El Salvador: Bauernorganisationen lehnen Vertrag mit Bayer AG ab

Das Bayer-Kreuz in Leverkusen Quelle: H005 Lizenz: en.wikipedia.org

Von Ulrike Bickel, amerika21

San Salvador. Der nationale Landarbeiter-Verband von El Salvador (ANTA) und die internationale Kleinbauerndachorganisation Vía Campesina haben einen geplanten Kooperationsvertrag zwischen dem transnationalen Agrarchemiekonzern Bayer und dem salvadorianischen Ministerium für Landwirtschaft und Viehzucht scharf kritisiert.

Der Vertreter von Vía Campesina, Carlos Rodríguez, bemängelte, dass die Produkte der mit dem Bayer-Konzern im Jahr 2018 fusionierten Gentechnik-Firma Monsanto für die Zerstörung von Böden, Gewässer-Verschmutzung, die Reduzierung der Grundwasserreserven sowie die Veränderung der Ökosysteme verantwortlich seien. Durch Monsanto sei das Leben der Menschen gefährdet worden, da Pestizide Krebs und Nierenversagen verursachten. Auch sei die Ausbreitung des gefährlichen Dengue-Fiebers begünstigt worden, weil sich die Moskitos an den hohen Insektizid-Einsatz gewöhnten und genetisch anpassten.

Der Abschluss eines Kooperationsvertrags mit Bayer wäre Rodríguez zufolge zudem der Todesstoß für die nationale Agrarproduktion. Nicht beachtet werde, dass die Bauern die Regierung jahrelang mit natürlich verbessertem Saatgut versorgt haben, wodurch Rekordernten bei Mais und Bohnen erreicht wurden.

Ana Calles von Vía Campesina merkte an, dass den Landwirten beim Anbau gentechnisch veränderten Saatguts zweieinhalb Mal höhere Kosten für den Kauf landwirtschaftlicher Nebenprodukte wie Kunstdünger und Pestiziden entstünden. Dadurch müssten sich insbesondere Kleinbauern verschulden.

Daher forderten die Bauernorganisationen den Agrarminister Pablo Anliker Infante auf, ihre Bedenken ernst zu nehmen, um nicht die rund 90.000 salvadorianischen Kleinbauern zu schädigen.

Die seit 2009 bis Ende Mai 2019 regierende linke Regierungspartei Nationale Befreiungsfront Farabundo Martí (Frente Farabundo Martí para la Liberación Nacional, FMLN) hatte 2011 mit einem staatlichen "Programm zur Förderung der kleinbäuerlichen Familienlandwirtschaft" eine nationale Versorgungspolitik eingeleitet, die wesentliche Verbesserungen für die landwirtschaftlichen (Klein-)Produzenten zum Ziel hatte. So wurde zum einen die landeseigene Erzeugung qualitativ hochwertigen Saatguts gefördert – und damit die Unabhängigkeit von transnationalen Agrarkonzernen und von Saatgut-Importen gestärkt. Zum anderen wurde den Bauern an ihre tropischen Böden und den Klimawandel angepasstes Saatgut zur Verfügung gestellt.

Seit dem 1. Juni ist der ehemalige Bürgermeister von San Salvador, Nayib Bukele, neuer Präsident von El Salvador, der nach seinem Austritt aus der FMLN als Kandidat der ultrarechten Partei Große Allianz für nationale Einheit (Gran Alianza por la Unidad Nacional, Gana) angetreten war. Bukeles Bewegung "Neue Ideen" (Nuevas Ideas) ist im Parlament auf die Stimmen der rechten und ultrarechten Parteien angewiesen. Er hatte bereits versucht, sich den USA anzubiedern, die eine aggressive Wirtschaftspolitik zur Öffnung ausländischer Märkte für US-Konzerne betreiben.

Die Bauernverbände fordern die neue Regierung auf, sich in der Umwelt- und Klimapolitik stärker zu engagieren, da die Dürren der letzten Monate die nationale Bohnenproduktion – einem der salvadorianischen Grundnahrungsmittel neben Reis – und damit die nationale Ernährungssouveränität bedrohe.

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