Honduras: Gewaltsames Verschwindenlassen von Garífuna
Von Jutta Blume
amerika21
Triunfo de la Cruz. Am Morgen des 18. Juli 2020 sind in der Garífuna-Gemeinde Triunfo de la Cruz vier Männer von Bewaffneten aus ihren Häusern entführt worden. Bislang ist ihr Verbleib unbekannt.
Drei der Verschwundenen, Alberth Sneider Centeno, Joel Martínez Alvarez und Aparicio Mejía García, sind laut der Beobachtungsstelle zum Schutz von Menschenrechtsverteidigern Mitglieder der Garífuna-Organisation Ofraneh, Centeno zudem Präsident des Patronats der Gemeinde. Eine vierte Person konnte nicht namentlich benannt werden, an einigen Stellen ist in sozialen Medien auch von fünf Entführten die Rede. Nach Augenzeugenberichten trugen die Entführer Westen der Ermittlungspolizei Dirección de Investigación Policial.
Centeno hatte sich immer wieder aktiv dafür eingesetzt, dass ein Urteil des Interamerikanischen Gerichtshofs für Menschenrechte zugunsten der Gemeinde Triunfo de la Cruz aus dem Jahr 2015 umgesetzt wird. Das Gericht hatte den honduranischen Staat verurteilt, den kollektiven Landbesitz der Gemeinde zu markieren und ihr die Nutzung dieses Landes zu garantieren. Dem ist der Staat bislang nicht nachgekommen, ebensowenig im Fall der Gemeinde Punta Piedra. Auch dort verschwand Mitte Juni ein Gemeindemitglied, der 71-jährige Antonio Bernardez. Nach einigen Tagen wurde er ermordet aufgefunden.
Das Büro des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte in Honduras äußerte sich besorgt angesichts der Entführung Centenos und der weiteren Gemeindemitglieder und fordert die Polizei auf, deren Arbeit als Menschenrechtsverteidiger in ihren Ermittlungen zu berücksichtigen. Außerdem müsse die Regierung angesichts von fünf Morden an Garífuna seit September 2019 und weiterer Bedrohungen Maßnahmen ergreifen, um den Schutz ihrer Menschenrechte, insbesondere in den Gemeinden Triunfo de la Cruz und Punta Piedra, zu garantieren.
Die Koordinatorin von Ofraneh, Miriam Miranda, schrieb auf Twitter: "Wir akzeptieren nicht, dass unsere Gemeinden der herrschenden Gewalt und Unsicherheit zum Opfer fallen, in einem Land, das von einer Diktatur von Mafiosi, Korrupten und Mördern regiert wird. Wir wollen in Frieden leben. Lebendig wurden sie uns genommen, lebendig wollen wir sie zurück haben, jetzt!"
Im Laufe des Montags und Dienstags besetzten Garífuna mehrere Abschnitte der Küstenstraße und forderten schnelle Ermittlungen sowie dass ihnen die Entführten lebendig zurückgebracht werden.