Gewalt gegen LGBTI* in Honduras spitzt sich weiter zu

Update zur Urgent Action

Nach einer Serie von Protestmails wegen des Mordes an der LGBT*Aktivistin Angy Ferreira (siehe nebenstehende Urgent Action) teilte das von General a.D. Julián Pacheco geführte honduranische Ministerium für Sicherheit am 24. Juli 2015 den Absender_innen schriftlich mit: „Um die nötigen Ermittlungen ist ersucht worden. Außerdem ist anzumerken, dass die Gruppe Arcoíris Wachen in ihrem Büro hat und dass eine Verstärkung der Patrouillen angefordert wurde.“

Statt Ermittlungen: Opfer zu Täter_innen
 
Arcoíris selbst hat bis dato keinerlei offizielle Information erhalten. Informelle Gespräche mit einzelnen Ermittlern, ergaben, dass der Fall Angy Ferreira „kompliziert“ sei, denn die Überwachungskameras am Tatort hätten nicht funktioniert. Außerdem werde polizeiintern die  Hypothese lanciert, bei dem Mord handle es sich um einen Racheakt: Angy habe an diesem Abend „möglicherweise“ im Parque del Obelisco (etwa fünf Strassen vom Tatort entfernt) einen Raubüberfall begangen. Deshalb sei die Polizei auch so schnell am Tatort gewesen, so die zynische  Version eines Beamten.

Die Organisation Arcoíris hat im übrigen keine Leibwächter_innen; eine Person ist allerdings seit 2010 auf Anordnung der Interamerikanischen Menschenrechtskommission (CIDH) zum Schutz des Direktors der Organisation, Donny Reyes, im Büro abgestellt. Anfängliche Polizeipatrouillen sind im August 2014 komplett eingestellt und seither nicht wieder aufgenommen worden. Stattdessen gehen Drohungen und Einschüchterungsversuche weiter – auch durch die Polizei. Donny Reyes gibt ein Beispiel: „Am 1. August fuhren mein Freund und ich nachts gegen ein Uhr im Taxi vom Büro, wo wir eine Feier hatten, nach Hause. Am Beginn der Chile-Brücke wurden wir von einer Polizeistreife auf auffällige Weise überholt und wenige Minuten später an einer stockfinsteren Stelle angehalten. Die Polizisten beschimpften und bedrohten uns. Wir hatten eine Wahnsinnsangst, denn dieser Ort ist bekannt dafür, dass dort oft Leichen von Ermordeten auftauchen.“

Bilanz einer einzigen Woche

Kendry Hilton, wie die ermordete Angy Ferreira Aktivistin der Gruppe der Trans*Frauen bei Arcoíris, berichtete dem Ökubüro, dass sie in der Nacht des 26. August 2015 gemeinsam mit zwei weiteren Trans*-Frauen in Comayagüela, der Nachbarstadt von Tegucigalpa, aus einem Auto heraus mit einer Pistole bedroht wurde. Allein in der dritten Augustwoche wurden Berichten von Arcoíris und Medienberichten zufolge zwei Trans*Frauen, die als Sexarbeiter_innen tätig sind, von Unbekannten schwer verletzt, einer weiteren Trans*Frau wurde ins Gesicht geschossen. Sie hat aufgrund mangelnder Finanzen kaum Chancen auf eine Operation. Eine weitere – nicht-organisierte – Trans*Frau wurde ermordet.

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