter ihnen Dissidenten der Farc gewesen. Laut Asominuma gibt es weder für den Besitz noch für den Einsatz von explosivem Material seitens der Bauern Beweise. Kein Polizist oder Soldat war verletzt, gefährdet oder bedroht worden.
Erst vor einer Woche hatten Soldaten im Department Cauca einen Bauern erschossen und zwei Indigene durch Schüsse lebensgefährlich verwundet. Die etwa 50 Soldaten hatten im Morgengrauen auf rund 400 Bauern und Indigene das Feuer eröffnet, als diese sich der Truppeneinheit näherten, um den Verbleib zweier ohne Haftbefehl von den Soldaten festgenommenen indigenen Mitglieder der lokalen Bauernorganisation aufzuklären.
In beiden Fällen standen die Einsätze unter direktem Befehl des Präsidenten, der im vergangenen Jahr den Friedensnobelpreis bekommen hatte. Von den durch das Nobelpreiskomitee gerühmten "entschlossenen Anstrengungen, den mehr als 50 Jahre andauernden Bürgerkrieg in dem Land zu beenden", ist indes wenig zu spüren. Das jüngste Massaker fand zudem während des bilateralen Waffenstillstands mit der ELN-Guerilla statt, der erst am 1. Oktober in Kraft getreten war. Viele Menschenrechtsorganisationen bezweifeln Santos' Einsatz für den Frieden stark und stellen eher eine Verschiebung des blutigen Konflikts fest.
Seit Beginn der Friedensprozesse mit der Guerilla wurden Bedenken laut, dass sich der Konflikt nun gegen die zivile Bevölkerung verschärfen könnte. Gewalt und Morde gegen Anführer und Aktivisten sozialer Organisationen durch Paramilitärs und staatliche Einsatzkräfte nehmen im Jahr 2017 deutlich zu, alleine im ersten Halbjahr stieg die Zahl im Vergleich zum Vorjahr um 31 Prozent. Ein Abgleich der Zahlen mit den vergangenen Jahren widerlegt die Annahme, dass in Kolumbien ein gewaltfreier Frieden näher rückt.
Am gestrigen Freitag fanden in den großen Städten des Landes Kundgebungen und Demonstrationen statt. Das erneute Massaker löst unter vielen Menschen wieder Ängste aus. Eine Sprecherin der Opferorganisation Movice in Cali sagte gegenüber amerika21: "Solange der Staat weiter Menschen ermordet, entführt und foltert, sollte Santos der Friedensnobelpreis aberkannt werden." Ein Recht auf Leben und die Garantie der körperlichen Unversehrtheit sei eine unabdingbare Grundlage für Frieden.
Tumaco, Kolumbien. Ein Jahr nach der Zuerkennung des Friedensnobelpreises an den amtierenden Präsidenten Kolumbiens, Juan Manuel Santos, haben unter seinem Befehl stehende Militär- und Polizeieinheiten ein weiteres Massaker an der Zivilbevölkerung begangen.
Am vergangenen Donnerstag ermordeten staatliche Kräfte in der Pazifikregion nahe der Provinzhauptstadt Nariños, Tumaco, mindestens neun Bauern durch Schussverletzungen. Die Bilder der Toten verbreiteten sich in kürzester Zeit in den sozialen Netzwerken. Die lokale Bauernorganisation Asominuma informiert, dass weitere 18 Personen schwer verletzt sind, allerdings von Polizei und Militär daran gehindert werden, die Region zu verlassen um in Krankenhäusern angemessen behandelt zu werden.
Die Bauern hatten seit Tagen für eine Umsetzung der in den Friedensabkommen mit der Farc-Guerilla vereinbarten Alternativen für den illegalen Anbau von Koka protestiert, der weiterhin ihre einzige Einnahmemöglichkeit in der Region ist. Laut Beobachtern waren von den Bauern keine Aggressionen ausgegangen. Die staatlichen Kräfte hätten die Protestierenden mit einer mindestens 500 Mann starken Einsatztruppe umringt und wahllos geschossen. Zusätzlich sei auch aus Militärhubschraubern auf die Menschenmenge geschossen worden. Die meisten Toten und viele Verletzte wurden in den Kopf oder Rücken getroffen.
Das Militär bezichtigt die Bauern, explosives Material besessen zu haben und versucht so sein Vorgehen zu rechtfertigen. Zudem seien unter ihnen Dissidenten der Farc gewesen. Laut Asominuma gibt es weder für den Besitz noch für den Einsatz von explosivem Material seitens der Bauern Beweise. Kein Polizist oder Soldat war verletzt, gefährdet oder bedroht worden.
Erst vor einer Woche hatten Soldaten im Department Cauca einen Bauern erschossen und zwei Indigene durch Schüsse lebensgefährlich verwundet. Die etwa 50 Soldaten hatten im Morgengrauen auf rund 400 Bauern und Indigene das Feuer eröffnet, als diese sich der Truppeneinheit näherten, um den Verbleib zweier ohne Haftbefehl von den Soldaten festgenommenen indigenen Mitglieder der lokalen Bauernorganisation aufzuklären.
In beiden Fällen standen die Einsätze unter direktem Befehl des Präsidenten, der im vergangenen Jahr den Friedensnobelpreis bekommen hatte. Von den durch das Nobelpreiskomitee gerühmten "entschlossenen Anstrengungen, den mehr als 50 Jahre andauernden Bürgerkrieg in dem Land zu beenden", ist indes wenig zu spüren. Das jüngste Massaker fand zudem während des bilateralen Waffenstillstands mit der ELN-Guerilla statt, der erst am 1. Oktober in Kraft getreten war. Viele Menschenrechtsorganisationen bezweifeln Santos' Einsatz für den Frieden stark und stellen eher eine Verschiebung des blutigen Konflikts fest.
Seit Beginn der Friedensprozesse mit der Guerilla wurden Bedenken laut, dass sich der Konflikt nun gegen die zivile Bevölkerung verschärfen könnte. Gewalt und Morde gegen Anführer und Aktivisten sozialer Organisationen durch Paramilitärs und staatliche Einsatzkräfte nehmen im Jahr 2017 deutlich zu, alleine im ersten Halbjahr stieg die Zahl im Vergleich zum Vorjahr um 31 Prozent. Ein Abgleich der Zahlen mit den vergangenen Jahren widerlegt die Annahme, dass in Kolumbien ein gewaltfreier Frieden näher rückt.
Am gestrigen Freitag fanden in den großen Städten des Landes Kundgebungen und Demonstrationen statt. Das erneute Massaker löst unter vielen Menschen wieder Ängste aus. Eine Sprecherin der Opferorganisation Movice in Cali sagte gegenüber amerika21: "Solange der Staat weiter Menschen ermordet, entführt und foltert, sollte Santos der Friedensnobelpreis aberkannt werden." Ein Recht auf Leben und die Garantie der körperlichen Unversehrtheit sei eine unabdingbare Grundlage für Frieden.
Quelle: https://amerika21.de/2017/10/186680/santos-kolumbien-massaker
Weitere aktuellen Informationen zu Kolumbien von Amerika21:
01.10.2017 Nachricht von Jonatan Pfeifenberger