Unser Redebeitrag auf der Mahnwache Klimagerechtigkeit in Freising, am Freitag den 4. September, 18 Uhr

Redebeitrag Öku-Büro: Mahnwache Klimagerechtigkeit Freising, Freitag, 4. September, 18 Uhr


Hallo,

vielen Dank an den Weltladen Freising für die Einladung hier sprechen zu können.

Mein Name ist Samuel, vom Öku-Büro München

Für diejenige die uns noch nicht kennen

wir arbeiten seit den 80 er Jahren solidarisch mit Basisbewegungen aus Lateinamerika zusammen und machen Menschenrechts, Solidaritäts-, Informations- und Bildungsarbeit.

Wir mittlerweile haben Kontakte nach Honduras, Mexiko und Kolumbien. Ich selbst bin Referent für El Salvador und Nicaragua.

In diesem Zugsamenhang freuen wir uns sehr, dass das Thema Klimawandel mittlerweile auch in Deutschland zu einem Thema geworden ist, das die Menschen beschäftigt.

Denn es ist so, dass z.B. in Zentralamerika, die Auswirkungen des Klimawandels schon um einiges früher, und deutlicher zu spüren waren, als hier in Mitteleuropa.

So ist die Region neben dem Temperaturanstieg, betroffen von immer häufigeren und immer stärker werdenden Wirbelstürmen, Überschwemmungen oder lang anhaltende Phasen von Trockenheit.
Das Phänomen „el niño“ und „la niña“, was wir hierzulande aus Dokumentionen im Fernsehen, oder vielleicht aus dem Geografie-Unterricht kennen, ist für die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern zur alljährlich neu gestellten Frage des Lebens- und Überlebens geworden.

Und traurigerweise, wenn wir uns das Thema der heutigen Mahnwache Klimagerechtigkeit vor Augen führen, müssen wir zugeben, dass die Hauptursachen von diesen Entwicklungen im Globalen Süden, im Produktions- und Konsummodell der westlichen, sogenannten hoch entwickelten Gesellschaften liegen.

Aus diesem Grund haben wir das Projekt Klimasolidarität ins Leben gerufen.Dem Begriff Klimasolidarität liegt die Überzeugung zugrunde, dass der Klimawandel eine globale Herausforderung darstellt, der wir nur solidarisch um gemeinschaftlich begegnen können.

Solidarität heiß für uns in diesem Zusammenhang, den Menschen aus dem Globalen Süden auf Augenhöhe zu begegnen und eine Stimme zu verleihen und Ungerechtigkeiten bzw. Klimaungerechtigkeiten anzuprangern.

So ist es zum Beispiel immer noch so, dass nicht nur die Auswirkungen des Klimawandels das Recht auf Ernährung, Gesundheit und Leben bedrohen, sondern auch und gerade für die Gewinnung von fossilen Brennstoffen wie Erdöl und Kohle Lebensräume Zerstört und Menschen vertrieben werden.

Leider ist es aber auch so, dass vermeintlich „Grüne Energien“ wie Wasserkraftwerke oder Windparks ohne Rücksprache mit der lokalen Bevölkerung errichtet werden und dort zu Konflikten führen, die nicht selten Menschenleben kosten. Ein trauriges bekanntes Beispiel dafür ist die Ermordung der Umweltaktivistin Bertha Caceres aus Honduras.

Klimasolidarität hießt für uns aber auch, den Menschen aus dem globalen Süden zuzuhören und diese nicht nur als passive Opfer wahrzunehmen, sondern zu erkennen, dass gerade die Basisorganisationen und Kleinbauern, bereits jetzt schon sehr viel unternehmen, um den Ursachen und den Auswirkungen des Klimawandels, zu begegnen. Auch kommen von dort bereits jetzt sehr viele Vorschläge, die in den großen Debatten zum Klimawandel hierzulande noch nicht durchdringen konnten.

So haben wir den Eindruck, dass sich die Diskussionen in Deutschland sehr viel auf den Ausstoß von CO2 bzw. die CO2 Bilanz konzentrieren, wobei wir die Sorge haben, dass dabei leicht die Interessen der Menschen im Globalen Süden unter die Räder kommen und das Problem des Klimawandels nicht wirklich angegangen wird.

So werden Zentralamerika im Rahmen der Logik des Zertifikatshandels und CO2 Ausgleichs klima- und umweltschädliche Monokulturen wie Zuckerrohrrohr oder Palmöl gefördert.

Auch wird es uns nichts bringen, die Gebiete, des einst vorhandenen tropischen Regenwaldes mit Solarzellen oder Windparks zuzupflastern, oder Menschen, für den Schutz der Umwelt aus ihren Lebensräumen zu vertreiben, damit sich Deutschland und seine Industrie die schmutzige CO2 Bilanz reinwaschen kann.

