Mexiko
Länderteil
Die sechsjährige Amtszeit von Andrés Manuel López Obrador (AMLO) endet demnächst und hinterlässt eine wahrhaft besorgniserregende Menschenrechts- und Umweltbilanz. Mexiko gehört zu den fünf gefährlichsten Ländern der Welt für Menschenrechtsverteidiger*innen und Journalist*innen. (1) Obwohl diese Krise nicht mit dieser Regierung begann, hat sich die Menschenrechtslage während ihrer Amtszeit nicht verbessert.
Trotz Fortschritten im sozialen Bereich ist die Menschenrechts- und Umweltkrise in Mexiko tiefgreifend.
Im September 2023 legte López Obrador den fünften Bericht seiner Regierung inmitten eines komplexen politischen Kontextes eines Vorwahlkampfes vor. Der Schwerpunkt des Berichts lag auf den sozialen Errungenschaften und der Entwicklung der mexikanischen Wirtschaft, die trotz der kritischen Situation, die auf globaler Ebene im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie und den internationalen geopolitischen Spannungen entstanden war, Fortschritte aufweist.(2)
Es muss jedoch betont werden, dass die Reden über die „Errungenschaften der Vierten Transformation”(3) zwar ihre Berechtigung haben, dass aber in Mexiko die Straflosigkeit fortbesteht und es scheint, dass die Absichten zur Bekämpfung von Korruption und Gewalt in der kollektiven Vorstellung als eine weitere wichtige unerledigte Aufgabe verblieben sind.
Offizielle Daten zum sozialen Fortschritt und zu Infrastrukturprojekten.
Offiziellen Berichten zufolge ist die Armut in Mexiko zurückgegangen, basierend auf Daten aus dem Jahr 2022(4). Die Hauptgründe für diesen Erfolg sind: die Erhöhung des Mindestlohns(5) und die Stärkung der Sozialprogramme, die sich in der Erhöhung der Rente für ältere Menschen um 10 Prozent und in der Erhöhung der Stipendien für die Grundbildung um 10 Prozent widerspiegelt(6).
Laut der Nationalen Kommission für Mindestlöhne (CONASAMI) ist davon auszugehen, dass die Zahl der in Armut lebenden Personen in Mexiko zwischen 2019 und 2022 um 23,7 Prozent gesenkt worden ist.
Trotz der Relevanz dieser Fortschritte hat die Verringerung der Armut immer noch keine tieferen und nachhaltigeren Auswirkungen auf die Strukturen, die die Ungleichheit im Land aufrechterhalten(7). Diese Einschätzung spiegelt sich in den Daten wieder, die die Initiative „México cómo vamos" in ihrer Analyse „Cómo vamos a 5 años de la Cuarta Transformación" (Wie geht es uns 5 Jahre nach der Vierten Transformation) vorgelegt hat, in der neun zentrale Bereiche zur Bewertung der Regierung AMLO (bis 2023) untersucht wurden. Die Analyse von „México cómo vamos" zeigt, dass 51,3 Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung - ohne den landwirtschaftlichen Sektor - einer informellen Beschäftigung nachgehen, die keinen Zugang zu sozialer Sicherheit bietet.
Positiv bewertet der Bericht die Verbesserung der Arbeitsbedingungen für formelle Arbeit sowie die Stärkung der nordamerikanischen Beziehungen durch das Inkrafttreten des Freihandelsabkommens zwischen Mexiko, den Vereinigten Staaten und Kanada Juli 2020. Die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen am Arbeitsmarkt ist jedoch nach wie vor ein großes ungelöstes Problem auf der “Landkarte des Fortschritts" in Mexiko.
Bei den mit rot bewerteten Punkten handelt es sich um den Index des sozialen Fortschritts (IPS)(8) , der Aspekte wie menschliche Grundbedürfnisse, Grundlagen des Wohlbefindens und Chancen anspricht (zwischen 2018 und 2021 haben 30 Bundesstaaten der Mexikanischen Republik an Wohlbefinden verloren).
Andererseits ist beim Zugang zu Gesundheitsdiensten eine Verschlechterung bei Themen wie Ernährung und medizinische Versorgung zu beobachten, insbesondere in Oaxaca, Campeche und Chiapas. Auf nationaler Ebene ist bei der Bildung ein Rückschlag beim Thema Zugang zu Grundkenntnissen zu verzeichnen.
Ein weiterer kritischer Punkt ist die Nutzung und Abhängigkeit von konventioneller Energie wie den fossilen Brennstoffen, die mehr als 69 Prozent der gesamten erzeugten Energie ausmachte. Damit ist Mexiko weit davon entfernt, seine Verpflichtungen im Bereich Umwelt und Klimawandel einzuhalten.
Im Rampenlicht stehen weiterhin die Infrastrukturprojekte, die von der Regierung López Obrador als „große Errungenschaften für den Fortschritt und die Entwicklung" gewürdigt werden. Dazu gehören Investitionen in Projekte wie die Umgestaltung von Flughäfen, Straßen und Krankenhäusern sowie der umstrittene "Maya-Zug", ein Megaprojekt aus Schienennetz und Autobahnen, das auf einer Strecke von 1500 km die Bundesstaaten Chiapas, Tabasco, Campeche, Yucatán und Quintana Roo verbinden soll. Dieses Projekt ist sehr umstritten, unter anderem wegen der damit verbundenen Umweltauswirkungen, der sichtbaren Beeinträchtigung der Rechte der auf der Halbinsel Yucatán lebenden indigenen Gemeinschaften, der zunehmenden Unsicherheit und der Gefährdung von Menschenrechtsverteidiger*innen, der Militarisierung, der Gefährdung von Migrant*innen, die gezwungen sind, auf ihrem Weg zur Nordgrenze Mexikos und der Vereinigten Staaten Teile dieser Region zu durchqueren, sowie der Einmischung transnationaler Unternehmen(9).
