Drei Journalist_innen aus San Pedro Sula bedroht
Recherche über Missstände im staatlichen Krankenhaus führen zu Anrufen mit Morddrohungen
Wie die honduranische Journalistin und Menschenrechtsverteidigerin Dina
Meza berichtet, sind drei Fernsehjournalist_innen des Nachrichtensenders
KTV aus der honduranischen Großstadt San Pedro Sula akut bedroht. Die
Kolleg_innen Yanina Romero, Carlos Rodriguez und Lourdes Ramírez hätten
über Missstände im Krankenhaus Mario Catarino Rivas berichtet. Die drei
erhielten anonyme Anrufe sowie Anrufe von Personen, die sich als Ärzte und
Krankenschwestern aus dem betreffenden Krankenhaus ausgaben, und die
sagten, dass sie sie aufsuchen würden. Am 23.7. standen verdächtige
Personen vor ihrem Sender und die Journalist_innen schalteten die Polizei
ein.
Carlos Rodriguez bekräftigt gegenüber der HondurasDelegation den Bericht
der Menschenrechtsverteidigerin. Als Auslöser der Drohanrufe benennt er
einen Beitrag seines Senders über den Tod eines Patienten als Folge von
Vernachlässigung. Die Staatsanwaltschaft hätte die Vernachlässigung als
Todesursache bestätigt. In einer Sendung von KTV sollen Gewerkschafter aus
dem Krankenhaus außerdem den Verdacht geäußert haben, dass dort
Todesfälle zugunsten von Beerdigungsunternehmen und illegalem Organhandel
provoziert würden.
Besonders besorgt zeigen sich die drei Journalist_innen, da zuletzt vor
wenigen Tagen der ebenfalls aus San Pedro Sula stammende Journalist Herlyn
Espinal ermordet aufgefunden worden war. Damit sind im Jahr 2014 in
Honduras bereits fünf Pressemitarbeiter ermordet worden, alle im Zeitraum
vom 11. April bis heute.
In einer Erklärung vom 23.7. verurteilt die Organisation „Komitee für
die freie Meinungsäußerung" (C-Libre) die Morde scharf und fordert eine
lückenlose Aufklärung sowie die Entschädigung der Hinterbliebenen.
Ebenso fordert es die Behörden auf, alle weiteren Aggressionen gegen
Journalist_innen schnellstmöglich aufzuklären und allen Betroffenen den
nötigen Schutz zu gewähren. C-Libre beklagt außerdem die Behinderung der
Informationsfreiheit durch Angestellte des Staates, speziell im
Zusammenhang mit dem Krankenhaus Mario Catarino Rivas, dem internationalen
Flughafen Ramón Villeda Morales sowie dem Bergwerk San Juan Arriba, in dem
Anfang Juli 2014 elf Bergleute verschüttet worden waren, wovon nur drei
gerettet wurden.
Das staatliche Krankenhaus Mario Catarino Rivas in San Pedro Sula ist das
zweitgrößte des Landes. Medienberichten zufolge wurde nach dem
Bekanntwerden der skandalösen Zustände dort am 10. Juli eine staatliche
Untersuchungskommission eingesetzt und das Krankenhaus einer externen
Aufsicht durch Mediziner und einen Militärvertreter unterstellt. Der
private Sicherheitsdienst des Hospitals wurde durch Militärpolizei
ersetzt. Am 15. Juli beschwerten sich darauf hin Vertreter_innen der
Journalistenkammer beim zuständigen Chef der Militärpolitei, Oberst
German Alfaro, dass diese ihre Arbeit behindere.