Stattdessen wäre es wichtig einen holistischen Ansatz zu Verfolgen, der neben dem Vermeiden des Ausstoßes von Klimagasen auch das Wiederherstellen von Ökosystemen sowie ein Leben in Würde für alle Menschen zum Ziel haben muss.

Besonders interessant ist dabei ein Modell der ökologischen Landwirtschaft, was einerseits die ökologische Produktion von Lebensmitteln mit lokalen Wirtschaftskreisläufen und einer nachhaltigen Subsistenzwirtschaft verbindet.

War früher die kleinbäuerliche Landwirtschaft mit eine Ursache für die Zerstörung des Regenwaldes, sind diese heute die ersten, die zur Wiederaufforstung und dem Schutz der Wälder beitragen können.

Diese Ansätze machen Schluss mit einer destruktiven exportorientierten Logik des Wirtschaftswachstums, was uns Unternehmen und die Politik gerne als Entwicklung verkaufen möchten.

Wieso erzähle ich das hier alles. Der globale Klimawandel ist eine immense Herausforderung und ich weiß nicht wie es euch geht, aber manchmal beschleicht mich, wenn ich ehrlich bin, angesichts der Trägheit der Politik und der Geschwindigkeit des Klimawandels ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit. Wenn ich aber sehe, was sich hier in Deutschland tut, aber was sich auch in anderen Teilen der Welt tut, denke ich, es ist noch möglich etwas zu ändern.

Wichtig aber dabei wäre es, dass wir uns nicht nur auf die Expert*innen hier in der ersten Welt verlassen, sondern dass wir es auch lernen, den Experten*innen aus dem Globalen Süden zuzuhören. Und damit meine ich nicht Wissenschaftler oder Intellektuelle der Ober- und Mittelschicht, sondern den Menschen von unten, die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, die schon sehr lange Experten werden mussten, um den Klimawandel zu überleben.

Leider ist es so, dass deren Stimmen sowohl von der Politik, wie auch von großen Nichtregierungsorganisation nicht gehört und zum Schweigen gebracht werden, weil in dem großen Konzert der Macht es meist um die Interessen weniger geht und nicht das Wohl der Allgemeinheit im Mittelpunkt steht.

Deshalb denken wir es ist wichtig, dass wir einerseits nicht nachlassen Druck von Unten auf die Politik und die großen Konzerne auszuüben, und dabei aufpassen, uns nicht durch falsche Lösungsvorschläge ruhig stellen zu lassen.

Dabei sollten wir den Prozess der Mobilisierung sowie der Vernetzung hier in Deutschland und Europa aber auch über Grenzen der Kontinente hinaus weiter verfolgen.

Deshalb freue ich mich sehr, dass wir hier nicht auf einer Onlinemahnwache sind, sondern unsere Meinung und unseren Protest mit realen Menschen auf die Straße zu bringen können.

Dabei will ich all den verschieden Gruppen danken, die sich weit mehr und intensiver um das Thema Klimawandel kümmern, als wir das mit unserem kleinen Büro leisten könnten.

Falls aber bei euch oder bzw. dem einen oder der anderen Interesse besteht, mehr über die Situation in Lateinamerika zu erfahren könnt ihr gerne auf unsere Website klimasolidartaet.de schauen.

Zum zweiten Planen wir auch ab kommendem Jahr ein Projekt in Nicaragua unserer Partnerorganisation, mit Maßnahmen gegen den Klimawandel, finanziell zu unterstützen, wofür wir auch noch Spenden benötigen.

Falls darüber hinaus Interesse besteht, sich mit Bewegungen aus dem Globalen Süden zu vernetzen, wären wir sehr gerne behilflich einen direkten Austausch zu ermöglichen. So planen wir schon für den Herbst eine Onlineveranstaltung mit Aktivist*innen aus Nicaragua. Denkbar wären aber auch Kooperationen im akademischen Bereich.

Im nächsten Jahr würden wir, sofern es die Situation mit CORONA zulässt, anbieten, mit einer kleinen Gruppe nach Nicaragua und El Salvador zu reisen, um dort die Situation und die Aktivitäten gegen den Klimawandel aus erster Hand kennenzulernen. Dabei soll es sich nicht um eine touristische Reise handeln. Stattdessen würde es darum gehen, gemeinsam bereits im Vorfeld eine Idee oder ein Projekt zu erarbeiten, was dann vor Ort, oder auch im Nachhinein umgesetzt werden kann.

Interessierte können sich gerne an mich oder unser Büro wenden. Den Kontakt könnt ihr über Theresia Endriss vom Weltladen hier bekommen.

Gut, das wars von meiner Seite. Ich bedanke mich noch einmal für die Einladung und wünsche euch und allen Klimabewegten viel Erfolg.

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