Worin spiegelt sich die Menschenrechtskrise in Mexiko wider?
Zweifellos spiegelt sich die Menschenrechtskrise in der hohen Zahl an Verschwundenen (mehr als 110.000 Personen)(10) wider, und in der mangelnden Effizienz der staatlichen Stellen, die Kollektive von Angehörigen und suchenden Müttern in verschiedenen Bundesstaaten der mexikanischen Republik bei ihrer Suche zu unterstützen(11). Ein weiteres Indiz ist die forensische Krise, die sich in den mehr als 50.000 nicht identifizierten Leichen und menschlichen Überresten, angesammelt in Leichenhallen und Massengräbern, offenbart(12). Ferner sind zu nennen: die Kriminalisierung und Ermordung von Verteidiger*innen ihrer Territorien (allein im Jahr 2023 wurden 20 Verteidiger*innen wegen ihrer Arbeit ermordet); die zunehmende Vertreibung ganzer Gemeinden aufgrund der bewaffneten Gewalt zwischen den Drogenkartellen und des Streits um die territoriale Kontrolle (der Fall Chiapas, der in dem Bericht "Chiapas un desastre" von FRAYBA, Centro de Derechos Humanos Fray Bartolomé de Las Casas), klar erklärt wird(13); die Langsamkeit und Ineffizienz der Ermittlungs- und Strafrechtsprozesse(14) ; die Verschlechterung der Umweltbedingungen, die das Leben, die Gesundheit und die Eigendynamik der ländlichen und indigenen Gemeinden beeinträchtigt, sowie die geschlechtsspezifische Gewalt gegen Frauen und Mädchen.
Im Jahr 2023 wurden in Mexiko 827 Fälle von Femizid registriert, 13 Prozent weniger als im Jahr 2022.(15) Ein leichter Rückgang in einem Land, in dem durchschnittlich zehn Frauen, Mädchen und Jugendliche pro Tag ermordet werden.(16)
Weitere Formen der Gewalt, die das Leben von Frauen in Mexiko beeinträchtigen, sind sexuelle Gewalt, Verschwindenlassen und Frauenhandel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung. Laut REDIM (Red de los Derechos de la Infancia en México) ist der Handel mit Personen im Alter von 0 bis 17 Jahren ein Verbrechen, das hauptsächlich Frauen betrifft, die in 74,1 Prozent der auf nationaler Ebene zwischen 2015 und 2023 gemeldeten Fälle die Opfer sind. (...) Die Bundesstaaten mit den meisten Fällen von Menschenhandel mit Personen im Alter von 0 bis17 Jahren zwischen Januar und August 2023 waren der Bundesstaat Mexiko mit 65 Fällen, Mexiko-Stadt mit 61 Fällen und Quintana Roo mit 37 Fällen.
Umwelt- und Menschenrechtsaktivist*innen, Journalist*innen und indigene Gemeinschaften, die besonders gefährdet und anfällig sind
In Mexiko ist die Arbeit von Menschenrechtsverteidiger*innen, Umweltschützer*innen und Journalist*innen ständig bedroht. Nach Angaben von UN-HR Mexiko wurden zwischen Januar 2019 und September 2023 mindestens 41 Journalist*innen, sechs Medienschaffende und 91 Menschenrechtsverteidiger*innen im Zusammenhang mit ihrer Arbeit getötet, dazu kommen 13 Verschwundene (acht Menschenrechtsverteidiger*innen und fünf Journalist*innen)(17).
Im Mittelpunkt dieser Gewalt stehen vor allem indigene Gemeinschaften, die ihr Recht auf Land, Territorium und Selbstbestimmung einfordern, heißt es in einem Bericht von Espacio OSC(18).
Andererseits zeigt die Untersuchung "Defensores desaparecidos"(19) , die von den journalistischen Initiativen Quinto Elemento Lab, A Dónde van los desaparecidos und Mongabay Latam durchgeführt wurde, dass das gewaltsame Verschwindenlassen in Mexiko als eine Form der Gewalt gegen Umwelt- und Territorialverteidiger*innen zunimmt: "93 Umwelt- und Territorialverteidiger*innen sind in Mexiko Opfer des Verschwindenlassens geworden; 39 von ihnen konnten nicht ausfindig gemacht werden, 36 wurden tot und nur 18 lebend gefunden. Diese Daten beziehen sich auf den Zeitraum zwischen 2006 (Zeit der Regierung Felipe Calderón und des so genannten Krieges gegen die Drogen) und 2023(20) .
Unter den jüngsten Fällen von gewaltsam verschwundenen Umweltschützern erinnern wir an die Fälle des Rechtsanwalts Ricardo Lagunes Gasca und des Lehrers und Indigenen Antonio Díaz Valencia, die im Januar 2023 in Cerro de Ortega, Gemeinde Tecomán, Colima, verschwanden. Sie kämpften vor Gericht für das Recht der Bauerngemeinde San Miguel de Aquila in Michoacán, sich zu organisieren und "von der Bergbaufirma Ternium eine gerechte Bezahlung für den Eisenerzabbau zu fordern, den sie seit den 1990er Jahren im Gebiet von San Miguel Aquila betreibt, und zu verhindern, dass sich die Bergbautätigkeit auf andere Gebiete in der Region ausweitet"(21).
