HONDURAS: Abenteuer Moskitia: Ein Voelkertreffen zwischen Lagune und Meer
Bericht Nr. 14. der Journalist_innen-Delegation, die sich derzeit mit Unterstützung des Ökumenischen Büros in Honduras befindet
Abenteuer Moskitia: Ein Voelkertreffen zwischen Lagune und Meer
Die Anreise zum Treffen der indigenen
Gemeinschaften in der Moskitia (siehe auch Von
der JournalistInnen-Delegation 2012 - Bericht 13 ) war ein Abenteuer für
sich: erst ging es auf den Ladeflächen von Pick Ups über Rumpelstraßen, dann
ueber Sandstrände, dann ueber Flussbetten via Schaukelfloß. In Batalla kommen
schließlich die Vertreter der Tolupan, Pech, Maya Chortí, Garífuna, Lenca und
Miskitu zusammen. Auf einmal wird nicht mehr (nur) Spanisch gesprochen. Mit
etwa 35 Honduranern unterschiedlicher Muttersprache steigen wir in ein Boot,
das uns mit wunderschönen Wasserpflanzen beschmückte Flusskanäle und Lagunen
steuert - Mensch und Gepäck in Plastik verpackt, um nicht ganz durchnässt am
direkt am Atlantik gelegenen Zielort Belén anzukommen.
Beim ersten
gemeinsamen Abendessen erfahren wir, dass in Miskitu Danke "Tanki"
und Bitte "Pliscome" heißt - und wie wenig sich hier die Moskitos von
Anti-Mückensprays und Vitamin B-Geruchskuren abschrecken lassen. Der
honduranische "Amazonas" wird seinem Namen gerecht.
Am nächsten
Morgen geht es gleich an die Arbeit. Die Abgesandten der indigenen
Organisationen versammeln sich in der am Rande der Fluglandewiese gelegenen
Mini-Schule. Ziel ist es, die Arbeit der Organisationen - etwa gegen Landraub,
Staudammprojekte und Erdölausbeutung - zu koordinieren. (Siehe auch Artikel auf amerika21)
Laut Berta Cáceres von der Lenca-Organisation COPINH sind bereits 35.000 Quadratkilometer des Staatsgebietes in den Händen von privaten Minenunternehmern, 370 Minenkonzessionen und 71 Konzessionen wurden für die Privatisierung von Flüssen zum Bau von Wasserkraftwerken vergeben und 100 weitere Konzessionen sind beantragt.
Für die indigenen
Gemeinden haben diese Entwicklungen lebensbedohliche Konsequenzen: nämlich der
Verlust des Gemeindelandes, das die Nahrung sichert, Verarmung,
die Auflösung ganzer Volksgruppen.
Die Toulupanes wurden aufgrund administrativer Einteilung in Departements in zwei Gruppen aufgesplittet; beide Gruppen haben das Problem, dass sie sich gegen Holzgrosshandel wehren müssen. Die Pech kämpfen hauptsächlich mit Korruption, die Maya Chortí wurden aus ihrer Kultstätte in Copán, die als Tourismusmagnet immer weiter ausgebaut wird, verdrängt und kämpfen um ihr Mitspracherecht am kulturellen Erbe.
Trotz der schwierigen Themen herrscht
angenehme Atmosphäre und ein reger Austausch zwischen den unterschiedlichen
Volksgruppen in den Arbeitspausen.
Am
nächsten Tag erarbeiten Berta Cáceres, Alfredo Lopez von der
Garífuna-Organisation OFRANEH und Vertreter der Miskitu eine
Abschlusserklärung
mit konkreten Vorhaben im Rahmen der weiteren Zusammenarbeit (www.copinh.org).
Nach dem gemeinsamen
Abschluss-Fotoshooting für die Geschichtsbücher wird die Abendrobe angelegt:
für die kommenden Tage ist ein großes Fest in Bélen und im naechsten Lagunen-Ort Brus
Laguna angesagt.
"Ernesto"
macht uns allerdings einen Strich durch die Rechnung: Der Orkan nähert sich
in echter Windeseile - um von Überflutungen nicht für mehrerer Tage eingesperrt
zu werden, wird beschlossen, frühzeitig abzureisen. Müde, traurig ob der raschen
Abreise, aber zufrieden mit den Ergebnissen, steigen wir alle also um fünf Uhr
wieder ins Boot.