Honduras: Angriff und Drohungen gegen das Leben von Miriam Miranda, Menschenrechtsverteidigerin der Garifuna und Koordinatorin von OFRANEH
In den frühen Morgenstunden des 19. September drangen mindestens vier unbekannte und schwer bewaffnete Männer in die Gemeinde Vallecito in Colón (Honduras) ein und umstellten das Haus von Miriam Miranda, Koordinatorin und Garifuna-Verteidigerin der Organizacion Fraternal Negra de Honduras (OFRANEH). Wir schließen uns dem internationalen Aufschrei der Besorgnis an und fordern die zuständigen staatlichen Institutionen auf, unverzüglich für einen angemessenen, wirksamen und mit den Garífuna abgestimmten Schutz von Miriam Miranda und der durch Landraub und fortgesetzen Terror von Auslöschung bedrohten Garífuna-Gemeinden in Honduras zu sorgen. Hier das Kommuniqué der Organisation IM-Defensoras.
In den frühen Morgenstunden des 19. September drangen mindestens vier unbekannte und schwer bewaffnete Männer in die Gemeinde Vallecito in Colón ein und umstellten das Haus von Miriam Miranda, Koordinatorin und Garifuna-Verteidigerin von OFRANEH.
Die für die Sicherheit der Gemeinde Vallecito verantwortlichen Sicherheitskräfte forderten die unbekannten Männer auf, sich zu identifizieren, doch diese flohen vom Tatort. Die Sicherheitskräfte konnten jedoch feststellen, dass die Männer Sturmgewehre bei sich trugen und nicht der Garifuna-Gemeinschaft angehörten. Sie hörten auch, wie die Männer sagten, dass sie sich das nächste Mal "mit Sicherheit ihr Ziel treffen" würden.
Dieser Vorfall ereignete sich im Rahmen eines Besuchs von Mitgliedern des Technischen Ausschusses des Mechanismus zum Schutz von Menschenrechtsverteidiger:innen in diesem Gebiet, bei dem letztlich weder die Generalstaatsanwaltschaft noch die Menschenrechtsabteilung des Sicherheitsministeriums noch die Menschenrechtsanwaltschaft der Staatsanwaltschaft anwesend waren. Und das, obwohl das Treffen seit August geplant war und viele Mitglieder der Garífuna-Gemeinden sowie Mitglieder des Nationalen Netzwerks der Menschenrechtsverteidigerinnen und der Nationalen Koordinierung der Schwarzen und Indigenen Frauen (CONAMINH) bereits in die Gemeinde Faya (Vallecito) gereist waren.
Der Angriff auf Miriam Miranda und das mangelnde Interesse der staatlichen Institutionen, ihre Sicherheit und die der Garífuna-Gemeinden zu gewährleisten, findet in einem anhaltenden Kontext von Aggressionen, Kriminalisierung, Verfolgung, Schikanen und Morden statt, denen die Garífuna-Bevölkerung in Honduras seit Jahrzehnten ausgesetzt ist.
Im August 2022 wurde Miriam Miranda wegen illegaler Freiheitsberaubung und Störung der öffentlichen Ordnung angezeigt, nachdem sie für die Verteidigung und Rückeroberung ihrer Gebiete demonstriert und die lebendige Rückkehr der vier jungen Garifuna gefordert hatte, die vor mehr als drei Jahren gewaltsam verschwunden waren. Im Februar desselben Jahres erhielt die Garífuna-Verteidigerin von einer unbekannten Telefonnummer aus Textnachrichten mit Drohungen gegen ihr Leben und das ihrer Familie: "Sie sind gewarnt.", hieß es darin.
Die Aggressionen und gewalttätigen Vorfälle gegen die Garífuna-Gemeinschaft sowie die Verfolgung und Bedrohung des Lebens ihrer Anführer wegen der Verteidigung ihres Territoriums, ihrer Gemeingüter und ihrer angestammten Kulturen nehmen zu. Im vergangenen Mai gedachte das Volk der Garífuna der 226 Jahre der Enteignung, des Widerstands und des Kampfes: Dennoch gehen die Morde an den OFRANEH-Führungspersonen weiter, ebenso wie die Angriffe auf die Spiritualität und die Kosmovision der Garífuna, wie im April 2023, als das Zentrum für traditionelle Heilkunde der OFRANEH in der Gemeinde San Juan angezündet wurde.
Und dies, obwohl die Garífuna-Gemeinschaften auf nationaler und internationaler Ebene die Garantie ihrer Rechte gefordert haben. Dank ihres Kampfes und in Anerkennung der zahlreichen Menschenrechtsverletzungen, denen sie ausgesetzt waren, wurden sie vom höchsten Gericht Amerikas, dem Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte (IACHR), verurteilt und einstweilige Schutzmaßnahmen für sie angeordnet. Der honduranischen Staat wurde deshalb wiederholt aufgefordert, eine Reihe von Maßnahmen zu ergreifen, um der Gewalt gegen die Gemeinschaften ein Ende zu setzen und ihre angestammten Rechte auf ihr Land zu schützen. Der Staat ist weit davon entfernt, seinen Verpflichtungen nachzukommen, und hat zur Zunahme der Gewalt in den Gemeinden beigetragen.
Das Nationale Netzwerk der Menschenrechtsverteidigerinnen in Honduras und Iniciativa Mesoamericana de Mujeres Defensoras (IM-Defensoras) verurteilen diese neue Aggression gegen Miriam Miranda und OFRANEH.
Wir sind besorgt über die Schwere dieses Angriffs, der die körperliche und seelische Unversehrtheit von Miriam Miranda, den Garifuna-Gemeinschaften und den Mitgliedern von OFRANEH gefährdet.
Wir fordern den Nationalen Schutzmechanismus dringend auf, die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um Miriams körperliche und seelische Unversehrtheit zu schützen und ihr die Fortsetzung ihrer legitimen Arbeit als Verteidigerin des Garifuna-Volkes zu ermöglichen. Darüber hinaus machen wir den Staat für jede Gewalttat verantwortlich, die gegen sie verübt werden könnte. Wir fordern außerdem, dass die honduranische Regierung sofortige, verantwortungsvolle und wirksame Maßnahmen als Reaktion auf diese Ereignisse ergreift und die Identität und Autonomie des Garífuna-Volkes respektiert.
Schließlich fordern wir die nationalen und internationalen Organisationen auf, auf die Gefährdung derjenigen aufmerksam zu machen, die die Territorien und angestammten Rechte der Garífuna verteidigen, und sich gegen diese Taten auszusprechen.
Original auf Spanisch: https://im-defensoras.org/2023/09/alerta-defensoras-honduras-asedio-y-amenazas-contra-la-vida-de-miriam-miranda-coordinadora-y-defensora-garifuna-de-la-ofraneh/