Die Verschlechterung der Umwelt- und Gesundheitssituation in Mexiko ist zweifellos eines der komplexesten Probleme, weil es so viele verschiedene Aspekte umfasst. Die schwerwiegenden Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen, die in Gebieten leben, die als "Industriehölle" bekannt sind, sind ein Thema, das allmählich auf die öffentliche Agenda rückt.
Bis Ende 2023 wurden in ganz Mexiko 60 Regionen mit Sanitär- und Umweltnotstand (RESA, Regiones de Emergencia Sanitaria y Ambiental) ermittelt. Eine dieser 60 Regionen befindet sich in Tlaxcala und Puebla, wo wissenschaftlich nachgewiesen wurde, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten tödlicher Krankheiten in der Bevölkerung und der Verschmutzung von Wasser, Luft und Anbauflächen durch die Industrie und industrielle Landwirtschaft gibt. Dieses Problem wird im "Ersten strategischen Bericht zum Verständnis der sozio-ökologischen Probleme der Sanitär- und Umweltsanierungsregion des Alto Atoyac-Beckens"(22) wissenschaftlich behandelt, einer von CONAHYCT (Nationaler Rat für Geisteswissenschaften, Wissenschaft und Technologie) durchgeführten Untersuchung. Die ersten 60 identifizierten RESAs, die auch als "Umwelt- und Industriehöllen" bezeichnet werden, befinden sich in den nördlichen, nordpazifischen, das Bajío, zentralen und südöstlichen Bundesstaaten des Landes.
Der nächste Schritt für Mexiko: Präsidentschaftswahlen 2024
Zum Zeitpunkt der Erstellung des vorliegenden Berichts steht ein Ereignis vor der Tür, das den Kurs Mexikos in den nächsten sechs Jahren prägen wird: Mexiko bereitet sich darauf vor, den Nachfolger des populären Präsidenten Andrés Manuel López Obrador zu wählen, dessen Amtszeit auf sechs Jahre begrenzt ist. Es ist sehr wahrscheinlich, dass das nächste Staatsoberhaupt eine Frau sein wird, denn die führende Kandidatin, die ehemalige Regierungschefin von Mexiko-Stadt, Claudia Sheinbaum ((Allianz zwischen: MORENA, Partido del Trabajo (PT) und Partido Verde Ecologista de México (PVEM)), liegt deutlich vor ihrer stärksten Gegnerin von der Opposition, Xóchitl Gálvez (Fuerza y Corazón por México (Koalition: PAN, PRI und PRD)).
Die Tatsache, dass in Mexiko eine Frau Präsidentin wird, ist zweifellos von politischer und historischer Bedeutung. Die wirtschaftlichen, politischen und sozialen Probleme des Landes sind jedoch keine Geschlechterfrage. Die Tendenz zur Kontinuität, zur politischen Praxis und zu einer Regierung mit populistischen Untertönen ist keine Garantie für die Überwindung der vorherrschenden Menschenrechtskrise in Mexiko.
(1) Siehe Bericht von Human Rights Watch unter: https://www.hrw.org/es/world-report/2023/country-chapters/mexico
(2) Siehe Präsentation des Berichts unter: https://www.youtube.com/live/foiELlVPVz0?si=I2lehX8guFv_dvnQ
(3) Die "4T" ist eine Abkürzung, die auf die "Vierte Transformation" (Cuarta transformación) in Mexiko verweist. Dieser Begriff wurde von Präsident Andrés Manuel López Obrador und seiner politischen Bewegung geprägt, um ihre Regierungsagenda und ihre Ziele der sozialen, politischen und wirtschaftlichen Transformation im Land zu beschreiben. Die Vierte Transformation wird als eine historische Fortsetzung von drei früheren Transformationen in der Geschichte Mexikos dargestellt: 1. Die Unabhängigkeit Mexikos (1810-1821). 2. Die Reform (1857-1861), die bedeutenden Veränderungen in der politischen und sozialen Struktur sowie die Trennung von Kirche und Staat umfasste. 3. Die Mexikanische Revolution (1910-1917), die eine Periode des bewaffneten Kampfes und tiefgreifende politische, soziale und wirtschaftliche Veränderungen in Mexiko war.
Nach López Obrador zielt die Vierte Transformation darauf ab, Korruption zu bekämpfen, Ungleichheit zu reduzieren, soziale Gerechtigkeit zu fördern und die Lebensbedingungen für alle Mexikaner zu verbessern. Einige der wichtigsten Politiken und Prioritäten der 4T umfassen die Umsetzung von Sozialprogrammen, den Kampf gegen Korruption, die Stärkung der nationalen Wirtschaft und die Förderung der Energieautarkie.
