Aktivitäten zu Zentralamerika
Auch in Zentralamerika gibt es immer mehr Phänomene, die vor den Ländergrenzen nicht halt machen. Ebenso organisiert sich die Zivilgesellschaft zunehmend über die Ländergrenzen hinweg, etwa im Widerstand gegen Minenprojekte, wo sich die Bewegung M4 zusammen geschlossen hat, um zentralamerikaweit gegen die transnationalen Minenkonzerne vorzugehen. Das Öku-Büro begrüßt den Trend zur internationalen Vernetzung der sozialen Bewegungen und richtet auch seine Arbeit tendenziell stärker an Themen aus. In diesem Rahmen führten wir 2014 eine Reihe von Aktivitäten durch, die mehrere zentralamerikanische Länder betreffen.
Runder Tisch Zentralamerika zum Thema „Kriminalisierung sozialer Bewegungen“
Seit 2013 bestanden Bestrebungen, die Vielzahl der zu Zentralamerika arbeitenden Organisationen und Gruppen in Deutschland besser zu koordinieren, um Themen, die die ganze Region betreffen, sinnvoller bearbeiten zu können. Ein erster Schritt wurde Anfang 2014 gemacht. Das Öku-Büro lud gemeinsam mit Brot für die Welt, der Christlichen Initiative Romero, FIAN Deutschland, dem Informationsbüro Nicaragua, INKOTA, Medico international, Misereor, Peace Brigades International, terre des hommes, dem Zentrum für Entwicklungsbezogene Bildung und der Evangelischen Akademie Hofgeismar zu einer Tagung ein, auf der vom 31. Januar bis zum 2. Februar 2014 neben der inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem länderübergreifenden Thema „Kriminalisierung sozialer Bewegungen“ erfolgreich die Idee des „Runden Tisches Zentralamerika“ vorgestellt und zur weiteren Beteiligung eingeladen wurde.
Aus Honduras konnte Pedro Landa von der Coalición de Redes Ambientales als Fachreferent gewonnen werden. Anabella Sibrián von der Internationalen Plattform gegen Straffreiheit steuerte guatemaltekische und länderübergreifende Perspektiven bei.
In Mittelamerika sind Menschenrechts- und Umweltorganisationen, aber auch die Vertreter von Kirchen, Gewerkschaften und Bauernorganisationen zunehmend von Versuchen der Einschüchterung und Kriminalisierung betroffen. Generell droht der Handlungspielraum sozialer Organisationen vor allem in Honduras und Guatemala extrem eingeengt zu werden. Deshalb diskutierten die Tagungsteilnehmer_innen besonders engagiert, welchen Beitrag sie zu ihrer Unterstützung und zu ihrem Schutz leisten können. Eine wichtige Rolle spielt hier die Forderung nach konsequenter Umsetzung der mittlerweile zehn Jahre alten „EU-Leitlinien für Menschenrechtsverteidiger“.
Tagesseminar: „Zentralamerika heute – eine Region zwischen Ausverkauf und Widerstand“
Am 17. Mai folgten wir einer Einladung des Vereins Quetzal e.V. aus Leipzig, der ein renommiertes Online-Magazin zu Zentralamerika herausgibt und, vorwiegend im universitären und gewerkschaftlichen Bereich, Bildungsveranstaltungen in Leipzig anbietet. Das von Quetzal und dem Öku-Büro organisierte Tagesseminar deckte die folgenden Themen ab:
- Zentralamerika oder Mesoamerika? Zur geopolitischen Rekonfiguration einer besonderen Region
- Regionale Sicherheitstrukturen in Zentralamerika
- Jugendbanden im regionalen Vergleich
- Costa Rica nach den Wahlen – Eine Richtungsentscheidung von regionaler Reichweite?
- Ressourcen- und Territorialkonflikte in Honduras/ Zentralamerika
- Panama 1914 – Nicaragua 2014: Geostrategische Megaprojekte auf dem Isthmus
- Soziale Bewegungen in Zentralamerika
Die beiden letzteren Referate wurden von Mitarbeiter_innen des Öku-Büros bestritten, für weitere vermittelten wir geeignete Referent_innen. Die Moderation übernahm unsere El Salvador-Referentin.
