Mord an Berta Cáceres: Mutmaßlicher Auftraggeber in Honduras vor Gericht
Von Andrea Lammers
amerika21
Tegucigalpa. Fünf Jahre nachdem die honduranische Aktivistin Berta Cáceres von einem Killerkommando in ihrem Haus erschossen wurde, muss sich nun ein mutmaßlicher Auftraggeber vor Gericht verantworten. Am Dienstag begann der Prozess gegen den Direktor des Unternehmens Desarrollos Energéticos (DESA), Roberto David Castillo Mejía, mit über dreistündiger Verspätung und einem Affront: Cáceres Angehörige und mehrere internationale Beobachtungsmissionen wurden aus dem Saal verwiesen. Sie konnten die Verhandlung nach Beschwerden über die schlechte Qualität der öffentlichen Übertragung schließlich nur in einem für sie eingerichteten virtuellen Konferenzraum verfolgen.
Castillos Anwälte beantragten am ersten Prozesstag vergeblich eine Verschiebung der Hauptverhandlung. Am zweiten Tag stellten sie einen Befangenheitsantrag gegen das Gericht und stoppten den Prozess damit vorläufig. Bereits in den vergangenen 13 Monaten hatten sie nahezu ein Dutzend Rechtsmittel eingelegt und damit eine Verzögerung erreicht.
Zu Prozessbeginn forderten vor dem Gerichtsgebäude zahlreiche Vertreter:innen indigener Lenca-Gemeinden und sozialer Basisorganisationen umfassende Gerechtigkeit. Für den Rat zivilgesellschaftlicher und indigener Organisationen von Honduras (COPINH), dessen Mit-Gründerin und Frontfrau Cáceres war, ist klar, dass der nun Angeklagte nicht Hauptverantwortlicher, sondern nur Mittelsmann des Verbrechens im Zusammenhang mit dem Widerstand gegen das Wasserkraftwerk Agua Zarca war: "Der Prozess gegen David Castillo kann nur der Anfang des Prozesses zur Verurteilung der Personen sein, die in das Verbrechen verwickelt waren. Dieser Prozess muss für diejenigen fortgesetzt werden, die seine Chefs sind: Daniel Atala Midence, Jacobo Atala, Pedro Atala und José Atala."
Eine Gruppe internationaler Expert:innen, die GAIPE, hatte bereits 2018 ermittelt, dass das Mordkomplott der Neutralisierung der Organisation COPINH und ihrer Führungsfigur Cáceres dienen sollte. Dem Verbrechen an Cáceres waren Verfolgung, Kriminalisierung, Korruption, Bestechung und mehrere Attentate auf weniger prominente lokale Kraftwerksgegner:innen vorausgegangen.
Victor Fernández, Anwalt der Nebenklage, betonte, das Verbrechen an Cáceres wäre nicht möglich gewesen, hätten nicht europäische Unternehmen und Entwicklungsbanken die DESA und ihr Projekt Agua Zarca unterstützt und finanziert.