Weitere Proteste gegen Wahlbetrug in Honduras
Morde an zwei Aktivisten überschatten Demonstration in Tegucigalpa. Tausende ziehen vor Sitz der Wahlbehörde in der Hauptstadt
An diesem Samstagabend hatte der Vorsitzende der Wahlbehörde, David
Matamoros, den Kandidaten der Nationalen Partei, Juan Orlando Hernández
offiziell zum Sieger der Präsidentschaftswahlen vom 24. November
erklärt. Am gestrigen Sonntag bestätigte das Wahlgericht die Resultate.
Nach Auszählung von 99 Prozent der abgegebenen Stimmen entfallen demnach
36,8 Prozent auf den Kandidaten der regierenden Nationalen Partei, Juan
Orlando Hernández. Xiomara Castro von LIBRE habe 28,8 Prozent erhalten,
Mauricio Villeda von der Liberalen Partei 20,3 Prozent und Salvador
Nasralla von der Antikorruptionspartei 13,5 Prozent. Alle weiteren
Kandidaten erhielten weniger als ein Prozent der Stimmen. Die
Parteiführung von LIBRE hat die Woche über mehrfach erklärt, dass sie
das Wahlergebnis des TSE nicht anerkennen werde. Bereits am Freitag
hatte Castro bei einer Pressekonferenz die Neuauszählung der Stimmen
gefordert. Mehr als 800.000 Stimmen seien manipuliert worden.
Auch Präsidentschaftskandidat Nasralla warf dem TSE wiederholt
Manipulation der Ergebnisse vor. In einer Filiale des TSE seien
Wahlkoffer geöffnet worden, um die darin befindlichen Unterlagen zu
verändern, sagte Nasralla am Freitag.
Die Demonstration am Sonntag war überschattet von der Trauer um den LIBRE-Aktivisten José Antonio Ardón, der in der Nacht zu Sonntag in der Nähe seines Hauses in Tegucigalpa von Unbekannten mit vier Schüssen ermordet worden war. Ardón gehörte zur Motorradstaffel von LIBRE und hätte bei der Demonstration am Sonntag vorneweg fahren sollen. Der Sarg von Ardón wurde bei der Demonstration mitgeführt und am Nachmittag von einem Trauerzug auf den Friedhof begleitet. Am Sonntag wurde außerdem der Mord an Eugenio Zavala Melgar bekannt, der ebenfalls Mitglied der Motorradstaffel war. Nach Aussage seiner Parteifreunde wurde Zavala Melgar nach einem Streit von einem Mitglied der Nationalen Partei erschossen. "Da wir diejenigen sind, die immer an der Spitze der Demonstrationen fahren, versuchen sie uns einzuschüchtern", erklärte ein Mitglied der Gruppe. "Lasst uns trotz unseres Schmerzes heute und des Schmerzes für über 200 Genossinnen und Genossen, die ihr Leben verloren haben, die ermordet wurden, nicht in Apathie verfallen", rief Castro den Demonstrierenden zu: "Wir werden nicht aufgeben, bis wir den Sieg der honduranischen Bevölkerung errungen haben."