Seminardokumentation: In Honduras entsteht die weltweit erste private „Charter City“ - Widerstand formiert sich

Auf der honduranischen Karibikinsel Roatán entsteht seit Mai 2020 die „Zone für Beschäftigung und Ökonomische Entwicklung“ (ZEDE) Próspera https://prospera.hn/ die weltweit erste extraterritoriale Modellstadt für private Investor*innen mit eigener Gesetzgebung und eigener Rechtsprechung. Einer der Ideengeber und Investoren für das Projekt ist der libertäre deutsche Unternehmer Titus Gebel https://www.freeprivatecities.com/de/ Ein Tochterunternehmen der Technischen Universität München, die TUM International GmbH, entwickelt nach eigener Aussage die wirtschaftlichen Aktivitäten der ZEDE Próspera auf Roatán und will einen ebenfalls als ZEDE geplanten Industriestandort in der Küstenstadt La Ceiba verwalten: https://www.tum-international.com/de/referenzen-detail/clusteraufbau-und-industrielle-standortentwicklung/roatan Weitere internationale Unternehmen wie das Architekturbüro Zaha Hadid aus London https://www.zaha-hadid.com/2020/07/28/roatan-prospera-residences-roatan-island-honduras/ und die Unternehmensberatung EY sind ebenfalls an der Entwicklung von Próspera beteiligt. Honduras hat für die Errichtung privater Modellstädte seine Verfassung geändert. Die Pläne für die ZEDE Próspera werden ohne die von der ILO-Konvention 169 vorherige, freie und informierte Zustimmung der lokalen indigenen Bevölkerung umgesetzt, die langfristig Enteignung und Vertreibung befürchtet. An der honduranischen Karibikküste steht indes die Existenz zahlreicher afroindigener Garífuna-Gemeinden auf dem Spiel.

Unser von der Rosa-Luxemburg-Stiftung gefördertes Seminar für die Bundeskoordination Internationalismus (BUKO) am 28.11.2020 erläuterte den internationalen Kontext der Charter oder Start Up Cities, verdeutlichte die bisher in der deutschen Öffentlichkeit kaum bekannten rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen der honduranischen ZEDE und informierte über die Situation auf Roatán, wo sich breiter Widerstand gegen die ZEDE Próspera formiert.

Hier die Dokumentation der Hauptbeiträge:

“Governance becomes a service that is provided by a private entity and not a collective construction created by citizens”

Conversation with Beth Geglia (Antrophologist, Washington DC) and Andrea Nuila (Jurist, Heidelberg)
Interview: Jutta Blume

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„Die Zerstörung der staatlichen Strukturen dieses Landes macht sprachlos“

Miriam Miranda ist Generalkoordinatorin der Garífuna-Organisation OFRANEH (Organización Fraternal Negra de Honduras), die sich seit über 40 Jahren für die kulturellen Rechte und Landrechte der afroindigenen Garífuna in Honduras einsetzt. Die Garífuna-Gemeinden liegen entlang der Nordküste des Landes und einige Garífuna leben auch auf den vorgelagerten Bay Islands. OFRANEH kämpft seit 2011 gegen das Projekt der „Modellstädte“ oder „Charter Cities“ in Honduras, das sich nun mit der ersten ZEDE auf der Insel Roatán zu verwirklichen droht. Auch ein großer Teil der Garífuna-Gemeinden an der Küste bleibt von der Etablierung weiterer ZEDEs bedroht.

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„Auf dem Plan ist Crawfish Rock ausgelöscht“

Venessa Cardenas ist Vizepräsidentin des Patronatos von Crawfish Rock, das heißt der ehrenamtlichen Gemeindevertretung. Die Gemeinde Crawfish Rock liegt an der Nordküste der Insel Roatán und wird von Black Indigenous People of Color (BIPoC) bewohnt. Seit Bekanntwerden der Pläne, dass dort die ZEDE Próspera ausgewiesen wurde und gebaut werden soll, hat sich massiver Widerstand von Seiten der Gemeinde und der gesamten Inselbevölkerung formiert.

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