Keine Spur der entführten Menschenrechtsverteidiger in Honduras

Von Daniela Dreißig
amerika21

Triunfo de la Cruz. Nach mehr als einem Monat des gewaltsamen Verschwindens der fünf Garífuna-Aktivisten Alberth Sneider Centeno, Milton Martínez Álvarez, Suami Mejía García, Gerardo Róchez Cálix und Junior Rafael Juárez Mejía ist noch kein brauchbarer Hinweis auf deren Verbleib gefunden worden.

Mitglieder der Garífunaorganisation Ofraneh protestierten am Freitag vor dem Sitz der ermittelnden Polizei (DPI) in San Pedro Sula. Sie fordern die Entführten lebend zurück, drängen auf Ermittlungen und die Respektierung ihrer angestammten Territorien.

Gegenüber den honduranischen Medien äußerte der Polizeisprecher Rommel Martínez, dass es in dem Fall "ermutigende" Entwicklungen gebe, die jedoch noch nicht veröffentlicht werden können. Eine Ermittlungseinheit bestehend aus verschiedenen honduranischen Polizeikräften und der internationalen Polizei (Interpol) werde in dem Fall von der US-Bundespolizei FBI beraten.

Der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte erließ am 6.August eine Resolution, in der er den Staat Honduras anweist, die Garifuna-Gemeinden zu schützen und nach den Verschwundenen zu suchen.

Die fünf jungen Männer waren am 18. Juli in den Morgenstunden von zwölf maskierten, schwerbewaffneten Männern in DPI-Uniformen mit vorgehaltenen Waffen in Fahrzeuge ohne polizeiliche Kennzeichen gezwungen worden. Ein Augenzeuge berichtet, dass die Entführer nicht wie Polizisten gesprochen hätten und dass die Aktion "zu gut organisiert" gewesen sei.

Inés García, Ofraneh-Aktivistin, weist gegenüber dem Nachrichtenportal VICE News darauf hin, dass dahinter eine "Kombination aus Grundbesitzern und reichen Leuten steckt, die hier ein Resort errichten wollen. Diese Leute verhandeln nicht mit der Gemeinde".

Der entführte Alberth Centeno ist führendes Gemeindemitglied in Triunfo de la Cruz. Er setzt sich seit 2015 dafür ein, dass die Regierung den Garífuna nach einem Urteil des Interamerikanischen Gerichtshofs für Menschenrechte ihr gestohlenes Land zurück gibt. Mehrere Tage vor der Entführung habe er Morddrohungen erhalten.

Seit mehr als 200 Jahren leben die Garífuna an der Karibikküste von Honduras. Drogenhändler und Unternehmer aus der Palmölindustrie und der Tourismusbranche erheben Anspruch auf das Küstenland, auf dem sie leben.

Quellen:
Honduras Solidarity Network, criterio, vice

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