Editorial
2014 war für die Arbeit des Ökumenischen Büros ein Jahr, in dem wir mit so vielen Veranstaltungen wie nie zuvor unseren Themen in München und bundesweit Gehör verschaffen konnten. Zwei Veranstaltungen zu Kolumbien und die Ausrichtung eines bundesweiten Seminars zum Thema „Extraktivismus in Lateinamerika“ durch den neu gegründeten Arbeitskreis Bergbau zeigen, dass es uns dabei auch gelungen ist, über unsere traditionellen Interessengebiete Mittelamerika und Mexiko hinaus zu schauen.
Im Einzelnen ging es bei unserer Länderarbeit um die folgenden Themen:
Das Jahr 2014 hat Honduras zwar einen neuen Präsidenten gebracht, Juan Orlando Hernández, doch damit hat sich nichts zum Besseren gewendet. Das Land verzeichnet weiterhin die weltweit höchste Mordrate. Die politischen Morde an Menschenrechtsverteidiger_innen, Journalist_innen, der indigenen Bevölkerung und Kleinbauern sowie Kleinbäuerinnen, die wirtschaftlichen Interessen im Wege stehen, gehen weiter. Unter diesen Umständen stand im vergangenen Jahr für das Öku-Büro wieder Menschenrechtsarbeit an erster Stelle. Konkrete Aktivitäten waren unter anderem die Vorbereitung des Projektes „Menschenrechtsbeobachtung“ und die Unterstützung für die 2015 anstehenden Reisen von Vertreter_innen sozialer Bewegungen nach Genf. Diese möchten dort im Vorfeld der Überprüfung der honduranischen Menschenrechtslage durch den UN-Menschenrechtsrat (Universal Periodic Review) auf Menschenrechtsverletzungen in Honduras aufmerksam machen.
Ein zentrales Thema hat 2014 die Politik in Nicaragua beherrscht: der Bau des interozeanischen Kanals. Vor allem die zu erwartenden Auswirkungen auf die Umwelt, insbesondere den Nicaraguasee, und die ungewissen sozialen Auswirkungen führten zu großen Kontroversen. Mindestens 20.000 Menschen sollen dem teuersten Bauprojekt aller Zeiten weichen. Die betroffene ländliche Bevölkerung leistete massiven Widerstand. Obwohl im Dezember der Baubeginn offiziell gefeiert wurde, sind zu dem Projekt weiterhin kaum Details bekannt, so dass immer noch viele Menschen zweifeln, ob der Kanal jemals gebaut werden wird. Zum Thema „Kanal“ boten wir in mehreren Veranstaltungen Informationen an.
Wie in anderen Ländern Lateinamerikas hat sich in El Salvador der Wechsel zur Linken gefestigt. Die FMLN-Regierung mit dem neuen Präsidenten Sánchez Cerén an der Spitze sieht sich jedoch mit den ererbten Problemen einer jahrzehntelangen neoliberalen und ultrakonservativen Politik konfrontiert. Hinzu kommt die juristische und soziale Aufarbeitung der Vergangenheit, genauer der Wunden, die der Bürgerkrieg hinterlassen hat. Mit diesem Thema beschäftigte sich das Öku-Büro gemeinsam mit salvadorianischen Referent_innen im Rahmen des El-Salvador-Bundestreffens und der anschließenden Rundreise.
In Mexiko hatte ein Ereignis im vergangenen Jahr überragendes Gewicht: die Entführung und mutmaßliche Ermordung der 43 Studenten aus Ayotzinapa, Guerrero. Das Zusammenwirken von Politik, Polizei und Drogenkartellen bei diesem brutalen Verbrechen löste weltweites Entsetzen aus. Das offensichtliche Versagen von Justiz und Politik auf allen Ebenen hat die mexikanische Gesellschaft aufgerüttelt: Durch eine Gesellschaft, die den Anschein erweckt hatte, angesichts der ständigen grausamen Menschenrechtsverletzungen zu resignieren, ging einmütige Empörung. Das Echo davon reichte bis in die Veranstaltungen des Öku-Büros in München und lässt auf politische Konsequenzen hoffen.
Allen Hauptamtlichen danken wir ganz herzlich für ihren Einsatz. Das gilt auch für all die anderen, die auf unterschiedlichste Art zum Gelingen unserer Arbeit beigetragen haben: die ehrenamtlichen Mitarbeiter_innen sowie nicht zuletzt auch unsere treuen Spender_innen und Kund_innen des Flug- und Zugdienstes.
Und schließlich möchten wir auch den Organisationen, die uns im Jahr 2014 finanziell unterstützt haben herzlich danken. In alphabetischer Reihenfolge waren dies: Brot für die Welt – Evangelischer Entwicklungsdienst, Engagement Global (BMZ), Katholischer Fonds, Kulturreferat der Landeshauptstadt München, Netzwerk München, Rosa Luxemburg-Stiftung und Sub, München.
All jenen, denen wir zu Dank verpflichtet sind und denen, die sich uns freundschaftlich verbunden fühlen, wünschen wir weiterhin ein erfolgreiches Jahr 2015.