Eine bahnbrechende Entscheidung für Vicky
Interamerikanischer Gerichtshof verurteilt Honduras wegen Mordes an Trans*frau
Von Giorgio Trucchi | Rel UITA
Am heutigen Montag (28.Juni 2021 d.Red.) fällte der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte (IACHR) ein historisches Urteil zum Mord an Vicky Hernández, einer 26-jährigen Trans*frau und Aktivistin des Colectivo Unidad Color Rosa, die in den frühen Morgenstunden des 28. Juni 2009, während eines blutigen Staatsstreichs in Honduras, von Mitgliedern der Sicherheitskräfte getötet wurde.
Der Fall wurde nie untersucht und der Mord an Vicky Hernández blieb ungesühnt. 2012 reichten die honduranische NGO Red Lésbica Cattrachas und Robert F. Kennedy Human Rights im Namen der Familie der jungen Trans*-Frauenrechtsverteidigerin eine Klage gegen den honduranischen Staat ein.
Jahre später wurde der Fall vor den Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte gebracht und im November 2020 fand die öffentliche Verhandlung statt. Es war ein historischer Meilenstein in Lateinamerika, da zum ersten Mal ein Urteil in einem Fall von Trans*femizid[1] gefällt wurde.
Am 26. März 2021 schließlich entschied der Gerichtshof, dass genügend Beweise vorlagen, um den honduranischen Staat für den gewaltsamen Tod von Vicky Hernandez verantwortlich zu machen. Die Nachricht wurde am vergangenen Montag, 28.Juni, dem Internationalen LGBTIQ+-Pride-Day und dem zwölften Jahrestag des Staatsstreichs in Honduras, veröffentlicht.
„Dies ist ein bahnbrechender juristischer Präzedenzfall für LGBTI-Personen in Honduras und Lateinamerika und für den Kampf gegen Gewalt und Diskriminierung. LGBTI sind gleichberechtigt und im Fall von Vicky erkennt das Gericht an, dass jede Behandlung als ,anders' eine Diskriminierung ist“, sagte Indyra Mendoza, Direktorin der Red Lésbica Cattrachas und fügte hinzu: „Honduras muss sich ändern, Gerechtigkeit für Vicky bedeutet Gerechtigkeit für alle.“
Ein noch nie dagewesenes Urteil
In dem Urteil[2] stellten die Richter*innen fest, dass Honduras im Fall Vicky Hernández für die Verletzung des Rechts auf Leben, auf persönliche Integrität und auf ein gewaltfreies Leben sowie des Rechts auf persönliche Freiheit, Privatsphäre, Meinungsfreiheit und des Rechts auf einen Namen verantwortlich ist. Da ihre Ermordung nicht mit der gebotenen Sorgfalt untersucht wurde, stellte die IACHR fest, dass auch die Rechte auf ein ordentliches Verfahren und rechtlichen Schutz verletzt wurden. Zudem habe der honduranische Staat das Recht auf persönliche Integrität der Angehörigen von Vicky Hernández verletzt..
Der in Costa Rica ansässige Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte legte fünf Maßnahmen zur Wahrheit, Gerechtigkeit und Wiedergutmachung für die Opfer und LGBTI-Personen fest. Er ordnete an
- die Verantwortlichen für die Ermordung der Menschenrechtsverteidigerin zu ermitteln, zu verfolgen und zu bestrafen;
- ein jährliches Stipendium zu schaffen, das Vickys Namen trägt und der höheren Schulbildung von Trans*-Frauen zugute kommt;
- die Verabschiedung eines Gesetzes zur Anerkennung der Geschlechtsidentität in Personaldokumenten und Melderegister in Honduras zu sorgen;
- Verfahrensschritte für die Ermittlungen und die Anwendung des Rechtes während Strafverfahrens für Fälle von LGBTI-Gewaltopfern festzulegen;
- Ein Systems zur Erfassung von Daten und Zahlen zu Fällen von Gewalt gegen LGBTI-Personen einzurichten.
Das Urteil muss umgesetzt werden
Mit dem Urteil, dass die fehlende Anerkennung der Geschlechtsidentität eine Menschenrechtsverletzung darstellt, wird ein großer Präzedenzfall geschaffen“, so die Pressemitteilung der Cattrachas. Dieser Grundsatz gelte für ganz Lateinamerika und sei sehr wichtig, denn es gebe Länder, in denen es immer noch nicht erlaubt ist, juristische Dokumente entsprechend der selbst empfundenen Geschlechtsidentität und ohne zusätzliche Anforderungen zu ändern
"Wir werden dafür sorgen, dass sich der Staat an das Urteil hält. Wir befinden uns in einem Wahljahr, das historisch gesehen dazu neigt, extrem gewalttätig zu sein. Wir haben in diesem Jahr bereits 16 gewaltsame Todesfälle von LGBTI-Menschen registriert", sagte Mendoza gegenüber La Rel.
Laut dem jüngsten Bericht der Beobachtungsstelle der Cattrachas[3] wurde in Honduras zwischen 2009 und 2020 der gewaltsame Tod von 389 LGBTIQ+-Personen registriert. Davon gehören 221 zur schwulen, 46 zur lesbischen und 122 zur Trans*-Community. 83 Fälle wurden strafrechtlich verfolgt und nur 34 (8,7 Prozent) endeten mit einer Verurteilung. 91 Prozent blieben völlig straflos. Honduras ist das Land mit der höchsten Rate an ermordeten Lesben in Lateinamerika
[1] http://www.rel-uita.org/honduras/justicia-para-vicky-hernandez/
[2] https://app.box.com/s/ra2yoio0lt415p601w2aykximxd46xk3
oder http://www.corteidh.or.cr/docs/casos/articulos/resumen_422_esp.pdf (d.Ü.)
[3] https://bit.ly/3x68r18
Quelle: http://www.rel-uita.org/honduras/fallo-historico-vicky/
Mit freundlicher Genehmigung des Autors
Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator (Überarbeitung der Übersetzung: Ökubüro)