Der Friedensvertrag muss auch im Kleinen gelebt werden!
Kolumbien wohin?
Bei der Veranstaltungreihe „Kultur- und Informationsreise zu den südamerikanischen Tropen“ im Juli 2018 vom Kollektiv Aluna Minga war das Ökumenische Büro für Frieden und Gerechtigkeit bei der Veranstaltung „Vom Guerillakrieg ins Parlament – Kolumbien wohin?“ Mitveranstalter. Dort referierte der Wissenschaftsjournalist und Politologe Wolfgang Chr. Goede* über das Thema „Das Land nach dem Friedensschluss mit der FARC und den Präsidentschaftswahlen“.
In der historischen Hinführung zum Thema über die Konquista, Kolonialismus und Dependenz stellte Goede ein grundsätzliches Problem heraus. Die ungleiche Verteilung des Bodens in Kolumbien. Die Folge ist eine sich weit öffnende Reich-Arm-Schere im Lande. Eine bisher nicht realisierte Landreform sei einer der wichtigsten Gründe für Unruhen, die Violencia sowie den über 50 Jahre währenden Bürgerkrieg mit der FARC.
Im Friedensvertrag der Regierung Santos mit der FARC von 2016 ist zwar eine solche Landreform vorgesehen. Doch mit dem Ausgang der Parlaments- und Präsidentschaftswahlen 2018 bleibt die Umsetzung des Vertrags abzuwarten.
Wahlsieger ist der Rechtskonservative Iván Duque, der vom weiterhin einflussreichen Ex-Präsidenten und Senator Alvaro Uribe gefördert wurde, einem erklärten Gegner des Friedensschlusses. Im neuen, bereits amtierenden Parlament hat die FARC fünf garantierte Sitze. Am 8. August beginnt die Amtszeit von Präsident Duque.
In seinem Ausblick sagte Goede, dass der Friedensvertrag vor allem auch im Kleinen gelebt werden müsse, in den Nachbarschaften und Communities des Landes, dass neue Brücken des Verständnisses und der Zusammenarbeit vorher verfeindeter Gruppen geschlagen werden. Dabei könnten die internationale Zivilgesellschaft und NGOs helfen, besonders auch die Auslandskolumbianer*innen**, wie die engagierten Mitglieder von Aluna Minga und vom Öku-Büro in München.
*) Der Referent beschäftigt sich seit 40 Jahren mit dem Land und hat über den Frieden ein belletristisches Werk veröffentlicht mit dem Titel „Alpha Deus“
Auch am 06.08. haben wir mit Wolfgang bei unserem Program "En la Línea" im Radio Lora diskutiert. Das Program kommt jeden ersten Montag des Monates im Radio Lora.
Mit Wolfgang in Radio Lora - "En la línea"
(Erster Montag jedes Monates um 17:00 Uhr)
Weitere Aktionen
Am 04.08.2018 haben viele Kolumbianer*innen in München, mit der Unterstützung vom Öku Büro und Aluna Minga, eine Kundgebung organisiert. Obwohl nur ca. 50 Personen teilgenommen haben, haben ca. 30.000 Menschen die Liveübertragung angeschaut. Die Botschaften der Demo waren: #NosEstanMatando (Wir werden umgebracht) #YoTeCuido (Ich respektiere dich) und die Aufforderung an die neue Regierung von Ivan Duque, die Aktivisten zu schützen und den Friedensprozess voranzutreiben.