15. Zentralamerikatag in Nürnberg
Der von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern alljährlich organisierte Zentralamerikatag beschäftigte sich 2014 schwerpunktmäßig mit der Frage nach der Einhaltung von Menschenrechten, ökologischen Standards und den Möglichkeiten solidarischen Handelns in den einzelnen Ländern. Trifft der Widerstand der Zivilbevölkerung in Honduras auf zunehmende Militarisierung, Repression und Entdemokratisierung so zeichnen sich in Costa Rica durch den Mitte-Links-Sieg bei den jüngsten Wahlen möglicherweise neue Perspektiven ab, so das Resümee von Referent_innen und Teilnehmenden. Das Öku-Büro beteiligte sich mit einem Referat zur politischen Konjunktur und einem Workshopangebot zum Thema Migration (siehe Aktivitäten zu Honduras S. 55).
Abendveranstaltung in München: Mittelamerikas Kinder auf dem Weg in die USA - Wie eine Fluchtbewegung genutzt wird, um Migration zu kontrollieren
Am 14. November hielt die Journalistin Kathrin Zeiske auf Einladung des Öku-Büros einen Vortrag über die Ursachen der Fluchtbewegung mittelamerikanischer Jugendlicher an die Grenze der USA, die im Sommer des Jahres für internationale Schlagzeilen gesorgt hatte. Zeiske: „Kinder und Jugendliche haben in Mittelamerika oftmals keine (Über-)Lebenschance. Ihr Alltag ist geprägt von der Omnipräsenz der Jugendbanden. Immer mehr Minderjährige machen sich deshalb auf den Weg; begleitet von gleichaltrigen Freunden, Coyoten (sog. Schleppern) oder Verwandten. Die aktuelle Militarisierung der Südgrenze Mexikos und Polizeieinsätze auf den Güterzugstrecken werden zu einem Anstieg von Unfällen und Korruption führen. Migration und Flucht werden sie aber nicht aufhalten, solange es keinen Perspektivwechsel in Mittelamerika gibt.“
Für die Veranstaltung, die im Kulturprojekt Ligsalzstr. 8 in München stattfand, boten wir mittelamerikanisches Essen an. Im Anschluss an Zeiskes Bildvortrag entwickelte sich eine Diskussion, in der die Situation von Flüchtlingen in Europa mit der in Zentralamerika und den USA in Beziehung gesetzt wurde. Die Veranstaltung fand im Rahmen unserer Reihe „Perspektiven der Anderen“ statt und wurde gefördert von Engagement Global aus Mitteln des BMZ.
Zentralamerika im Widerstand – Karawane für ein gutes Leben der Völker im Widerstand
Überall in Zentralamerika beuten transnationale Firmen die natürlichen Ressourcen aus. Während sie es gemeinsam mit den Regierungen als vermeintlich grüne Projekte zur wirtschaftlichen Entwicklung verkaufen, zeigt die Realität das Gegenteil und geht einher mit der Zerstörung von Natur und der Vertreibung von Gemeinden.
Deshalb haben sich diverse Kollektive aus Mexiko, Zentralamerika, Europa und den USA zusammengeschlossen und organisieren von 2014 bis 2015 eine Karawane von Mexiko nach Panama. Auf der Route geht es in Gemeinden, die das Leben, das Land und die Freiheit verteidigen. Mit dem Ziel, den Widerstand zu stärken, sollen Wissen und Fertigkeiten geteilt, die Kämpfe dokumentiert und verbreitet sowie Erfahrungen ausgetauscht werden.
Die Route der Karawane wird über einige der Partnerorganisationen des Öku-Büros führen, so zu der LowTech-Organisation Cacita in Oaxaca, zu Radio Victoria in El Salvador und zur Widerstandsbewegung gegen die Goldmine in Rancho Grande, Nicaragua. Im Jahr 2014 befasste sich das Vorbereitungskollektiv für die Karawane mit der Routenplanung und Spendenakquise. Das Öku-Büro unterstützt die Karawane durch medialen Support in Deutschland.
Am 17. September präsentierten wir im Münchner Kafe Marat eine Veranstaltung mit einer deutschen Mitorganisatorin der Karawane. Momo ist Mitglied beim Transgalaxia e.V. und dem YaBasta-Netz und hat auf ihrem Weg durch Mesoamerika einige der Gemeinden kennengelernt, zu denen die Karawane reisen wird. An diesem Abend stellte sie die Karawane vor und sprach in einem Bildvortrag über die Motivation, die Route und die lokalen Kämpfe sowie konkrete Unterstützungs- und Beteiligungsmöglichkeiten für die Karawane. Zum Vortrag gab es ein veganes Essen sowie anschließend ein Konzert mit der Band Nuclear Frost. Mitveranstalter waren das Oase Kollektiv und das Mittwochskafé. Die Veranstaltung fand im Rahmen unserer Reihe „Perspektiven der Anderen“ statt und wurde unterstützt von Engagement Global.