(4) Siehe: https://www.coneval.org.mx/Medicion/paginas/pobrezainicio.aspx
(5) Der Mindestlohn, der 2018 bei 88,36 Pesos pro Tag lag, wird 2023 bei 172,87 Pesos pro Tag liegen. Siehe unter: https://expansion.mx/opinion/2023/08/30/logros-y-criticas-del-gobierno-de-amlo-y-el-cierre-de-sexenio
(6) Siehe Analyse "México cómo vamos": https://mexicocomovamos.mx/publicaciones/2023/06/como-vamos-a-5-anos-de-la-cuarta-transformacion/
(7) Patrón, Mario in La Jornada: https://www.jornada.com.mx/notas/2023/09/07/politica/cinco-anos-de-gobierno-un-balance/
(8) Der Index des sozialen Fortschritts (SPI) ist ein ganzheitliches Maß für die soziale Leistung eines Landes und von wirtschaftlichen Faktoren unabhängig. Er versucht nicht, wirtschaftliche Indices zu ersetzen, sondern sie zu ergänzen. Siehe unter: https://mexicocomovamos.mx/publicaciones/2023/06/como-vamos-a-5-anos-de-la-cuarta-transformacion/
(9) Das Ya Basta Netzwerk in Deutschland hat eine kritische Untersuchung über die Rolle deutscher Unternehmen im Tren Maya Projekt und die Menschenrechts- und Umweltauswirkungen dieses Megaprojekts durchgeführt. Siehe unter: https://www.ya-basta-netz.org/tren-maya-made-in-germany-espanol/
(10) Fälle von Verschwindenlassen sind in Mexiko seit den 1960er Jahren bekannt. Der Höhepunkt dieser schweren Menschenrechtsverletzung wurde während des sogenannten Drogenkrieges unter der Regierung von Felipe Calderón erreicht. Achtzig Prozent der bis Ende 2023 gemeldeten Fälle von Verschwindenlassen ereigneten sich seit 2006.
Siehe die Untersuchung Fragmente von Marcel Turati in Quinto Elemento Lab. (2022): https://quintoelab.org/fragmentos/cien-mil-despariciones-mexico/
(11) Weitere Informationen finden Sie auf der Website der Bewegung für unsere Verschwundenen in Mexiko: https://movndmx.org/
(12) Weitere Informationen auf der Website des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (Veröffentlichung vom 05. 07.2023): https://www.icrc.org/es/document/mexico-el-cicr-llama-fortalecer-los-esfuerzos-para-la-identificacion-de-personas-fallecidas
(13) Siehe: https://www.frayba.org.mx/
(14) Laut Human Rights Watch werden in Mexiko "etwa 90 Prozent der Verbrechen nie gemeldet, ein Drittel der gemeldeten Verbrechen wird nie untersucht, und weniger als 16 Prozent der Untersuchungen werden "gelöst" (vor Gericht, durch Schlichtung oder mit irgendeiner Form von Wiedergutmachung), was bedeutet, dass die Behörden nur etwas mehr als 1 Prozent aller 2021 begangenen Verbrechen gelöst haben, so die offizielle Statistikbehörde". Siehe Bericht unter: https://www.hrw.org/es/world-report/2023/country-chapters/mexico
(15) Siehe REDIM-Berichte in Mexiko: https://blog.derechosinfancia.org.mx/2023/11/22/feminicidio-de-ninas-y-adolescentes-en-mexico-a-octubre-de-2023/
(16) Siehe: https://www.infobae.com/america/agencias/2024/01/25/los-feminicidios-en-mexico-bajan-un-1376-en-2023-hasta-los-827/
(17) Siehe UNHCHR-Bericht über Mexiko vom Dezember 2023, unter: https://mexico.un.org/es/255871-onu-dh-informe-sobre-buenas-prácticas-y-desafíos-en-la-investigación-de-9-casos-de-delitos
(18) Espacio OSC ist der Espacio de Organizaciones de la Sociedad Civil para la Protección de Personas Defensoras de Derechos Humanos y Periodistas, der sich aus mexikanischen und internationalen Organisationen zusammensetzt, die in Mexiko tätig sind, um gemeinsame Strategien für den Schutz des Rechts auf Verteidigung der Menschenrechte und die Ausübung der Meinungsfreiheit im Land zu entwickeln. Siehe mehr: https://espacio.osc.mx/sobre-espacio-osc/
(19) Siehe die Website von Quinto Elemento Lab: https://quintoelab.org/project/especial-defensores-territorio-ambiente-desaparecidos
(20) Siehe den vollständigen Bericht in Mongabay Latam (Oktober 2023): https://es.mongabay.com/2023/10/a-estas-personas-las-desaparecieron-por-defender-el-ambiente-y-territorio-en-mexico/
(21) Weitere Informationen zu diesem Fall unter: https://www.frontlinedefenders.org/es/case/disappearance-human-rights-defenders-antonio-díaz-valencia-and-ricardo-arturo-lagunes-gasca
(22) Siehe den Bericht: https://cdn.conahcyt.mx/enis/toxicologia/resa-atoyac/inicio/descargables/informe-caa.pdf
Aktivitäten zu Mexiko
Begleitung des Umweltaktivisten León Ávila Romero im Rahmen des Programms der Elisabeth-Selbert-Initiative(1)
(Februar bis November 2023)
Wir trafen den Umweltverteidiger und Universitätsprofessor León Enrique Ávila Romero(2) im Jahr 2021 inmitten eines Gemeindetreffens mit dem “Rat zur Verteidigung der Feuchtgebiete in San Cristóbal de las Casas, Chiapas” (Consejo de defensa de los humedales en San Cristóbal de las Casas, Chiapas). Das Treffen wurde von SERAPAZ (Servicios y Asesorías para la Paz A.C.) organisiert, um eines der Feuchtgebiete zu besichtigen und den Frauen und Männern der Gemeinden zuzuhören, die die Verteidigung und den Schutz der Feuchtgebiete La Kisst und María Eugenia in diesem Gebiet Mexikos anführen.(3)
Bei Besuchen von SoLaWi-Projekten in Bayern und Sachsen während des Aufenthaltes von León Ávila.
