El Salvadors Präsident verprellt die Befreiungsbewegung FMLN
Funes hält sich nicht an das Programm
El Salvadors Präsident verprellt die Befreiungsbewegung FMLN
Díaz: Jahrzehnte der Militärdiktatur wurden beendet und politische Freiheiten und Grundrechte durchgesetzt. Die haben es erst ermöglicht, sich ohne Angst vor Verhaftung oder gar Ermordung politisch zu engagieren. Ohne diese Demokratisierung hätte die FMLN vor knapp drei Jahren nicht die rechte ARENA-Partei in der Regierung ablösen können.
Und worin sehen Sie die größten Probleme im Friedensprozess?
Das
ist einerseits die enorme soziale Ungleichheit, die sich in den ersten
17 Jahren nach Unterzeichnung des Friedensabkommens weiter verschärft
hat. Die ARENA-Regierung hat mit ihrer neoliberalen Politik die Armen
noch ärmer und die Reichen noch reicher gemacht. Andererseits wurde die
Straffreiheit nicht beendet. Die Mächtigen haben bis heute verhindert,
dass die Menschenrechtsverletzungen aus der Zeit des Bürgerkriegs
aufgeklärt werden. Die Wahrheit soll nicht ans Licht kommen.
Der auf dem FMLN-Ticket gewählte Präsident Mauricio Funes hat
Exgeneral David Munguìa Payés zum Sicherheitsminister ernannt und mit
Francisco Salinas einen Exmilitär zum Polizeichef gemacht. Wie
beurteilen Sie diese Remilitarisierung der Sicherheitspolitik?
Die
FMLN hat besonders gegen Salinas' Ernennung protestiert. Doch der
Präsident findet es scheinbar in Ordnung, dass die Militärs wieder mehr
Gewicht bekommen. Seit den Friedensabkommen hat die Gewalt immer mehr
zugenommen. Die Polizei aber hat zu keiner Zeit die Unterstützung
bekommen, die sie benötigt hätte. Stattdessen wurden viele Militärs in
verschiedenste Strukturen der Polizei übernommen. Gebracht hat das
nichts.
Warum macht der Präsident das? Früher sprach Funes immer von der Notwendigkeit, die Gesellschaft zu entmilitarisieren.
Die
hohe Kriminalität ist für die Bevölkerung derzeit das zentrale Problem.
Der Präsident sagt, dass sich die Menschen besser fühlen, wenn Militär
auf den Straßen patrouilliert. Vermutlich hat er sogar recht, aber
besser wird die Lage dadurch nicht. Die Streitkräfte sind nicht dazu
ausgebildet, Verbrechen aufzuklären. Die Polizei müsste gestärkt und
besser ausgebildet werden.
Ist der Präsident dem Druck der USA erlegen und hat deswegen alle
FMLN-Mitglieder aus dem sogenannten Sicherheitskabinett entlassen?
Die
USA setzen im Kampf gegen die Drogen ganz auf die militärische Karte -
so wie in Kolumbien oder in Mexiko. So wollen sie diesen Kampf auch in
Zentralamerika militarisieren.
Was die FMLN-Mitglieder im Sicherheitskabinett angeht, kann es gut sein, dass die USA direkten Druck auf den Präsidenten ausgeübt haben. Sie wollen den Einfluss der FMLN in der Regierung verringern, und dass es Veränderungen im Sicherheitsbereich geben soll, steht schon in dem Partnerschaftsabkommen, das die USA im November mit El Salvador abgeschlossen haben. Deswegen haben die Militärs auch wieder eine größere Rolle in der Regierung.
Am 11. März finden Parlaments- und Kommunalwahlen statt. Die FMLN
ist stärkste Kraft im Parlament, steht aber einer rechten Mehrheit
gegenüber. Wird die FMLN davon profitieren können, dass sie jetzt an der
Regierung ist?
Das wird nicht leicht. Präsident Funes unternimmt
leider alles, um zu verhindern, dass die Erfolge der Regierung im
Wahlkampf dargestellt werden. Er hat den Ministern der FMLN sogar
verboten, in Rot, also der Parteifarbe der FMLN, aufzutreten. Er möchte
nicht, dass sie sich am Wahlkampf beteiligen. Es ist unglaublich, wie
sehr er sich von der Partei distanziert, die ihn ins Amt gebracht hat.
Nun präsentieren wir als Partei die Erfolge der Regierung. Dabei gibt es
gerade in den von FMLN-Mitgliedern geleiteten Ressorts einige Erfolge.
Hätten Sie vor den Präsidentschaftswahlen vor drei Jahren
erwartet, dass es zu einer so großen Entfernung zwischen der Partei und
ihrem Kandidaten Mauricio Funes kommen würde?
Ich hatte erwartet,
dass der Präsident sich stärker an das Wahlprogramm der FMLN halten
würde. Mauricio Funes war der populäre Kandidat, der uns die nötigen
Stimmen in der Mitte gebracht hat, um die Wahlen zu gewinnen. Aber ohne
die FMLN wäre er auch nicht Präsident geworden. Das scheint er zu
vergessen.
Die langjährige Regierungspartei ARENA hatte sich nach den letzten
Wahlen gespalten, die neue Partei GANA (Große Nationale Allianz) ist
entstanden. Wie wird sich das Parlament dadurch nach den Wahlen
verändern?
Es sieht alles danach aus, dass auf der Rechten neben
ARENA vor allem GANA einiges Gewicht haben wird. Für die FMLN
beziehungsweise die Regierung ist das etwas einfacher, weil wir mit den
Stimmen von GANA manchmal eine parlamentarische Mehrheit bekommen haben.
Aber für uns muss es natürlich darum gehen, die eigene Abgeordnetenzahl
zu erhöhen.
Quelle: Neues Deutschland