Fall Cáceres: Mörder von Aktivistin in Honduras müssen 50 Jahre in Haft

Von Andrea Lammers
amerika21

Tegucigalpa. In Honduras Hauptstadt Tegucigalpa hat ein Gericht unlängst das Strafmaß für vier bereits im Januar 2019 verurteilte Auftragskiller und zwei Mittelsmänner des Mordes an der honduranischen Menschenrechtsverteidigerin und Umweltaktivistin Berta Cáceres verkündet. Die Auftragsmörder erhielten 50 Jahre Gefängnis: 34 Jahre wegen der Erschießung von Berta Cáceres in der Nacht vom 2. zum 3. März 2016 und 16 Jahre wegen versuchten Mordes an dem mexikanischen Umweltaktivisten Gustavo Castro. Er übernachtete damals in Cáceres Privathaus in der Kleinstadt La Esperanza-Intibucá und kam verletzt mit dem Leben davon.

Für zwei Mittelsmänner, den ehemalige Militär und früheren Sicherheitschef des Unternehmens Desarrollos Energéticos (Desa), Douglas Geovanny Bustillo, und den Desa-Manager für Umwelt und Soziales, Sergio Rodriguez, lautete das Strafmaß 30 Jahre und vier Monate. Der ebenfalls in das Mordkomplott verwickelte und zum Tatzeitpunkt aktive Major der honduranischen Armee, Mariano Díaz Chavez, kam mit 30 Jahren davon.

Da das Urteil nun schriftlich vorliegt, kann die Verteidigung der Täter Berufung einlegen.

Berta Cáceres und ihre Organisation Copinh hatten sich gemeinsam mit betroffenen Gemeinden gegen den Bau des Wasserkraftwerkes Agua Zarca eingesetzt, an dem unter anderem europäische Entwicklungsbanken und das Siemens-Joint Venture Voith Hydro beteiligt waren.

Die Prozesseröffnung gegen den Präsidenten der Desa, David Castillo, war im Oktober 2019 zum zweiten Mal am Widerstand seiner Anwälte gescheitert. Castillo soll für den Mord an Cáceres 500.000 Lempira (etwa 18.000 Euro) an den Mittelsmann Bustillo bezahlt und von seinen Auftraggebern eine Summe erhalten haben, die ihm den Kauf einer Luxusvilla in den USA ermöglichte.

Als Drahtzieher hinter dem Mord werden Desa-Aufsichtsräte und Aktionäre aus der mächtigen honduranischen Unternehmerfamilie Atala Zablah in Komplizenschaft mit weiteren, mutmaßlich staatlichen, Akteuren vermutet.

In Haft befinden sich zwei Ermittler der honduranischen Polizei, die versucht hatten, die Spurensicherung zu manipulieren.

Das honduranische Sicherheitsministerium hatte den Mord an Cáceres zunächst als "Verbrechen aus Leidenschaft" dargestellt.

Cáceres’ Organisation Copinh würdigte das Urteil gegen die Täter als "ersten Riss in einer Mauer totaler Straflosigkeit, mit der eine kriminelle Struktur aufrechterhalten wird, die für den Mord verantwortlich ist". Unterstützt von internationalen Organisationen und Institutionen fordern Copinh und Cáceres’ Familie die vollständige Aufklärung des Verbrechens und die Verurteilung aller Beteiligten. Genügende Beweise gegen sie lägen vor, so COPINH in einem Statement. Die Staatsanwaltschaft müsse nun endlich handeln.

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