León Ávila Romero ist Umweltschützer, Aktivist und Akademiker. Er kämpft gleichermaßen auf der Straße, in zivilgesellschaftlichen Foren, in informellen Gesprächen, auf Konferenzen und in akademischen Publikationen. Er verteidigt Wasser und geschützte Naturgebiete, setzt sich für alternative Modelle ein, um den ökologischen Kollaps aufzuhalten, kritisiert im öffentlichen Raum das neokolonisierende extraktivistische Modell und die Freihandelsabkommen, die die Ausplünderung des globalen Südens legalisieren.
In diesem Zusammenhang kam León Ávila Romero und seine Frau Jeyma Miller Anfang 2023 für einen vorübergehenden Aufenthalt als Stipendiat im Rahmen des Programms der Elisabeth-Selbert-Initiative (ESI) der Bundesregierung zum Schutz von Menschenrechtsverteidiger*nnen nach Deutschland. Das Ökubüro hat in Zusammenarbeit mit der ESI den Stipendiaten neun Monate lang während seines Aufenthaltes in Deutschland begleitet.
Für uns als gastgebende Organisation im Rahmen des ESI-Programms hat die Erfahrung viele Lehren, Herausforderungen und Verpflichtungen mit sich gebracht. Sie ermöglichte es uns, die Dimension von Gewalt und Unterdrückung, die Menschenrechtsverteidiger*nnen in Lateinamerika erfahren, besser zu verstehen und zweifellos unsere Solidarität und Verpflichtung zu bekräftigen, uns weiterhin für die Verteidigung der Rechte von Menschen und Gemeinschaften einzusetzen, die sich in einer Situation der Gefährdung, Ungerechtigkeit und Verfolgung befinden. Wir schätzen das unermüdliche Engagement von León Ávila Romero als Umweltaktivist sowie sein Wissen und seine Beiträge als Wissenschaftler und Forscher sehr.
Wir danken allen Organisationen, Kollektiven und Einzelpersonen in Deutschland, die León Ávila Romero während seines Aufenthaltes in Deutschland unterstützt haben.
Mit der Autorin und Journalistin Kathrin Zeiske gingen wir durch "Ciudad Juárez: Alltag in der gefährlichsten Stadt der Welt".
Veranstaltungsort: Bellevue di Monaco (München) am 27.07.2023, Projekt: Perspectivas Diversas (PDIV)
Ende Juli 2023 organisierten wir im Rahmen des Projekts Perspectivas Diversas eine Diskussion mit der deutschen Autorin und Journalistin Kathrin Zeiske, die im Rahmen ihrer Deutschlandtournee nach München kam, um ihr Buch "Ciudad Juárez: Alltag in der gefährlichsten Stadt der Welt" vorzustellen.
Wie sieht das Leben in einer Stadt an der Grenze zwischen den USA und Mexiko aus? Mit dieser Frage begann die Diskussion mit der Autorin Kathrin Zeiske. Sie brachte uns zwischen der Lesung von Teilen ihres Buches und einer Projektion von Fotografien, die ihr Werk ausmachen, den Alltag der Frauen in Ciudad Juárez und die Gewalt, die sie erleben, näher: Femizide, die Ökonomie der Ausbeutung in den Maquilas, der Handel mit Frauen zum Zweck der Arbeit und der sexuellen Ausbeutung, die Folgen des Krieges zwischen den Drogenkartellen in dieser Region Mexikos auf die Körper und Territorien von Frauen und Dissidenten (FLINTA).
Kathrin Zeiske sprach über den Alltag, über die Erfahrungen und Initiativen der Zivilgesellschaft auf lokaler Ebene, um der Gewalt entgegenzuwirken, über Frauen und Mütter, die nach Vermissten suchen, sowie über die Kultur und Ästhetik, die diese Grenzstadt prägen.
Eine ausführliche Dokumentation der Veranstaltung ist auf unserer Website verfügbar.(4)
Für die Unterstützung danken wir Aluna Minga e.V. und dem Bellevue di Monaco in München.
Premiere des Dokumentarfilms "Cartas para un porvenir" und Diskussion
Anlässlich des Internationalen Tages der Opfer des Verschwindenlassens am 30.08. fand eine Online-Podiumsdiskussion und Präsentation des Dokumentarfilms "Briefe für eine Zukunft” (“Cartas para un porvenir”, 2023, Mexiko) über das Verschwindenlassen von Kindern und Jugendlichen in Mexiko, in Zusammenarbeit mit der Koalition gegen das Verschwindenlassen statt.(5)
"Briefe für eine Zukunft” ist der erste Dokumentarfilm seiner Art, der auf sensible und kritische Weise die Erfahrungen der Familien derjenigen, die als Minderjährige verschwunden sind, oder derjenigen, die unter den Folgen dieses Verschwindens leiden, aufarbeitet und weitergibt.
Die von Christiane Schulz (vom Verein Partner Südmexikos e.V.) moderierte Podiumsdiskussion bot die Möglichkeit, den Meinungen und Informationen der eingeladenen Expert*nnen zuzuhören: María Luisa Núñez Barojas, Gründerin des Colectivo Voz de los Desaparecidos en Puebla, Itzell Sánchez Martínez, Mitglied der Organisation Técnicas Rudas und Koordinatorin des Projekts Narrativas de la Memoria y la desaparición en México, und Dr. Gražyna Baranowska, Mitglied der UN-Arbeitsgruppe für das gewaltsame oder unfreiwillige Verschwindenlassen.
