Noch immer kein unabhängiges Monitoring* bei Adidas-Zulieferer in Zentralamerika

Eiertanz

In unserer letzten Ausgabe im März 2000 berichteten wir über die Versuche der Kampagne für Saubere Kleidung, beim salvadorianischen Adidas-Zulieferer La Formosa Textil ein unabhängiges Monitoring der Arbeitsbedingungen durchzusetzen. Die skandalösen Umstände, unter denen bei Formosa produziert wird, waren in der Öffentlichkeitsarbeit der Kampagne prominentestes Beispiel für die Situation bei den mittelamerikanischen Zulieferern der großen Sportswear-Konzerne.

Im September 2000 beendete Adidas die Zusammenarbeit mit Formosa – ein Schritt, gegen den die Kampagne sich im Vorfeld immer wieder deutlich ausgesprochen hatte. Ohne die Bedingungen in der Fabrik im Mindesten positiv zu verändern, gefährdet er in allererster Linie die dortigen Arbeitsplätze. Adidas gab Qualitätsmängel bei Formosa als Grund für den Rückzug an. Es bleibt offen, ob das tatsächlich die entscheidende Ursache war. Wollte Adidas der Kampagne den Wind aus den Segeln nehmen, indem sie sich der Haupt-Zielscheibe der Angriffe entledigten? Oder wäre dieser Schluss eher eine komplette Überschätzung der Möglichkeiten der Kampagne? Sicher ist jedenfalls, dass die Kampagne nicht die Macht hat(te), das Ende der Zusammenarbeit mit Formosa zu verhindern.

Unterdessen geht die Geschichte weiter: Untersuchungen des arbeitswissenschaftlichen Instituts CENTRA in El Salvador haben ergeben, dass zum Jahreswechsel 2000/2001 immer noch Produkte mit dem Adidas-Label bei Formosa hergestellt wurden. Markenklau oder geschickte Fortsetzung der Zusammenarbeit auf verschlungenen Wegen? Die Zusammenhänge konnten nicht geklärt werden.

Gleichzeitig versucht die Kampagne, noch immer ohne Erfolg, mit Adidas eine Vereinbarung für ein Pilotprojekt für Monitoring in einem zentralamerikanischen Zulieferbetrieb zu erzielen. Wer am Ende den Sieg in diesem Eiertanz davontragen wird, ist weiterhin offen.

S. Dranaz

erschienen im März 2001

 

* Überprüfung von Verhaltenskodizes – siehe Ausgabe 2 des Maquila-Bulletin.

mailto:info@oeku-buero.de

 

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