Waldbrände in Honduras auf Rekordniveau
Von Jutta Blume
amerika21
Tegucigalpa. Honduras und seine Nachbarländer leiden unter einer schweren Waldbrandsaison, die die vergangenen Jahre in den Schatten stellt. Schon zur Jahresmitte wurden so viele Flächen durch Brände zerstört wie im gesamten Vorjahr.
Die letzten Daten der Waldschutzbehörde ICF lauten, dass in Honduras 229.000 Hektar Land durch 2977 Brände zerstört wurden. Die meisten Brände ereigneten sich in den Monaten März und April, seither ist ein Rückgang zu verzeichnen. Am stärksten betroffen waren die Departments Olancho, Gracias a Dios und Francisco Morazán, wo sich auch die Hauptstadt Tegucigalpa befindet. Dort führte die Rauchbelastung zu extrem schlechter Luftqualität, die im Mai einen Luftqualitätsindex von 410 aufwies. Dies ist ein schlechterer Wert als im für seine chronisch schlechte Luft bekannten indischen Delhi.
Das honduranische Medium Criterio berichtete von Kindern, die in Schulen ohnmächtig geworden seien. Der Toxikologe Carlos Roque von der Nationalen Autonomen Universität von Honduras (UNAH) äußerte sich besorgt angesichts der hohen Konzentration von Rußpartikeln in der Atemluft, die besonders für vulnerable Gruppen gesundheitsschädigend sein kann.
Besorgniserregend ist auch die Zunahme der Waldbrände gegenüber dem Vorjahr. Denn obwohl nicht einmal die Hälfte des Jahres vergangen ist, beträgt die Zahl der Brände schon über 80 Prozent der Gesamtzahl des Jahres 2023, die zerstörte Fläche ist schon jetzt größer als im Vorjahr.
Die Menschenrechtsorganisation Asociación para una Sociedad más Justa (ASJ) nennt illegal gelegte Feuer als Hauptursache für die Zerstörung. Brandrodung und andere Formen von Entwaldung erfolgten für extensive Viehhaltung, Landwirtschaft, Infrastruktur und Gebäude. Nach Angaben der ASJ bleiben 97 Prozent aller Umweltdelikte in Honduras straffrei. Darauf soll nun von Seiten der Gerichtsbarkeit reagiert werden: Der Oberste Gerichtshof des Landes veröffentlichte Ende Mai einen Beschluss, ein Umweltgericht zu schaffen, dass sich auf die am stärksten von Umweltkriminalität betroffenen Departments Gracias a Dios, Olancho und Atlántida konzentrieren solle.
Auch versucht die Regierung bereits, der fortschreitenden Entwaldung im Land mit Aufforstungsprogrammen zu begegnen. Diese reichen aber laut ASJ nicht aus, um die Waldverluste zu kompensieren. In dem zu 56 Prozent von Wald bedecktem Land seien in den letzten zehn Jahren fünf Prozent Waldfläche verloren gegangen. Präsidentin Xiomara Castro hat Presseberichten zufolge angekündigt, 29 Milliarden Lempira (694 Millionen Euro) für den Stopp der Entwaldung bis zum Jahr 2029 zur Verfügung zu stellen.
Die diesjährigen Waldbrände wurden verschärft durch eine schwere Dürre, die unter anderem mit dem Klimaphänomen El Niño zusammenhängt. Laut der Welternährungsorganisation FAO erleiden Guatemala, Honduras und El Salvador die schwerste Dürre der letzten zehn Jahre. Die von der Trockenheit geschwächten Bäume – in Honduras auf großen Flächen Kiefern – sind anfällig für Befall durch Schädlinge wie den Borkenkäfer. Die ICF beziffert die durch den Borkenkäfer geschädigten Waldflächen auf 500.000 Hektar.