Die Online-Veranstaltung, an der 46 Personen teilnahmen, war der Anlass, die Karawane "Narrative von unten: Geschichten und Erinnerungen des Verschwindens in Mexiko" (“Narrativas desde abajo: Historias y memorias de la desaparición en México”) anzukündigen.
Karawane in Deutschland: "Narrative von unten: Geschichten und Erinnerungen des Verschwindens in Mexiko" mit den Kollektiven Voz de los Desaparecidos en Puebla und Técnicas Rudas.
"Lasst mich euch sagen, damit die Spuren nicht vom Wind verweht werden ... Erhebt eure Stimme mit den Großmüttern, Müttern, Schwestern und Tanten, bis ihr sie findet" (aus dem Lied Yolpaquilistl, Kollektive Autorenschaft der suchenden Familien von Puebla).
Zwischen dem 22. September und dem 12. Oktober 2023 reisten wir in sechs Städte in Deutschland, um gemeinsam mit María Luisa Núñez Barojas vom Colectivo Voz de los Desaparecidos in Puebla, Itzell Sánchez Martinez und Arturo Muñoz Rodríguez vom Colectivo Técnicas Rudas über den Kampf und die Arbeit der Kollektive der Angehörigen von Verschwundenen in Mexiko zu sprechen.(6)
Die Karawane "Narrative von unten: Geschichten und Erinnerungen des Verschwindens in Mexiko" machte in Berlin, Leipzig, Hamburg, München, Nürnberg und Hannover Halt, um das Zeugnis von María Luisa Núñez, einer suchenden Mutter (Madre buscadora) und Gründerin des Colectivo Voz de los Desaparecidos en Puebla, eines Kollektivs aus 100 Familien aus dem Bundesstaat Puebla, die alle die gleiche Geschichte, nämlich die Suche nach einem geliebten Menschen, der verschwunden ist, zu teilen.
Während der Karawane wurden Workshops und Vorträge zur aktuellen Menschenrechtssituation in Mexiko angeboten. In jeder Stadt konnten die Teilnehmenden interagieren und sich mit dem Thema des Verschwindenlassens in Mexiko auseinandersetzen, indem sie eine Ausstellung zum Thema Erinnerung und Resilienz besuchten. Diese bestand aus etwa 20 kleinen Stoffpuppen und Tüchern, die mit den Namen der Verschwundenen sowie den Daten und Orten ihres Verschwindens bestickt waren. Alle diese Stücke wurden von Angehörigen hergestellt, die in verschiedenen Bundesstaaten Mexikos Angehörigenkollektive bilden, um an ihre verschwundenen Verwandten zu erinnern und sie zu ehren, aber auch um diese schwere Menschenrechtsverletzung anzuprangern.
Die Ausstellung zeigte auch eine Auswahl von Postern mexikanischer Künstler*innen, die mit ihrer Kunst ein kritisches Zeugnis für die Tragödie des gewaltsamen Verschwindenlassens ablegen. An die Wände wurde eine Reihe von Fotografien projiziert, die in Großaufnahme die Gesichter von versammelten Familien zeigen, die kleine Plakate mit dem Foto ihres verschwundenen Angehörigen in den Händen halten. Bilder von Familien aus 10 Bundesstaaten der mexikanischen Republik, die uns sagen: "Seht mich an" (“Mírame”), während eine Reihe von Liedern, die sie selbst komponiert haben, von der Stimme und der Gitarre von Arturo Muñoz, Musiker und Pädagoge des Projekts „Narrativas y Memorias de la Desaparición en México“ und Mitglied von Técnicas Rudas interpretiert wurden.
Was suchen die Kollektive der Angehörigen von Verschwundenen in Mexiko in einem Land wie Deutschland?
Es gibt viele Antworten, und eine davon hat María Luisa Núñez Barojas an jedem Ort gegeben, den wir mit der Karawane erreichten: "Was wir mit dieser Karawane wollen, ist, unsere Suche auf diese Seite der Welt zu bringen. Wir wollen dem Rest der Welt erzählen, was in Mexiko passiert. Die Suche ist nicht nur in den Massengräbern oder in den Leichenhallen, die Suche ist auch die Hoffnung, sie lebend zu finden. Deshalb bedeutet die Suche nach einem verschwundenen geliebten Menschen für die Familien auch, ein T-Shirt mit dem Gesicht und dem Namen einer verschwundenen Person zu tragen, einen Dokumentarfilm im Kino zu sehen, zwischen Plakaten herumzulaufen und eine Ausstellung mit Stoffpuppen zu besuchen, die von einer Mutter, einer Schwester, einer Frau, einer Tochter eines verschwundenen Menschen angefertigt wurden. Das ist auch die Suche. Das gewaltsame Verschwinden von Menschen ist nicht nur ein Problem in Mexiko. Es ist etwas, das uns alle auf die eine oder andere Weise berührt”.
Der Kampf der Kollektive der suchenden Familien in Mexiko ist auch ein Kampf gegen Gleichgültigkeit und Vergessen, gegen etablierte und legitimierte Straflosigkeit. Es ist ein Kampf gegen diejenigen, die die Bedingungen für grausame Praktiken wie das gewaltsame Verschwindenlassen von Personen schaffen.
Laut dem jüngsten Bericht des UN-Ausschusses für das Verschwindenlassen von Personen (CED, Committee on Enforced Disappearances ) sind in Mexiko seit 1962 mehr als 110.000 Menschen verschwunden, und mehr als 50.000 Leichen oder menschliche Überreste sind noch nicht identifiziert. Trotz gewisser Fortschritte ist das Verschwindenlassen von Menschen in Mexiko nach wie vor ein weit verbreitetes und äußerst ernstes Problem. Das Fehlen einer nationalen Politik zur Bewältigung dieses Problems schafft die Voraussetzungen für die Straffreiheit, die im mexikanischen Fall nahezu absolut ist.
