Gerichtsprozess gegen David Castillo, einen der Auftraggeber des Mordes an Berta Cáceres

Tag 30 [5.Juni 2021]

Die wichtigsten Punkte des Prozesstages

Die Verhandlung fand heute für ein paar Stunden statt. Castillos Verteidiger versuchten, den Gutachter der Nebenklage, Harald Waxenecker, wegen seiner früheren Veröffentlichungen über Honduras abzulehnen. Nach einer mehrstündigen Debatte lehnte das Gericht den Antrag der Verteidigung ab.

Die Verhandlung wird am Montag, den 7. Juni um 9:00 Uhr fortgesetzt.

https://www.aquiabajo.com/blog/2021/6/5/day-thirty-trial-against-david-castillo

Am Samstag beginnt durch den Experten Harald Waxenecker die Präsentation des Gutachtens "Analyse der Machtposition von Roberto David Castillo Mejía im unternehmerisch-institutionellen Umfeld und deren Zusammenhang mit der Planung, Koordination und Ausführung des Mordes an Berta Cáceres Flores".

Zu Beginn der Verhandlung ergriff die Verteidigung von David Castillo das Wort, um eine Anfechtung des Gutachters Harald Waxenecker vorzutragen. Sie argumentieren, dass der Gutachter in den Ermittlungen über Korruptionsnetzwerke spricht, in denen er auf die Firma DESA und Castillo Bezug nimmt. Damit verstoße er gegen § 83 der Strafprozessordnung, da er ihrer Meinung nach, ein Gutachten über den Fall und den Angeklagten abgegeben hat, in dem er einige seiner Ermittlungen zitiert.

Der Sachverständige Waxenecker verfügt über umfangreiche Erfahrungen bei der Untersuchung von kriminellen Netzwerken in Zentralamerika. Im Rahmen dieser Untersuchungen hat er Korruptionsnetzwerke in Honduras seit dem Staatsstreich und in der Energieproduktion des Landes analysiert.

Die Staatsanwaltschaft beantragte die Ablehnung dieses Antrages der Verteidigung und begründet es, dass die Verteidigung seit dem 1. März, dem Tag der Zulassung des Sachverständigen Waxenecker, gewusst habe, dass dieser sein Gutachten vorlegen würde. Sie hätte am 10. März, dem Tag der Vereidigung des Sachverständigen, oder am 26. April, dem Tag der Eröffnung der Hauptverhandlung, Zeit gehabt eine Anfechtung vorbringen und dabei die Vorfälle darstellen können.

Der zweite Absatz des Artikels 243 der Strafprozessordnung legt fest, dass "die Parteien die Anfechtung bis zur Vereidigung des Sachverständigen einreichen müssen".

Rechtsanwalt Víctor Fernández, rechtlicher Vertreter der Nebenklage der Töchter und der Mutter von Berta Cáceres, beantragt seinerseits, die Anfechtung für unzulässig zu erklären, wobei er die folgenden Aspekte hervorhob:

  • Die von der Verteidigung vorgelegten Texte sind Zitate aus öffentlichen Dokumenten, wie z.B. Zitate der Wahrheits- und Wiedergutmachungskommission, Zitate von Experten, von COPINH und sogar aus Veröffentlichungen zum Fall "Betrug bei El Gualcarque", der Teil eines anderen Gerichtsverfahrens ist. Der Sachverständige stützt sich bei seiner wissenschaftlichen Arbeit auf Zitate, die Teil seines eigenen Gutachtens sind.
  • Er hob fünf relevante Verfahrensmomente hervor, in denen die Verteidigung von David Castillo diesen Antrag stellen konnte: 1. März; bei der Anhörung zur Beweisvorlage, 10. März; bei der Vereidigung des Sachverständigen, 18. und 23. März; an den Tagen, an denen die Vorlage digitaler und physischer Beweise stattfand, 26. März; am Tag des Prozessbeginns, als die Verteidigung Zugang zum Bericht des Sachverständigen hatte.
  • Der Antrag ist unbegrenzt (zeitlos), die Ausführungen des Sachverständigen haben bereits begonnen, das Gericht hat die Daten des Sachverständigen bereits aufgenommen, seine Präsentation wurde wegen des Zeitunterschieds verschoben.
  • Die Verteidigung kann sich nicht darauf berufen, dass dies für sie neue Tatsachen sind, da ihr das Gutachten seit März zur Verfügung seht und sie in dieser Zeit den Inhalt einsehen konnte. Artikel 243 der Strafprozessordnung legt fest, dass der einzige Zeitpunkt für die Ablehnung eines Sachverständigen der Tag seiner Vereidigung ist. Dies ist eine verzögerte und eindeutig säumige Aktion seitens der Verteidigung von Castillo.
  • Es wurde auf andere Verfahrensregeln verwiesen, die prozessuale Sanktionen für die Nichteinhaltung von Fristen zu den gesetzlich festgelegten Zeiten vorsehen, sowie auf die Pflicht der Richter, wenn sie ein säumiges Verhalten der Parteien bemerken.

Rechtsanwalt Pedro Mejía, rechtlicher Vertreter der Nebenklage, von Salvador Zúniga, Sohn von Berta Cáceres, spielte ebenfalls auf die verschiedenen Momente an, in denen die Verteidigung die Anfrage stellen konnte.

  • Er argumentierte auch, dass der Sachverständige zu keinem Zeitpunkt ein Gutachten über die persönliche Verantwortung von Roberto David Castillo abgegeben hat.
  • Er argumentierte weiter, dass die Verteidigung Monate Zeit hatte, den Hintergrund und die Expertise des Experten zu überprüfen, dies jedoch in letzter Minute tat und behauptete, die Informationen nicht zu kennen, was einen Mangel an Sorgfalt bei der Verteidiger des Angeklagten bedeutet.

Das Gericht erklärte die Anfechtung schließlich für unzulässig, und die Verteidigung reichte einen Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens ein, in dem sie Argumente vorbrachte, um die Anschuldigungen und den Sachverständigen zu disqualifizieren, die für die Diskussion unangebracht waren.

Das Gericht bekräftigte seine Entscheidung und die Klage wurde abgewiesen.

Die Anhörung wurde für Montag, den 7. Juni um 9:00 Uhr einberufen.

https://copinh.org/2021/06/juicio-contra-david-castillo-dia-31/

Zurück