Die Karawane umfasste auch die Vorführung des Dokumentarfilms "Cartas para un Porvenir", der sich mit der Realität des Verschwindens von Kindern in Mexiko beschäftigt. Im Bewusstsein der Härte dieses Themas wurde nach der Vorführung des Dokumentarfilms ein Raum eröffnet, in dem Gespräche geführt, Fragen gestellt, Überlegungen ausgetauscht und in gewisser Weise die Auswirkungen des Sehens und Hörens der im Dokumentarfilm behandelten Geschichten verarbeitet werden konnten.
Die Karawane “Narrative von unten: Geschichten und Erinnerungen des Verschwindens in Mexiko” hinterließ drei Wandgemälde auf Papier, die von der mexikanischen Künstlerin Mary Lechuga vom Kollektiv Técnicas Rudas als Erinnerung an die Reise durch Deutschland gestaltet wurden.
Unter den Advocacy-Aktionen ist das Treffen in Hamburg zwischen María Luisa Núñez Barojas vom Colectivo Voz de los Desaparecidos de Puebla und Maximilian Murck vom UNFPA (Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen) hervorzuheben, der für das von der deutschen Regierung unterstützte forensische Identifizierungsteam in Mexiko verantwortlich ist. Dieses Treffen ist ein wichtiger Schritt für die suchenden Mütter von Puebla, denn es ermöglicht ihnen, auf internationaler Ebene an die Türen der Institutionen zu klopfen und Möglichkeiten zu schaffen, um bei der Suche und Identifizierung von Tausenden von Toten voranzukommen.
Eine Karte mit sechs Orten in Deutschland, Hunderten von Menschen und Solidaritätskollektiven rund um das Thema Verschwindenlassen in Mexiko.
Diese Seiten reichen nicht aus, um die Erlebnisse der Karawane im Detail zu schildern, um die zahlreichen Unterstützungen zu würdigen, die wir erhalten haben, die umfassenden Reflexionen, die dieses Projekt bei uns hinterlassen hat, die Perspektiven, die sich eröffnet haben.
Es bleibt uns, den Organisationen, Kollektiven und Einzelpersonen zu danken, die in den verschiedenen Städten Gastgeber der Karawane und Mitorganisatoren von Aktivitäten waren: In Berlin dem Filmfestival "Ojo al Sancocho", dem K19 und der DW Akademie; in Leipzig dem Verein Partner Südmexikos e.V. und dem feministischen und queeren Kongress "Stronger Together"; in Hamburg INIMEX, Zapapres e.V. und B-Movie, in München und Nürnberg Pacta Servanda e.V., Michaeli Gymnasium, Ligsalz, Olga Park, den Lateinamerikanischen Filmtagen München, La Fita, Radio Lora und Podcast Latinotopia; in Hannover Colectivo Ventana al Sur, ASTA und Red Rebeldía, sowie der Deutschen Menschenrechtskoordination Mexiko und der Koalition gegen Verschwindenlassen.
¡La lucha sigue! ¡Hasta encontrarles!
Online-Diskussion: Dialog über Gewalt, Widerstand und Rechte: Frauen und Dissidenz in Mexiko. Ein Blick auf Tlaxcala und Oaxaca.
Am 20. Dezember 2023 |Projekt: Perspectivas Diversas (PDIV)
Erika Lili Díaz Cruz vom Kollektiv Luna del Sur in Oaxaca, Marisol Flores García und Margarita Sánchez Cruz vom Zentrum Fray Julián Garcés in Tlaxcala waren unsere Gäste in der letzten Veranstaltung 2023 in der Reihe "Perspectivas Diversas".
Die Diskussion drehte sich um die Realität der Gewalt, die Frauen und Dissidenz (FLINTA) in Mexiko erleben und erleiden, einem Land, in dem laut UN Women täglich durchschnittlich 10 Frauen aus geschlechtsspezifischen Gründen ermordet werden (Daten aus dem Jahr 2022)(7), und laut der Nationalen Erhebung über die Beziehungsdynamik in Haushalten (2021) haben 70,1 Prozent der Frauen ab 15 Jahren im Laufe ihres Lebens mindestens eine Gewaltsituation erlebt(8).
Marisol Flores García und Margarita Sánchez Cruz vom Menschenrechtszentrum Fray Julián Garcés in Tlaxcala(9) berichteten über die Ergebnisse der vom Menschenrechtszentrum Fray Julián Garcés durchgeführten Untersuchung zum Thema "Frauen- und Mädchenhandel zu sexuellen Zwecken in Tlaxcala. Straflosigkeit durch die Regierung und Aktionen der Bürger für die Interessenvertretung und Prävention"(10)
Erika Lili Díaz Cruz vom Kollektiv Luna del Sur in Oaxaca(11) analysierte die strukturellen Ursachen der geschlechtsspezifischen Gewalt in Mexiko und ging dabei auch näher auf den Kontext in Oaxaca ein, wo sich laut Erika Díaz Cruz "eine Reihe von Problemen in der Region konzentrieren, die sich direkt auf die Körper der Frauen und die Kinder auswirken".
Für Erika Lili Díaz Cruz bedeutet die Umsetzung einer Reihe von Megaprojekten in Oaxaca, deren Ziel die Kommerzialisierung von Territorien (nicht nur von Land, sondern auch von Frauenkörpern) ist, dass der Kontext der Intersektionalität berücksichtigt werden muss, wenn man sich mit Fragen zu Frauen und Dissidenz befassen will.
Die Podiumsdiskussion wurde im Webinar-Format abgehalten und per Streaming in den sozialen Medien übertragen. Sie ist weiterhin auf der Facebook-Seite des Ökumenischen Büros und auf der Website zu sehen.(12) Besonderer Dank geht an Pacta Servanda e.V. und die Deutsche Menschenrechtskoordination Mexiko für ihre Unterstützung.
Aktivitäten mit Blick auf 2024
Im Jahr 2024 werden wir weiter daran arbeiten, das Bewusstsein und die Sichtbarkeit für drei Themen zu erhöhen: das Verschwindenlassen von Personen in Mexiko, die Umweltzerstörung, wobei wir uns auf Beispiele des Widerstands von Gemeinschaften und die Verantwortung von Unternehmen auf nationaler und transnationaler Ebene konzentrieren werden, sowie die Rechte und Erfahrungen der kollektiven Arbeit von Frauen und Dissidenz (FLINTA).
Wir werden das Format von kreativen Workshops für Jugendliche in Deutschland erproben, um die Menschenrechtssituation und insbesondere das Thema des Verschwindenlassens in verschiedenen Ländern zu thematisieren. Die Workshops werden in Zusammenarbeit mit dem Performance-Künstler aus Kolumbien Jorge Hidalgo durchgeführt werden.
Zum anderen werden wir eine Rundreise durch verschiedene Städte in Deutschland unternehmen, um die Problematik der Umwelt- und Gesundheitszerstörung in zwei Regionen Mexikos zu thematisieren. Dabei werden wir uns auf gemeinschaftliche Praktiken des Widerstands gegen die Zerstörung konzentrieren und die Verantwortung von Unternehmen und Industrie für diese Katastrophe analysieren. Mit dabei sein werden Alejandra Méndez Serrano, Leiterin des Centro Fray Julián Garcés in Tlaxcala, und Alan Carmona vom Colectivo Un Salto de Vida aus El Salto in Jalisco.
Wir laden alle ein, die sich beteiligen und Ideen einbringen möchten, um diesen Weg gemeinsam weiterzugehen.
(1) Weitere Informationen über das Programm der Elisabeth-Selbert-Initiative (ESI) sind auf der folgenden Website zu finden: https://www.ifa.de/foerderungen/elisabeth-selbert-initiative/
(2) León Enrique Ávila Romero ist Mexikaner, Vollzeitprofessor und Forscher im Studiengang Nachhaltige Entwicklung, Agrarökologie und im Aufbaustudiengang Soziale und Solidarische Ökonomie an der Interkulturellen Universität von Chiapas (UNICH). Er ist Mitglied des Rates für den Schutz der Feuchtgebiete in San Cristóbal de las Casas, Chiapas, und des konsolidierten akademischen Gremiums "Patrimonio, territorio y desarrollo en la frontera Sur de México". Mitglied des Nationalen Systems der Forscher – Nationaler Rat für Wissenschaft und Technologie von Mexiko, SNI-CONACYT und SEI Cocytech, Staatliches System der Forscher in Mexiko.
Eine seiner Forschungsarbeiten zu Umweltfragen "Alternativen zum sozial-ökologischen Kollaps aus Lateinamerika" (“Alternativas al colapso Socioambiental desde América Latina”) (2020): https://www.academia.edu/48107382/Avila_romero_alternativas_alcolapso_socioambientaldesde_america_latina
(3) Siehe Bericht über Bergfeuchtgebiete auf der Website von Mongabay: https://es.mongabay.com/2022/02/mexico-la-defensa-ciudadana-de-los-ultimos-humedales-de-san-cristobal-de-las-casas/
(4) Siehe die Dokumentation der Veranstaltung auf unserer Website: https://www.oeku-buero.de/perspectivas-diversas/articles/27-juli-2023-ciudad-juarez-alltag-in-der-gefaehrlichsten-stadt-der-welt.html
(5) Siehe Informationen über das Panel: https://gewaltsames-verschwindenlassen.de/feature/briefe-fuer-eine-zukunft-kindheit-und-verschwindenlassen
(6) Ein Bericht über die Karawane auf dem Journalistenportal Underground: https://undergroundperiodismo.com/no-se-lo-buscaron-ni-fue-su-culpa-desaparecidos-en-mexico/
(7) Siehe hier: https://mexico.unwomen.org/sites/default/files/2022-12/infografias%202022_feminicidio.pdf
(8) Siehe Ergebnisse des INEGI-Berichts 2021: https://www.inegi.org.mx/contenidos/programas/endireh/2021/doc/nacional_resultados.pdf
(9) Weitere Informationen über das Centro Fray Julián Garcés: https://www.centrofrayjuliangarces.org.mx/
(10) Weitere Informationen über die Arbeit des Centro Fray Julian Garcés „Prevención de la Trata“: https://www.centrofrayjuliangarces.org.mx/wp-content/uploads/2019/11/modelo-de-prevencion.pdf
(11) Siehe Facebook-Seite des Kollektivs Luna del Sur: https://www.facebook.com/LunaDelSurAcOax/?locale=es_LA
(12) Die Diskussion kann unter diesem Link verfolgt werden: https://www.facebook.com/oeku.buero/videos/855702216330095?locale=es_LA